Taubertäler Weingästeführer auf Fortbildung
Bei einer zweitägigen Fortbildungsveranstaltung reisten Weingästeführer des Lieblichen Taubertals von Tauberfranken zum Kaiserstuhl und ins Markgräflerland. Mit dabei war ein gutes Drittel der Taubertäler Erlebnisführer aus den drei im Weinland Taubertal vertretenen Anbaugebiete: Württemberg, Franken und Baden.
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Bestens organisiert hatten die informative Exkursion die langjährige Weingästeführerin Conny Lehr und ihr Mann Thomas vom Markelsheimer Jakobshof. Die Fahrt durch die auf Lössböden angelegten Rebflächen und -terrassen in Südbaden erweiterte den Horizont der Taubertäler Weinexperten ebenso wie die interessant vermittelten Philosophien der an den zwei Tagen besuchten Weingüter.
Erster Tag am Kaiserstuhl
Die Lössböden des Kaiserstuhls werden ackerbaulich intensiv genutzt und begünstigen durch ihre Fruchtbarkeit besonders den Weinbau auf über 4100 Hektar. Wie standfest das Gestein ist, erkannten die Teilnehmer während der Fahrt an den mehrere Meter hohen Löss-Wänden rechts und links der Straße. Viele Gegenden im Kaiserstuhl sind für die in Jahrhunderten entstandenen Löss-Hohlwege bekannt. Schier unendliche Weinterrassen prägen die Landschaft, auf denen im wärmsten Klima aller deutschen Weinbaugebiete vor allem Burgundersorten gedeihen.
Gästeführerin Christina Voit hatte mit einem kleinen Vortrag bereits auf die Exkursionstage eingestimmt, als im Weingut Abril in Vogtsburg-Bischoffingen der erste Stopp eingelegt wurde. Am Ortsrand unterhalb des Enselbergs war 2011 das neue Gutsgebäude gebaut worden, das sich mit seiner braunroten Fassade aus rostigem Cortenstahl in die Reblandschaft integriert. Herzstück ist der Keller, der von der Traubenanlieferung und dem Betriebshof überbaut ist. Bei einer Führung wurden den Gästen die Maßstäbe nähergebracht, an denen sich das Gut für einen nachhaltigen Weinbau orientiert. Alle Flächen werden nach den Bestimmungen des ökologisch-kontrollierten Anbaus des Ecovin-Bundesverbandes bewirtschaftet. Die Weine werden nach den Linien „Frucht“, „Stein“ und „Zeit“ ausgebaut. Auch Sekt wird im Champagnerverfahren hergestellt.
Die nächste Station war die Winzergenossenschaft in Vogtsburg-Achkarren. Sie ist die erste von Fair’N Green zertifizierte badische Genossenschaft. Der Vorstandsvorsitzende Michael Kunzelmann führte durch den Keller, der mit seinem bis zum Jahrgang 1942 zurückreichenden Archiv die wohl größte Schatzkammer im Weinland Baden beherbergt. Für seinen Ruländer, einen besonderen Grauburgunder, erhält die Genossenschaft regelmäßig Preise.
Den Abschluss des ersten Tages bildete in Vogtsburg-Oberbergen ein Besuch des Weinguts Franz Keller. Der Weinbaubetrieb des Winzers und früheren DFB-Präsidenten ist Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Besonders für den Erhalt der in die römische Zeit zurückreichenden Kleinterrassen und Steillagen hat Franz Keller während der Flurbereinigung am Kaiserstuhl gekämpft. 2013 wurde das neue Gutsgebäude mit drei gegeneinander versetzten Ebenen gebaut. Die Architektur greift die umgebenden Weinterrassen auf, verbindet das Gebäude mit der Landschaft und nutzt die Gravitation für die Weinbereitung. Bei einer Führung konnte das beeindruckende Bauwerk erkundet werden und auch Franz Keller persönlich schaute kurz bei den Besuchern vorbei.
Zeiter Tag im Marktgräflerland
Der zweite Tag führte die Taubertäler Weingästeführer etwas weiter südlich ins Markgräflerland, wo der Gutedel die vorherrschende Rebsorte ist. Die Gesamtrebfläche von rund 3200 Hektar erstreckt sich auf Löss-, Mergel- und tonige Lehmböden.
Im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz bietet das kleine Dorf Fischingen mit dem Hof Fünfschilling eine besondere und gut besuchte Attraktion: ein Weingut mit Restaurant und einem großen Bauernladen. Der Betrieb umfasst 30 Hektar Obstplantagen, 30 Hektar Weinberge und 20 Hektar Ackerland. Stefan Fünfschilling, engagierter Protagonist der Selbstvermarktung, zeigte den Besuchern aus dem Taubertal den gesamten Betrieb inklusive Weinkeller. Der ausgebildete Gärtner mit Fachrichtung Obstbau entdeckte im Zivildienst auf einem Weingut die Liebe zum Wein und lernte dort seinen Kellermeister Jörn Stiefvatter kennen. Seit 2007 wird bei Fünfschilling eigener Wein und Sekt produziert. Wie alle landwirtschaftlichen Produkte des Betriebes werden auch die Reberzeugnisse ausschließlich direkt vor Ort verkauft.
Nach diesem eindrucksvollen Besuch ging es weiter zum Weingut Blankenhorn in Schliengen, dass sowohl Mitglied im VDP als auch bei Fair’n Green ist. Der Gutedel wird hier vom Gutswein bis zum erstklassigen Lagenwein ausgebaut, auch Burgunder- und Bordeauxsorten gehören zum Portfolio. Beim Rebschnitt achtet das Weingut konsequent auf Ertragsreduktion. Die Handlese erfolgt in mehreren Durchgängen, wobei nur die besten Trauben selektioniert werden. Im Keller wird auf jeden mechanischen Eingriff verzichtet. Wie bei Franz Keller wurde das neue Betriebsgebäude nach dem Gravitationsprinzip erstellt, indem die Trauben mit Hilfe der Schwerkraft bewegt werden. Ein Highlight bei der Kellerführung war das historische Kreuzgewölbe.
Letzte Station vor der Heimfahrt war das Weingut Martin Waßmer in Bad Krozingen-Schlatt. „Liebe, die durch die Traube geht“ lautet die Philosophie des Betriebes, der seit 1997 Gutedel, Burgundersorten, aber auch Riesling und Gewürztraminer als Guts-, Selektions- und Lagenweine selbst ausbaut. Ertragsreduktion bestimmt die Qualität und setzt schon bei der Gutswein-Lese die Grenze auf 55 Liter pro Hektar. Weine der Selektion Waßmer werden spontan vergoren und reifen in Barriquefässern. So überraschte bei der Kellerführung vor allem das riesige Barrique-Lager.
Bei den Weingutsbesuchen kam auch die Verkostung von Weinen nicht zu kurz, die – ob rot oder weiß –sehr oft im Barrique ausgebaut wurden. Im Gegenzug übergab Thomas Lehr in allen Betrieben Kostproben aus dem Taubertal, wie zum Beispiel die Rarität Tauberschwarz. Auf der Heimfahrt galt Conny und Thomas Lehr ebenso der Dank für die gute Organisation, wie Gerd Drescher für die sichere Fahrt. Auch 2024 ist wieder eine Exkursion der Taubertäler Weingästeführer geplant. Näheres zu den Weingästeführern und ihre Angebote findet sich im Internet unter weinlandtaubertal.de.
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