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Baden

Austausch der Rebveredler in Rust

Am 14. Februar 2023 fand der Badische Rebveredlertag in Rust statt. Die Leitung der Tagung übernahm der Vorsitzende des Verbandes Badischer Rebenpflanzguterzeuger Alois Huber.

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Die Referenten berichteten über die Möglichkeiten und den Nutzen einer Bodendesinfektion von Nachbauflächen in der Rebschule, die aktuelle Situation bei Blattrollviren, Strategien zum Schutz der Weinrebe vor Esca, die Ergebnisse von neuen deutschen Ruländerklonen in Südtirol, alternative Medien und Methoden zum Vortreiben von Pfropfreben in der Rebveredlung, zukünftige Anforderungen an das Rebenpflanzgut und neue Laubwandmodelle für den Pflanzenschutz in der Rebschule.

Bodendesinfektion von Nachbauflächen in der Rebschule

Zu Beginn der Tagung berichtete Michael Daniel von der Firma Certis Belchim über den Einsatz von Basamid-Granulat. Der Einsatz von Basamid-Granulat soll der Bodendesinfektion dienen, die Bodenmüdigkeit von Rebschulen auf Nachbauflächen verringern und die Anwuchsraten der Pfropfreben erhöhen. Basamid-Granulat hat ein breites Wirkungsspektrum gegen pilzliche Schaderreger, Schadinsekten, Nematoden und keimbereite Unkrautsamen im Boden. Das Produkt soll im Herbst in den Boden eingebracht und der Boden über 13 Wochen mit einer Barrierefolie abgedeckt werden, die die Verflüchtigung des gasförmigen Wirkstoffes bremst. Sie ist bei der Anwendung von Basamid-Granulat gesetzlich vorgeschrieben. Wichtige Einflussgrößen auf die Wirkung des Granulats sind die Bodenvorbereitung, Bodentemperatur und Bodenfeuchtigkeit. Für die Ausbringung des Produkts wurde bereits ein Gerät entwickelt. Verschiedene Ergebnisse aus dem Obstbau und Gartenbau liegen vor. Bisher gibt es allerdings nur wenig Erfahrungen beim Einsatz in Rebschulen.

Aktuelle Situation bei Blattrollviren

Dr. Christoph Hoffmann vom Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau des Julius-Kühn-Instituts in Siebeldingen stellte in seinem Vortrag aktuelle Ergebnisse zum Thema Blattrollkrankheit dar. Sie führt, neben dem Einrollen der Blätter auch zu kleineren Beeren und Trauben sowie zu einer Reifeverzögerung. Die Wuchs- und Assimilationsleistung ist eingeschränkt, so dass die Rebe anfälliger gegen Umweltstress ist. Darüber hinaus wird die Symptomausbildung durch hohe Temperaturen und Wassermangel beeinflusst. Die Viren können durch Schildläuse und Vermehrungsmaterial in Weinbergen verteilt werden. Dabei erfolgt die Übertragung des Virus semipersistent. Das bedeutet, dass die Schildläuse bei Schlüpfen aus dem Ei virusfrei sind, das Virus beim Saugen an befallenen Pflanzen aufnehmen und dann nach der Überwanderung auf andere Pflanzen übertragen. Als Überträger der Blattrollkrankheit steht derzeit die Ahornschmierlaus im besonderen Fokus.

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Blattrollkrankheit ist in verschiedenen Weinbaugebieten und Flächen sehr unterschiedlich. Schlupfwespen sind wichtige natürliche Feinde der Ahornschmierlaus. Die Ausbreitung der Schildläuse ist möglicherweise auf den gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zurückzuführen. Besondere Bedeutung haben dabei wahrscheinlich Mittel, die in den letzten Jahren zur Bekämpfung der Kirschessigfliege eingesetzt wurden. Darüber hinaus spielen aber auch Fungizide eine Rolle. Als Ansatzpunkte für eine integrierte Bekämpfung von Schild – und Wollläusen wurden der späte Schnittzeitpunkt, Entfernung des Schnittgutes aus der Anlage, Verbesserungen der mechanischen Geräte und einer Erziehungsart, bei der sich die Triebe nicht überkreuzen sollen genannt.

Die zunehmende Ausbreitung der Blattrollkrankheit erschwert die Produktion gesunden Pflanzguts in zunehmendem Maße. Für eine nachhaltige Bekämpfung nur auf Basis von Pflanzenschutzmitteln stehen nicht genügend effektive Produkte zur Verfügung. Deshalb ist der integrierte Ansatz aus Bekämpfung, Kulturmaßnahmen und Nützlingsschonung der derzeit empfehlenswerte Weg.

Strategien zum Schutz der Weinrebe vor Esca

Dr. René Fuchs vom Weinbauinstitut Freiburg (WBI) berichtete über Strategien zum Schutz der Weinrebe vor Esca. Die Escakrankheit beeinträchtigt den Ertrag sowie die Qualität der Trauben und führt zum vorzeitigen Absterben der Reben. Mehrere holzbesiedelnde und -zerstörende Pilze verursachen die Krankheit. Das Problem ist, dass die Krankheit lange Zeit unentdeckt bleibt. Erste Symptome im Holz sind bereits bei einjährigen Reben festzustellen. Äußerlich sichtbare Symptome treten jedoch erst bei älteren Reben ab dem achten Standjahr auf. Die Ursachen für die Symptombildung sind bisher noch nicht vollständig erforscht.

Leider ist festzustellen, dass die Befallshäufigkeit und die wirtschaftlichen Verluste in befallenen Anlagen jährlich zunehmen. Durch die Klimaerwärmung begünstigt, breitet sich die Krankheit weiter aus. Für eine direkte Bekämpfung der Krankheit stehen bislang keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Auch die indirekten und präventiven Maßnahmen, wie zum Beispiel der Einfluss der Rebenerziehung und des Pflanzguts, sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Klarheit besteht, dass die Besiedlung und die Zersetzung des Rebstamms durch die Pilze über Schnittwunden am Kopf oder Stamm der Rebe entstehen und sich die Pilze von dort aus in Richtung Veredlungsstelle ausbreiten.

Als indirekte Maßnahmen stehen unter anderem die Rebchirurgie, die Resetmethode und der Wundschutz zur Verfügung. Bei der Rebchirurgie wird mit einer Motorsäge der vom Pilz geschädigte Teil der Reben entfernt. Bei der Resetmethode wird der befallene Stamm über einem Wasserschoss abgesägt und ein neuer Rebstamm aufgebaut. Der Wundschutz soll ein Eindringen der Schadpilze über die Schnittwunden verhindern. Untersuchungen zum Sporenflug haben gezeigt, dass die Pilzsporen ebenfalls in den Wintermonaten, insbesondere bei milden Witterungsverhältnissen, in der Luft vorhanden sind und unbehandelte Schnittwunden innerhalb weniger Tage besiedelt werden können.

Ergebnisse von neuen deutschen Ruländerklonen in Südtirol

Über die Ergebnisse der Ruländerklone aus Freiburger, Geisenheim und einem Klon der Rebschule Basler-Männle in Südtirol berichtete Josef Terleth vom Versuchszentrum Laimburg. Er stellte die Trauben-, Beeren- und Mostgewichte sowie weitere Mostparameter und Ergebnisse aus Blindverkostungen gegenüber. Als Schlussfolgerung stellte er fest, dass sich die Geisenheimer Klone Gm1-31, Gm 1-32 und Gm 1-33 optisch vor allem durch ein längeres Stielgerüst von den anderen Klonen unterscheiden. Alle anderen Klone hatten eine gewisse Ähnlichkeit zu den Klonen SMA 505 und SMA 514. Zwischen den unterschiedlichen Freiburger Klonen konnten keine großen Unterschiede festgestellt werden. Trotz der statistisch absicherbaren Unterschiede in den weinbaulichen und oenologischen Erhebungen konnten diese Unterschiede in der sensorischen Bewertung nicht bestätigt werden. Er empfiehlt aufgrund der Ergebnisse die Geisenheimer Klone. Es sollte hier aber bei Bedarf eine Ertragsregulierung vorgenommen werden. Die Selektion Basler-Männle war in dem Versuch vergleichbar mit den Geisenheimer Klonen. Es fehlt hier jedoch die statistische Absicherung und die Ergebnisse zur Weinqualität.

Alternative Medien und Methoden zum Vortreiben von Pfropfreben in der Rebveredlung

Christian Strubel stellte die Ergebnisse seiner Bachelor-Thesis zum Thema Alternative Medien und Methoden zum Vortreiben von Pfropfreben in der Rebveredlung vor. Als Packmedium wird in der Rebveredlung vor allem Torf verwendet, der mit unterschiedlichen Materialien zum Beispiel Sägemehl gemischt wird. Auf den Veredlungskisten wird zur Abdeckung der Veredlungsstelle meist eine Schicht aus Sand oder Perliten zur Verdunstungsminderung aufgestreut. Für die Rebveredler ist es dringend notwendig, dass Alternativprodukte für Torf mindestens die Eigenschaften des Torfs erfüllen. Möglichkeiten wären hierbei zum Beispiel feine Holzhäcksel oder Sägespäne, die bezüglich einem Großteil der Eigenschaften mit Torf vergleichbar sind.

Allerdings weisen diese Materialien ein geringeres Wasserhaltevermögen auf, versprechen aber eine geringere Gesamtumweltbelastung. Als Alternative wurden Versuche zum Vortreiben in Wasser durchgeführt. Dem Wasser wurden Kohle, Beltanol, Kupfersulfat und zwei unterschiedliche Nährsalze zugesetzt. Die fungiziden Wirkstoffe reichten aber nicht aus, um den Pilzdruck in den Kisten zu vermindern. Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich die Temperaturentwicklung in der Anwärm- und Vortreibphase bei den Wasservarianten von der Vergleichsvariante mit Torf unterscheidet. Es wurde klar, dass in weiteren Arbeiten untersucht werden sollte, wie zum Beispiel das Temperaturmanagement beim Vortreiben in Wasser gefahren werden sollte, um die Anzahl einschulungswürdiger Reben zu erhöhen.

Zukünftige Anforderungen an das Rebenpflanzgut

Prof. Joachim Schmid von der Hochschule Geisenheim stellte fest, dass die höchstmögliche Pflanzengesundheit und die optimale Leistungsfähigkeit auch zukünftig die Anforderungen an Rebenpflanzgut sein werden. In Zukunft wird es aufgrund der Klimaerwärmung notwendig sein, in der Klonenzüchtung beispielsweise lockerbeerige Klone zu finden. Um die Arbeit zu beschleunigen, stehen mittlerweile moderne Verfahren der DNA Sequenzierung zur Verfügung. Ausschlaggebend wird aber auch die Einführung neuer Unterlagen sein, die unter anderem mit dem Zuchtziel der verbesserten Trockentoleranz in den letzten Jahrzehnten von der Hochschule Geisenheim gezüchtet worden sind.

Erste vielversprechende Ergebnisse liegen bei Untersuchung der V. berlandieri auf weitere Reblausresistenzen vor. Die Automatisierung wird auch vor der Rebveredlung nicht Halt machen. Die Zukunftsfragen für die Rebveredlung werden der Einschätzung des Referenten der Ressourcenverbrauch in den Rebschulen sowie die Vermeidung der Einschleppung neuer Schadorgansimen sein.

Neue Laubwandmodelle für den Pflanzenschutz in der Rebschule

Matthias Zink vom DLR Neustadt berichtete über die Anpassung der neuen laubwandbezogenen Berechnung der Aufwandmenge von Pflanzenschutzmitteln für Rebschulen und Unterlagenschnittgärten mit Tischerziehung. Die Applikation von Pflanzenschutzmitteln in Rebschulen und Unterlagengärten ist eine wichtige vorbeugende Maßnahme gegen Pilzkrankheiten und tierische Schaderreger. Die betrifft insbesondere den Echten und Falschen Mehltau sowie die Reblaus. Bei dem Vorhaben sollten die zugelassene Aufwandmenge der Pflanzenschutzmittel nach dem neuen Laubwandflächen-bezogene Dosiermodell LWA und dem bisherigen Entwicklungsstand bezogenen Modell der Reben bezogen auf die Grundfläche geprüft werden. In den Versuchen konnte für Rebschulen eine Bekämpfungsstrategie mit sicherer Wirksamkeit entwickelt werden, die dem neuen Laubwandmodell angepasst ist.

Die Pflanzenschutzgeräte, die derzeit in Rebschulen verwendet werden, applizieren zumeist nur von oben oder seitlich. In der Rebschule sind Reben aber aufgrund des bodennahen Wachstums, insbesondere einem hohen Pilzdruck des Falschen Mehltaus ausgesetzt. Um die Applikationsqualität zu verbessern wurden in diesem ATW Projekt zwei Spritzgestänge entwickelt, die eine gezielte Applikation auf der Blattunter- und Blattoberseite in Rebschulen sowie in Unterlagen Muttergärten mit Tischerziehung erlauben sollen. Im dritten Jahr soll das Rebschule-Spritzgestänge weiterentwickelt werden, um die Anlagerung des Pflanzenschutzmittelbelages zu optimieren und die Abdrift zu vermindern. Das Pflanzenschutzgerät ohne Gebläse mit einem horizontal arbeitenden Gestänge, das für die Tischerziehung konstruiert wurde, konnte bisher keine ausreichende Belagsbildung an den Blättern auf der Unterseite bilden. Eine Applikation ohne Gebläse ist für eine optimale Behandlung dieser Erziehungsform nicht möglich. Deshalb ist eine Anpassung der Applikationstechnik erforderlich damit die Brühe im Bestand angelagert werden kann.

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