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Württemberg | Rebschutzhinweis 5

Auf durchgehenden Schutz achten

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz sowie Sonstiges.

von Redaktion Quelle LRA HN erschienen am 21.05.2025
Der Entwicklungsstand variiert je nach Sorte und Lage, liegt aber insgesamt im Bereich des langjährigen Mittels. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Die Rebentwicklung verläuft weiterhin in einem gemäßigten Tempo. In der vergangenen Woche wurde das Wachstum der Reben vor allem durch die kühlen Nachttemperaturen und den anhaltenden Ostwind gebremst. Für die kommenden Tage wird ein leichter Rückgang erwartet, was weiterhin keine beschleunigte Entwicklung der Reben erwarten lässt.

Der Entwicklungsstand variiert je nach Sorte und Lage, liegt aber insgesamt im Bereich des langjährigen Mittels. In den meisten Rebanlagen sind sieben bis neun Blätter entfaltet, und die Gescheine vergrößern sich (Stadium BBCH 55). Der Fruchtansatz zeigt sich dabei meist überdurchschnittlich.

Die anhaltende Trockenheit hinterlässt zunehmend Spuren, besonders in den Begrünungen, etwa bei Kleearten, zeigen sich erste Stresssymptome. Ab dem heutigen Nachmittag sind im Beratungsgebiet jedoch Niederschläge vorhergesagt, die unabhängig von ihrer Intensität dringend benötigt werden und von den ausgetrockneten Böden dankbar aufgenommen werden.

Zunehmend auffällig sind Rebstöcke mit Virussymptomen – insbesondere in Lembergeranlagen treten bereits erste Wuchsstörungen und gelbe Blätter auf. Diese Problematik betrifft vor allem empfindliche Standorte. Zusätzlich zeigen sich chlorotische Aufhellungen, die auf die kalten Temperaturen oder Übererträge aus dem Vorjahr (vor allem im Minimalschnitt) zurückzuführen sein dürften. Diese Erscheinungen werden sich bei ansteigenden Temperaturen voraussichtlich weitgehend verwachsen.

Mit Ausnahme einer leichten Schauer- und Gewitterneigung am heutigen Mittwoch sind für diese Woche voraussichtlich keine weiteren Niederschläge zu erwarten. Nach aktueller Langfristprognose deutet sich jedoch mit dem Wetterwechsel am Sonntag für die kommende Woche ein wechselhafteres, teils windiges und mäßig warmes Wetter an. Ob dies auch durchgreifende Niederschläge mit sich bringt, ist derzeit noch unklar.

Das verlangsamte Wachstum verschafft in vielen Betrieben derzeit etwas Luft für noch ausstehende Ausbrecharbeiten. Trotz des aktuellen Kostendrucks sollten diese Maßnahmen nicht vernachlässigt werden. Sie sind entscheidend für eine bessere Durchlüftung der Traubenzone und eine optimierte Anlagerung von Pflanzenschutzmitteln im Mehltaufenster.

Hinweis: Während der Fahrt durch den Landkreis nimmt man vermehrt Weinberge wahr, die vermutlich zur Rodung vorgesehen sind. Diese wurden auf den Kopf zurückgeschnitten oder die Stämme abgesägt. Teilweise wurde bereits die Drahtanlage entfernt, sodass vermutlich in diesen Flächen zukünftig keine Bewirtschaftung mehr stattfinden wird. Mittlerweile sind die Rebstöcke jedoch vielfach wieder stark ausgetrieben. Bitte denken Sie daran, in diesen Bereichen alle Wasserschosse zu entfernen, damit sie nicht zu „Sporenschleudern“ werden. Sprechen Sie auch benachbarte Grundstückseigentümer beziehungsweise Bewirtschafter auf mögliche Auswirkungen für die ordnungsgemäß bewirtschafteten Weinberge in der unmittelbaren Umgebung an!

Pflanzenschutz

Aufgrund der anhaltenden Trockenheit richtet sich die Terminierung der Pflanzenschutzmaßnahmen derzeit primär nach der Oidiumsituation, sowie den Windverhältnissen für eine optimale Applikation. Für aktuell anstehende Behandlungen wird, je nach Entwicklungsstand, die 1,5-fache Basisaufwandmenge empfohlen. In weit entwickelten Anlagen mit deutlich sichtbarer Gescheinsstreckung kann sogar die 2-fache Aufwandmenge notwendig sein. Unterschiede in Sorten- und Lagenentwicklung lassen sich gezielt durch das Zu- oder Abschalten eines zusätzlichen Düsenpaares ausgleichen.

Angesichts des derzeit erhöhten Infektionsdrucks durch Oidium ist ein durchgehender Schutz der Rebanlagen besonders wichtig. Bei Einsatz von Netzschwefel und organischen Mehltaufungiziden ist ein Abstand von maximal 10 Tagen einzuhalten.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis)

Auch bei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwis) ist während der empfindlichen Entwicklungsphase (BBCH 55–75) eine regelmäßige Mitbehandlung erforderlich. Zwei bis drei Anwendungen in diesem Zeitraum sind empfehlenswert, um die genetisch bedingte Widerstandsfähigkeit der Sorten langfristig zu erhalten. Unter der Berücksichtigung des Oidium-Infektionsrisikos kann in frühen, weit entwickelten Anlagen, eine erste Behandlung sinnvoll sein.

Derzeit steht vor allem Oidium im Fokus der Bekämpfung. Das Prognosemodell VitiMeteo bietet jedoch ein zusätzliches Tool zur gezielten Einschätzung des Peronospora-Infektionsdrucks bei einzelnen Piwi-Sorten. Auch wenn Peronospora aktuell eine untergeordnete Rolle spielt, liefert das Modell wertvolle Hinweise zur Risikoeinschätzung und kann zur Optimierung der Behandlungsstrategie beitragen. Weitere Informationen können Sie unter folgendem Link, sowie auch auf der VitiMeteo-Webseite.

Oidium

Das Infektionsrisiko durch Echten Mehltau (Oidium) ist aktuell als hoch einzuschätzen. Die Bedingungen begünstigen sich für Oidium, durch die prognostizierte unbeständigere Witterung zunehmend.Vereinzelt werden aus dem Beratungsgebiet weiterhin Zeigertriebe sowie Blattbefall gemeldet. Vor allem in der Rebsorte Lemberger ist punktuell Blattbefall zu finden, dieser könnte von Kleistothecieninfektionen aus zurückliegenden kleinen Niederschlagsereignissen kommen.

In frühen Lagen und bei weit entwickelten Sorten befinden wir uns bereits im sogenannten „Mehltau-Fenster“ – dem besonders sensiblen Zeitraum von kurz vor der Rebblüte bis zur Erbsengröße der Beeren. In dieser Phase ist das Infektionsrisiko für die Gescheine besonders hoch. Achten Sie weiterhin, wie schon erwähnt, auf einen lückenlosen Schutz.

Ein Hilfsmittel zur Einschätzung der eigenen Situation bietet hier das Wirkungsdauertool im Vitimeteo-System (Oidium - Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Bei anstehenden Laubarbeiten ist daher besondere Aufmerksamkeit gefragt. Kontrollieren Sie Ihre Anlagen gezielt auf Befallsanzeichen wie Zeigertriebe oder beginnenden Oidium-Befall. Dies gilt vor allem für gefährdete Rebsorten und Flächen mit Vorjahresbefall. Bitte melden Sie Funde und Beobachtungen zeitnah an die Weinbauberatung, um ein aktuelles Bild der Befallssituation im Gebiet zu erhalten.

Für den Pflanzenschutz empfehlen sich derzeit vorrangig organische Präparate wie Dynali oder Talendo. Sofern noch nicht eingesetzt, können auch Prosper Tec beziehungsweise Spirox berücksichtigt werden. In weit entwickelten Anlagen, kann bei der letzten Vorblütenbehandlung der gezielte Einsatz von Belanty sinnvoll sein. Wie in den vergangenen Jahren sind die Wirkstoffgruppen konsequent zu wechseln. Beim Einsatz eines organischen Mehltaumittels können die oben beschriebenen positiven Nebenwirkungen durch einen Netzschwefelzusatz ausgenutzt werden. Weitere Hinweise zur Bekämpfungsstrategie sowie zur Abgrenzung zwischen Normal- und Befallslagen finden Sie auf der Homepage der LVWO Weinsberg.

Peronospora

Die Niederschläge Anfang Mai konnten lokal erste Bodeninfektionen begünstigen, bislang wurden jedoch keine Ölflecken gemeldet. Was darauf schließen lässt, dass keine Primärinfektionen ausgelöst beziehungsweise weit entwickelte Anlagen durch eine vorausgegangene Behandlung mitunter entsprechend abgedeckt waren.

Aufgrund der insgesamt ungünstigen Bedingungen für Peronospora, insbesondere der anhaltenden Trockenheit in den vergangenen Wochen, ist das Infektionsrisiko derzeit als gering einzuschätzen. Für eine Bodeninfektion wären zunächst Niederschläge für die Durchfeuchtung des Bodens nötig und erst ein anschließendes größeres Niederschlagsereignis mit entsprechender Intensität könnte dann gekeimte Sporen auf das Laub schleudern.

Da in den kommenden Tagen keine nennenswerten Niederschläge prognostiziert werden, genügt aktuell der Einsatz eines Kontaktfungizid wie zum Beispiel Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC oder Delan WG aus. Der Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes als Zuwachsschutz ist nur bei sich grundlegend ändernder Wetterlage mit mehrfachen stärkeren Niederschlägen in der kommenden Woche sinnvoll.

Sonstiges

  • Bei anstehenden Behandlungen ist der 1,5- bis 2- fache Basisaufwand bei der Ermittlung der Mittelmenge zugrunde zu legen.
  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 28. Mai.

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