
Betriebswirtschaftlich denken in herausfordernden Zeiten
Der Verein Ehemaliger Weinsberger organisiert regelmäßig Fortbildungen zu unterschiedlichen Branchenthemen. Am 17. April stand ein aktuell sehr brisantes Thema auf der Agenda: „Unternehmensführung in herausfordernden Zeiten“. Über 60 Interessierte aus der Weinbranche nahmen an der Fortbildung teil.
von LVWO Weinsberg erschienen am 06.05.2024Die Unternehmensführung wird für viele Betriebe bei der aktuellen Marktsituation zur Herausforderung. Der gesellschaftliche Trend zu einem geringeren Alkoholkonsum, die steigenden Betriebskosten bei gleichzeitig sinkenden Absatzzahlen, nicht zuletzt durch die hohe Konkurrenz ausländischer Weine, und die teils fehlenden Investitionsmöglichkeiten für Betriebe, machen der Branche schwer zu schaffen.
Betriebswirtschaftliche Situation
Einen Überblick über die tatsächliche betriebswirtschaftliche Situation in der Branche gab zum Einstieg Steffen Zeyer, der an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg für diese Themen in der Lehre zuständig ist. Ernüchternde Zahlen zeigten die weltweite Überproduktion an Wein, die auf einen rückläufigen deutschen Markt trifft. Gleichzeitig steigende Produktionskosten auf betrieblicher Ebene schlagen sich schließlich in sinkenden Unternehmensgewinnen nieder.
Im Anschluss beleuchtete Uwe Michelfelder (LVWO Weinsberg) die Kosten der Traubenerzeugung unter heutigen Produktionsbedingungen und stellte für verschiedene Szenarien Preisuntergrenzen dar, die beim Traubenverkauf erzielt werden müssten. Auch hier mahnten die vorgestellten Ergebnisse zur genauen Betrachtung der Kosten im eigenen Betrieb und zu unternehmerischem Handeln. „Kosten für Abschreibung und die Entlohnung der Familienarbeitskräfte werden zu oft nicht eingepreist. Das ist ökonomisch nicht nachhaltig“, so Michelfelder.
Hoffnungsvoller stimmten dann die beiden spannenden Best Practice Beispiele aus der Branche, die Einblicke in ihre eigene Unternehmensführung gaben und mit Ideen aufwarteten, wie man der aktuellen Situation begegnen kann. Sowohl Philipp Müller aus Kleinfischlingen (Pfalz) als auch Fritz Lösch aus Windischenbach (Württemberg) konnten eindrücklich zeigen, wie es auch in herausfordernden Zeiten gehen kann.
Diversifizierung des Betriebs
Der zweite Teil des Tages beschäftigte sich mit dem wichtigen Thema „Diversifizierung“. Was tun, wenn die Trauben- und Weinproduktion allein nicht reicht, um den Betrieb am Leben zu halten? Welche Möglichkeiten gibt es für landwirtschaftliche Betriebe? Vanessa Hauert (LVWO Weinsberg), zeigte anhand verschiedenster Beispiele und konkreter Zahlen, dass Weintourismus durchaus eine Möglichkeit sein kann, sich als Betrieb ein zweites Standbein aufzubauen – sei es mit Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie oder Veranstaltungen. Anschließend stellte Weinerlebnisführerin Claudia Steinbrenner die Erfolgsgeschichte der Weinerlebnisführer Baden-Württemberg und deren vielfältige Aktivitäten vor.
Wer sich mit dem Thema Diversifizierung bereits einmal beschäftigt hat, weiß jedoch auch, dass das Thema Bauen stets mit Genehmigungsverfahren verbunden ist. Auch dieser Punkt wurde in der Veranstaltung nicht außen vor gelassen. Zwei Expertinnen vom Landratsamt Heilbronn stellten die aktuellen Regularien und geltenden Gesetze aber auch die Fördermöglichkeiten vor, die Betriebe für Diversifizierungsvorheben nutzen können.
Alles in allem konnten sich die zahlreichen Teilnehmer einen guten Überblick über das Thema betriebswirtschaftliche Situation in der Weinbranche, und die damit verbundenen Handlungsmöglichkeiten für Betriebe, verschaffen. Ein besonderer Dank gilt dem Verein Ehemaliger Weinsberger, der es seinen Mitgliedern immer wieder ermöglicht, solche Fortbildungsformate zu besuchen.
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