
Zwei Messen, viele Highlights
Der Jahresbeginn ist für viele Winzer die Zeit, sich über neue Entwicklungen in der Branche zu informieren. Mit den AgrarWinterTagen in Mainz und der Winzer-Service Messe in Karlsruhe bieten sich im Januar und Februar gleich zwei große Fachmessen, um aktuelle Innovationen und bewährte Lösungen für den eigenen Betrieb kennenzulernen.
von Melina Kesel, Natalie Krampfl erschienen am 21.02.2025Ob neue Technik, bewährte Maschinen oder digitale Systeme – die Weinbaumessen sind für viele Winzer ein fester Termin, um sich bei Herstellern auf die kommende Saison vorzubereiten und sich mit Kollegen auszutauschen.
Das Angebot reicht von Anbaugeräten, Traktoren und Werkzeugen über Pflanzenschutzmittel bis hin zu Verpackungslösungen und digitalen Anwendungen. Im Fokus vieler Neuentwicklungen stehen Arbeitserleichterung und Effizienzsteigerung, sei es durch Apps für die Kellerwirtschaft oder innovative Hilfsmittel für die Weinbergsbewirtschaftung. Auch Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema, etwa bei Flaschenausstattungen oder Pflanzenschutzlösungen.
Nachhaltigkeitspreise auf den AgrarWinterTagen
Auf den AgrarWinterTagen in Mainz wurden in diesem Jahr erneut Nachhaltigkeitspreise vergeben: Ausgezeichnet wurden Voestalpine Krems für „Leova Smart“, eine in Weinbergspfähle integrierte Wetterstation, sowie die Kapselfabrik Schneider für die „Sustaincap“, eine Sektkapsel aus nachhaltigen Materialien.
Leova Smart erfasst kleinräumige Wetterdaten über ein Sensorsystem, das in die Weinbergspfähle von Voestalpine integriert ist. Es ist einfach zu installieren, wartungsarm und liefert standortspezifische Daten durch Regenmesser, Klimafühler, Blattnässe- und Frostsensoren.
Diese Daten ermöglichen das frühzeitige Erkennen von Pilzdruck, Frostgefahr sowie Trockenheit. Die Prognosen erlauben eine präventive und ressourcenschonende Bewirtschaftung. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann auf das notwendige Maß reduziert werden – zum Schutz der Böden sowie der Wasserressourcen. Insbesondere in Lagen, die anfällig für Pilzkrankheiten sind, lässt sich so vorausschauend, datengestützt und präzise im Weinberg arbeiten.
Dadurch kann der Winzer langfristig Geld und Ressourcen einsparen und gleichzeitig die Qualität der Ernte fördern. Die passende App gibt es sowohl für das Smartphone als auch für den Desktop. Dort lassen sich alle Daten abrufen und Vorhersagen einsehen.
Der Hersteller empfiehlt, dass sich Winzer zusammenschließen und gemeinsam ein System anschaffen. Denn je nach Topografie und Standort unterscheiden sich die Prognosen. Gemeinsam lässt sich mit einer Wetterstation dann eine größere Fläche abdecken.
Normalerweise besteht eine Sektkapsel aus fünf Schichten aus Plastik, Aluminium und Kleber. Die Sustaincap von Schneider hingegen besteht aus einem kunststofffreien Konglomerat aus Aluminium und Papier, das mit einem Wachs nachhaltigen Ursprungs als Kleberersatz verbunden wird.
Der recyclingfähige Anteil der Kapsel beträgt bis zu 97 % der Materialdicke, da eine problemlose Trennung von Papier und Metall möglich ist. Die Folie wird in Deutschland produziert, was für kurze Transportwege sorgt und CO2-Emissionen reduziert. Das Mantelmaterial besteht zu über 80 % aus Papier (bezogen auf die Gesamtdicke).
Bei der Kapsel-Produktion wird auf problematische Chemikalien verzichtet. Stattdessen kommt chlorfrei gebleichtes, reißfestes Frischfaserpapier mit hoher mechanischer Stabilität zum Einsatz. Das Aluminium wird im Kreislauf geführt und rückstandslos verbrannt.
Die Sustaincap wurde 2023 auf den Markt gebracht, 2025 soll sie international ausgerollt werden. Die Idee für die nachhaltige Kapsel entstand auf Nachfrage der Kunden nach einer umweltfreundlichen Alternative zur herkömmlichen „Plastik-Kapsel“ – entwickelt wurde sie von den Mitarbeitern der Kapselfabrik Schneider.
„Branchenpionier“-Award bei der Winzer-Service Messe
Zum ersten Mal wurde der Messe-Award „Branchenpionier“ für wegweisende Ideen und Lösungen vergeben. Eine unabhängige Fachjury, bestehend aus Vertretern renommierter Weinbauinstitutionen, bewertete die eingereichten Innovationen. Die feierliche Preisverleihung fand im Rahmen der offiziellen Messeeröffnung statt. Minister Peter Hauk, Schirmherr der Winzer-Service Messe, übergab die Auszeichnungen persönlich und würdigte die innovativen Lösungen der Preisträger:
- BranchenPionier Gold (Kategorie Weinbau): Bakus von Vitibot, Petri & Söhne: Autonomer, vollelektrischer Roboter mit moderner Sensorik, von der Boden- und Zwischenstockbearbeitung bis hin zu Laubarbeiten.
- BranchenPionier Silber (Kategorie Weinbau): Pellenc C3X, Pellenc GmbH: Ergonomische Akkuschere mit Einsteckakku, intelligenter Schnittschutz-Steuerung und NFC-Konnektivität zur direkten App-Anbindung.
- BranchenPionier Gold (Kategorie Kellerwirtschaft): Sentia Wine Analyzer, Universal Biosensors: Mobiles Analysegerät für verschiedene Weinparameter – einfach bedienbar, automatische Kalibrierung, zeitsparend und kosteneffizient.

Produkte für die Weinberge
Kupferfrei, biologisch, wirksam – mit diesen Eigenschaften bewirbt der Hersteller das Fungizid Upside gegen Peronospora. Das Pflanzenschutzmittel basiert auf dem Wirkstoff ABE IT-56, der aus Hefezellfragmenten (Saccharomyces cerevisiae) gewonnen wird. Upside wurde speziell für den biologischen und integrierten Weinbau entwickelt und ist in der FiBL-Betriebsmittelliste gelistet. Durch seine kupferfreie Formulierung kann der Kupfereinsatz in Spritzfolgen reduziert werden.
Seine Wirkung basiert auf einem indirekten und einem direkten Effekt: Zum einen stimuliert es die Eigenabwehr der Pflanze gegen das Pathogen, wodurch sie widerstandsfähiger gegenüber späteren Infektionen wird. Zum anderen wirkt es direkt auf den Erreger selbst. Als biologischer Baustein in der Antiresistenz-Strategie kann Upside zur nachhaltigen Bekämpfung von Peronospora beitragen und gilt zudem als nicht rückstandsrelevant.
Das AS 1200 Akku-Sprühgebläse von Birchmeier ist für den gezielten Pflanzenschutz im Weinbau konzipiert. Durch die Kombination aus Luftstrom und druckgeregelter Flüssigkeitszufuhr soll eine gleichmäßige Benetzung der Reben erreicht und der Sprühmittelverbrauch reduziert werden. Die Reichweite variiert je nach Aufsatz und Gebläsestufe: Mit dem Rundstrahlaufsatz sind bis zu 13 m möglich, während der Flachstrahlaufsatz (senkrecht oder waagrecht) eine Reichweite von 2,5 bis 5 m bietet. Die Akkulaufzeit beträgt bis zu sechs Stunden. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sich das Gerät besonders für den Einsatz in Terrassen- und Steillagen.
Das Sprühgebläse kann für verschiedene Anwendungen genutzt werden, darunter die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln, Herbiziden, biologischen Mitteln sowie Desinfektionsmitteln. Auch Wasser kann damit versprüht werden. Es ist mit der „Accu-Power“ Linie von Birchmeier kompatibel und nutzt das CAS-Akkusystem. Dieses herstellerübergreifende Akku-System basiert auf einer Kooperation verschiedener Elektrowerkzeug- und Gerätehersteller, wodurch Akkus flexibel zwischen verschiedenen Maschinen und Marken ausgetauscht werden können.
Quaterna ist ein Zusatzmittel auf Basis von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien, das den schnellen Humusaufbau im Boden fördern soll. Gleichzeitig werden Nährstoffe pflanzenverfügbar gemacht, wodurch die Bodenfruchtbarkeit für die Reben verbessert wird.
Das Produkt ist in zwei Formen erhältlich: als Pulver, das Trester, Kompost oder anderen Wirtschaftsdüngern zugesetzt werden kann, sowie als Pellets, die mit dem Düngerstreuer ausgebracht werden können. Der Hersteller gibt an, dass durch den Einsatz von Quaterna durchschnittlich fünf Tonnen Kohlenstoff (C) pro Hektar und Jahr sowie 250 Kilogramm Stickstoff (N) pro Hektar und Jahr gespeichert werden. Dies sei durch Versuche nachgewiesen worden.
Durch den Humusaufbau komme der Boden ins Gleichgewicht, verbessere seine Wasserhaltekapazität und erhalte eine stabilere Struktur. An den Reben zeige sich dies in einer besseren Durchwurzelung, höheren Qualitäten und gesünderen Pflanzen.
Das Frolight-System wird direkt am Draht im Weinberg an den Trieben installiert und soll den Weinberg vor Frühjahrsfrösten schützen. Die Infrarot-Strahlen erwärmen die Luft im Umkreis von 10 bis 15 cm um die Rute und bieten laut Hersteller Schutz bis -6 °C, in einigen Fällen sogar bis -8 °C.
Für den Betrieb wird lediglich ein Aggregat mit Starkstrom sowie die Installation der Schläuche benötigt. Diese können im Laufe der Saison entfernt oder dauerhaft im Weinberg belassen werden.
Ein besonderer Vorteil ist die einfache Bedienung per Smartphone oder PC. Zudem lassen sich Temperaturwerte festlegen, bei denen das Schutzsystem automatisch aktiviert wird. Dadurch entfällt für den Winzer der nächtliche Kontrollgang in den Weinberg während Frostperioden.
Nahezu jeder Winzer kennt es: Fachkräfte schneiden im Winter die Reben, und anschließend geht ein weiteres Team durch die Weinberge, um die geschnittenen Triebe aus dem Drahtrahmen zu ziehen. Doch diese Arbeit erfordert Personal, das zunehmend schwerer zu finden ist. Genau für diesen Arbeitsschritt wurde der vine-catcher Rebholzzieher SVC entwickelt. Dieses Gerät ist nun von Hess Landmaschinen in den Vertrieb von Rinieri gewechselt, um den internationalen Markt zu erschließen.
Der Rebholzzieher setzt oben am Drahtsystem an, zieht mithilfe zweier Reifen die abgeschnittenen Triebe heraus und häckselt sie direkt klein. Dadurch reduziert sich die zeitaufwendige Handarbeit in der kalten Jahreszeit erheblich. Beim Rebschnitt selbst ist darauf zu achten, dass es keine starken Verästelungen gibt. Zudem sollte das Laub etwas länger belassen werden, damit die Maschine das Holz oben am Drahtrahmen gut greifen kann.
Produkte für den Keller
FP Sensor Systems stellte auf der Messe mehrere Innovationen vor. Neben verschiedenen Kühlsystemen präsentierte das Unternehmen ein Warnsystem zur CO2-Überwachung im Keller, Lüftungssteuerungen sowie Heizdrähte zum Schutz vor Frostschäden.
Die Berufsgenossenschaften schreiben Überwachungsanlagen für CO2-Konzentrationen in Weinkellern vor. Das System von FP Sensor Systems warnt sowohl optisch als auch akustisch, wenn kritische Werte überschritten werden, und kann mit den Lüftungssteuerungen verknüpft werden. Diese Steuerungen messen Temperatur und Luftfeuchte sowohl innen als auch außen, berechnen den Taupunkt und verhindern durch eine angepasste Belüftung die Kondensation im Weinkeller.
Mit der Frostschutzheizung Devi sollen Frostschäden im Weinberg vermieden werden. Die Heizbänder werden direkt am Hauptspalierdraht angebracht und sind durch einen robusten Außenmantel geschützt. Besonders in Extremlagen empfiehlt der Hersteller den Einsatz dieses Systems, um Ertragsverluste zu minimieren.
Flath präsentierte auf der Messe seine neue intelligente Fraktioniersteuerung – eine Ventilinsel, die die Fraktionen automatisch verteilt, sodass die Weinpresse nicht ständig beaufsichtigt werden muss. Doch das System kann nicht nur beim Fraktionieren eingesetzt werden, sondern auch als Mengenzähler für Pumpvorgänge, beispielsweise bei Verschnitten außerhalb der Lese.
Ein weiteres Highlight im Sortiment ist der fahrbare Trichter, der sich individuell an die Weinpresse anpassen lässt. Dieses bewährte System wird weiterhin stark nachgefragt und bleibt ein fester Bestandteil im Angebot.
Generell setzt Flath auf maßgeschneiderte Lösungen, sei es in der Traubenannahme, beim Service und der Wartung oder bei speziellen Anforderungen im Weinkeller. Als Familienunternehmen legt Flath besonderen Wert darauf, Winzerbetriebe individuell zu unterstützen – sei es mit angepassten Pressen oder anderen Maschinen für die Kellerwirtschaft.
Mit Fermtrack lassen sich alle Vorgänge im Keller bequem vom Handy oder PC aus überwachen. Die Übersicht zeigt jeden Tank einzeln an, und mit den eingegebenen Daten können Mostgewichtsmessungen einfach durchgeführt und dokumentiert werden.
Das System stellt den Verlauf der Gärkurven übersichtlich dar und errechnet den aktuellen Stand der Gärung. Es warnt vor möglichen Problemen wie einem Gärstopp oder einer zu schnellen Gärung. Ebenso können alle Weinbehandlungen und Laboranalysen pro Tank dokumentiert sowie Aufgaben gezielt an verschiedene Mitarbeiter zugewiesen werden.
Zusätzlich meldet sich das System, sobald das gewünschte Restzuckerlimit im Tank erreicht ist. Das bedeutet, dass nicht jeder Prozess manuell überwacht werden muss, was dem Winzer wertvolle Zeit im Keller spart. Aktuell wird Fermtrack im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Oppenheim genutzt und auf weitere unterstützende Funktionen für die Kellerarbeit getestet.
Wie der Name schon sagt, geht es bei g’sunder Drucker um Drucklösungen, die nachhaltig arbeiten – etwa als Etikettendrucker für Winzer. Besonders Direktvermarkter können so flexibel und in der benötigten Stückzahl eigene Etiketten drucken.
Damit entfällt die Abhängigkeit von Mindestbestellmengen und langen Wartezeiten bei Druckereien. Winzer können schneller auf Kundenwünsche und Exportvorgaben reagieren und haben zudem die Möglichkeit, personalisierte Etiketten anzubieten.
Ein wichtiger Aspekt ist die Farbwahl. G’sunder Drucker setzt auf Pigmentfarben, die weniger schädliche Stoffe freisetzen und gleichzeitig ein hochwertiges Druckergebnis liefern. Neben den Druckern werden auch Bioetiketten angeboten – hergestellt aus Blumen, Gras, Recyclingmaterialien oder Ernteresten. Der verwendete Kleber ist mikroplastikfrei, sodass beim Abwaschen der Etiketten keine Schadstoffe ins Wasser gelangen.
Diese Etiketten verleihen den Weinflaschen ein individuelles Design und können direkt vom Winzer bedruckt werden. Dabei stehen verschiedene Papierarten zur Auswahl – von glänzendem Papier über Recyclingpapier bis hin zu Prägepapier. So kann jeder Betrieb seine Bioetiketten nach eigenen Vorstellungen gestalten.
Rahmenprogramm der Winzer-Service Messe
Rebe & Wein war aktiv am Rahmenprogramm der Winzer-Service Messe beteiligt und gestaltete mit vier Fachvorträgen sowie einer anschließenden Diskussionsrunde das Programm zum Thema „Zukunft des Weinbaus“.
Den Auftakt machte Rechtsanwalt Dr. Martin Peterle mit seinem Vortrag zum „Landpachtrecht“. Er informierte über Altpachtverträge, Kündigungsfristen und Pachtzinsanpassungen. Zudem verwies er auf die FAQ des Weinbauverbands Württemberg, die umfassende Antworten zu Pachtfragen auf dessen Homepage bereitstellen.
Tamara Elbl (BWGV) widmete sich in ihrem Vortrag „So begleiten Genossenschaften den Strukturwandel“ den Vermarktungschancen für Winzergenossenschaften. Sie betonte die Bedeutung von Trends wie alkoholfreien Weinen, gemeinsamer Werbung und Social Media sowie der emotionalen Ansprache der Kunden durch Veranstaltungen und Tourismus. Darüber hinaus empfahl sie Vernetzungsangebote wie Winzerstammtische und Jungwinzergruppen zur Förderung des Berufsnachwuchses.
Katharina Kohl vom Landratsamt Rastatt referierte über die „Herausforderungen im Weinbau aus Sicht der Weinbauberatung“. Sie thematisierte die zunehmenden Fusionen in der Branche und betonte die Notwendigkeit, junge Menschen für den Weinbau zu begeistern. Zudem wies sie auf die Problematik verwilderter Brachflächen hin und unterstrich die Bedeutung der Mindestpflege von Weinbergen.
Den Abschluss bildete Jochen Goedecke (NABU) mit seinem Vortrag „Auswirkungen aufgelassener Weinberge für Natur- und Artenschutz“. Er präsentierte Ideen zur Vermeidung von Brachflächen, darunter die Integration von Photovoltaik in Weinbergen und Projekte, die Weinbau und Tourismus miteinander verbinden.
Im Anschluss an die Vorträge fand eine Diskussionsrunde statt, in der Referenten und Besucher zentrale Herausforderungen und Chancen des Weinbaus vertieften. Themen wie die Nutzung von Photovoltaikanlagen in den Weinbergen und die Einführung einer Kurtaxe zur Förderung des Weintourismus wurden intensiv diskutiert.
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