
Frische Impulse und ein Blick über den Tellerrand
Bereits zum sechsten Mal wurde die Pyramide der Kreissparkasse Heilbronn zum Treffpunkt für über 500 Winzerinnen und Winzer aus dem Heilbronner Umland. Der Eventraum im Herzen der Weinstadt bot die Bühne für das etablierte Weinbauforum – eine Veranstaltung, die weit mehr bietet als reine Sachkunde-Fortbildung: aktuelle Themen, praxisnahe Einblicke und Inspiration für die Zukunft des Weinbaus.
von Lothar Neumann erschienen am 16.04.2025Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Tobias Leu, begrüßte neben den zahlreichen Weinbauinteressierten auch den wenige Tage zuvor neu gewählten Weinbaupräsidenten des Weinbauverbands Württemberg, Dietrich Rembold. In seinem Grußwort betonte der neue Präsident die Wichtigkeit, der Gesellschaft die Wertigkeit des Württembergers und die Leistungen der Winzer für die Pflege und den Erhalt der Kulturlandschaft zu vermitteln. Ziel müsse es sein, so Dietrich Rembold, dass sich die wirtschaftliche Situation der Weinbaubetriebe nachhaltig positiv entwickle.
Im anschließenden Pflichtprogramm für zwei Fortbildungsstunden zur Pflanzenschutz-Sachkunde informierte der Heilbronner Ex-Weinbauberater Lothar Neumann über die aktuellen Herausforderungen im Weinbau. Die eigentlich „trockenen“ Themen – Einflüsse des Klimawandels auf den Weinbau, Aspekte des Pflanzenschutzes, der Umgang mit unbewirtschafteten Weinbergen und der Anwenderschutz – wurden mit einer Prise Humor sowie in kurzweiliger und pointierter Art vorgetragen. Eine Vielzahl an Vorschriften in Kombination mit der aktuell unbefriedigenden Lage am Weinmarkt seien große Herausforderungen, vor denen der Weinbau stehe, so das Resümee des Weinbaufachmanns.
Markus Schwägler, Direktionsbevollmächtigter Landwirtschaft der Sparkassenversicherung, beleuchtete anschließend Sicherheitsrisiken in der Landwirtschaft und gab wertvolle Tipps zur richtigen Absicherung – ein Thema, das angesichts zunehmender Wetterextreme und wirtschaftlicher Herausforderungen wichtiger ist denn je.
Blick über den Tellerrand
Ein Blick über den Tellerrand des hiesigen Weinbaus durfte nicht fehlen: Heinz Frischengruber, Kellermeister der Domäne Wachau, zeigte eindrucksvoll, wie eine kleine, biologisch geführte Genossenschaft in den letzten zwanzig Jahren eine beeindruckende Entwicklung genommen hat. Die Winzerinnen und Winzer dort nennen sich Weinhauerinnen und Weinhauer. Sie tragen laut Frischengruber entscheidend zur Erhaltung des UNESCO-Weltkulturerbes Wachau bei.
Der hohe Aufwand bei der Bewirtschaftung der sehr kleinparzellierten Strukturen lasse sich nur durch entsprechende Auszahlungspreise aufrechterhalten. Dafür hätten die Verantwortlichen der Genossenschaft über mehr als zwanzig Jahre mit Herzblut ihr „Weingut Domäne Wachau“ aufgebaut. Der Terroirgedanke und die detaillierte Herkunft der Weine stünden dabei im Mittelpunkt, so Frischengruber.
Werner Barthau, gebürtig aus Weinsberg-Gellmersbach, berichtete von seiner erfolgreichen Arbeit auf der Kästenburg in der Steiermark. Der Liebe wegen zog es ihn nach Österreich. Direkt an der südsteirischen Weinstraße, unmittelbar an der slowenischen Grenze, betreibt er mit seiner Frau und seiner Familie ein Weingut mit einem Wirtshaus.
Was als uriger Buschenschank begann, hat sich mittlerweile zu einem modernen Wirtshaus mit steirischer Küche entwickelt. Zusätzlich bietet die Kästenburg Gästezimmer und Ferienwohnungen an. Der Dreiklang aus Weingut, Wirtshaus und Beherbergung macht den Familienbetrieb zukunftsfähig. Werner Barthau betonte, wie wichtig die touristische Vernetzung der Region auch für den familiengeführten Betrieb ist. Die Erwartungen moderner Touristen würden aktiv in das Betriebskonzept integriert. Der österreichische Schwabe ist zuversichtlich, dass der Familienbetrieb eine Zukunft hat.
Nicht nur Fachwissen wurde unter der Pyramide vermittelt. In der Pause konnten sich die Gäste mit Snacks und Weinen aus der Region – mit und ohne Alkohol – stärken. Nach vier Stunden informativer Referate und intensiver Diskussionen war klar: Der Wandel im Weinbau ist unausweichlich. Doch mit den richtigen Ansätzen und mutigen Entscheidungen lässt sich die Zukunft gestalten. Denkverbote darf es nicht geben – es ist Zeit für neue Ideen und Lösungen!
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