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Württemberg | Rebschutzhinweis 12

Meist Vollblüte vorhanden

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, vorbeugender Schutz vor Botrytis, Trauben- und Essigfäule, Umstrukturierung sowie Sonstiges.

von LRA HN erschienen am 12.06.2024
In vielen Anlagen wird die abgehende Weinblüte Ende dieser Woche erreicht. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Bei der aktuellen Blütesituation zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Während die frühen Lagen und Sorten bereits mit dem Beerenwachstum starten, ist in den meisten Weinbergen aktuell die Vollblüte vorhanden. In späten Anlagen, sowie auch in Anlagen, die vom Frost geschädigt wurden, beginnt hingegen aktuell erst die Blüte. In teilgeschädigten Anlagen zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Die abgehende Blüte wird in den meisten Lagen jedoch gegen Ende dieser Woche erreicht sein. Die Temperaturen bleiben nun bis zum Wochenende etwas kühler und bewegen sich um die 20 Grad. Am Freitag und Samstag muss dann auch wieder mit Schauern gerechnet werden. Im Anschluss bleibt das Wetter beständig und die Temperaturen steigen.

Pflanzenschutz

Während der Rebblüte befinden sich die Reben in ihrer anfälligsten Phase, da nach dem Abstoßen der Blütenkäppchen ungeschützte junge Beeren vorhanden sind! Deshalb ist es derzeit wichtig, kurze Behandlungsabstände einzuhalten und höchste Aufmerksamkeit auf eine bestmögliche Applikation zu legen.

Für die aktuell anstehenden Behandlungen wird die drei- bis dreieinhlbfache Basisaufwandmenge empfohlen. Unterschiedliche Entwicklungsstadien der einzelnen Sorten und Lagen können durch Zu- oder Abschalten eines zusätzlichen Düsenpaares berücksichtigt werden. Die Spritzbeläge sollten je nach Mittelwahl und Infektionsgeschehen spätestens nach zehn Tagen erneuert werden. Ein Hilfsmittel zur Einschätzung der eigenen Situation bietet auch das Wirkungsdauertool im Vitimeteo-System (Oidium beziehungsweise Peronospora auswählen – Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sollten zur Resistenzerhaltung über die Blüte hinweg ebenfalls zwei- bis dreimal mitbehandelt werden.

Junganlagen

Junganlagen, welche in diesem Jahr gepflanzt wurden, sind ab einer Wuchshöhe von circa 20 cm ebenfalls mit einem Schutzbelag gegen die Pilzkrankheiten zu behandeln. Es genügt ein Kontaktfungizid gegen Peronospora zusammen mit 0,2 % Netzschwefel. Vorzugweise kann auch Mittel sparend mit der Rückenspritze behandelt werden (einfach konzentrierte Brühe ist ausreichend).

Peronospora

Die Inkubationszeiten der Niederschläge zum Monatswechsel sind in den meisten Fällen zum Ende der letzten Woche ausgelaufen. Somit können neue Ölflecken und befallene Gescheine zu finden sein. Durch die kühlen Nachttemperaturen bezihungsweise lagenweise auch fehlende Blattnässe konnten lagenweise noch keine Sporulationen stattfinden. Kontrollieren Sie Ihre Anlagen daher in kurzen Abständen und kontaktieren Sie bei starkem Befall die Weinbauberatung!

Anlagen mit beginnendem Befall

In Anlagen mit beginnendem Befall sollte bei einer unsicheren Wetterlage mit neuerlichen Infektionsbedingungen auf einen verbesserten Schutz der jungen Beeren geachtet werden. Es bietet sich in diesem Fall eine Behandlung in die abgehende Blüte mit beispielsweise Enervin SC in Tankmischung mit einem Kontaktpräparat oder auch Enervin F mit dem Mischungspartner Vinifol SC an.

Bei den tiefenwirksamen Produkten wie Profiler (Mischreihenfolge beachten!) oder Zorvec Zelavin Bria beziehungsweise Zorvec Vinabel, wird zusätzlich durch die systemische Wirkung der Neuzuwachs an den Trieben mit abgedeckt.

Achtung: Es wird jeweils nur ein einmaliger Einsatz von Profiler beziehungsweise des Zorvec-Wirkstoffs Oxathiapiprolin (hohe Resistenzgefahr!) in der Saison empfohlen!

Alternativ wären unter Berücksichtigung des Resistenzmanagementes die kurativen Produkte Melody Combi oder Ampexio, bei notwendigen Behandlungen nach Gewittern oder starken Regenfällen möglich. Zur Gruppe der kurativen Produkte gehören auch die Dimethomorph-haltigen Mittel Orvego, Forum Gold oder Vino Star. ? Restmengen von Dimetomorph-haltigen Produkten sollten in dieser Saison bis zum BBCH-68 aufgebraucht werden!

Befallsfreie Anlagen

Bei Befallsfreiheit und kurzen Spritzintervallen vor den nächsten Niederschlägen kann auch ein Kontaktpräparat wie zum Beispiel Folpan 80 WDG oder Delan WG zum Einsatz kommen. Allerdings wird dann die Kombination mit einem Produkt auf Basis der Phosphorigen Säure (zum Beispiel Veriphos, Rombiphos, Foshield oder Frutogard) empfohlen, sofern die Anlage nicht unmittelbar nach der Behandlung gegipfelt wird. Ebenso wäre hier auch die fertige Mischung Delan Pro möglich.

Oidium

Neben den Zeigertriebmeldungen liegen inzwischen auch erste Meldungen von Gescheins- und stärkerem Blattbefall vor. Oidiumbefall kann nur effektiv unterdrückt werden, wenn er frühzeitig entdeckt wird! Einen guten Überblick zu den Schadbildern des Echten Mehltaus, aber auch vieler anderer Krankheiten und Schädlingen liefert der nachfolgende Link zur Hochschule Geisenheim: https://rebschutz.hs-geisenheim.de/schadbilder-wein/schadbilder.php?Auswahl=Erysiphe

Wer in der Vergangenheit Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der anstehenden Spritzung in die abgehende Blüte speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren.

Bei vorhandenem Oidiumbefall

Dort wo während der Blüte bereits Mehltau gefunden wird, sollte ein Kaliumhydrogencarbonat (Empfehlung während der Blüte max. 4 Kg/ha) zusammen mit Netzschwefel 3 bis 4 Kg/ha als Zwischenspritzung auf die gesamte Laubwand vor der nächsten organischen Behandlung durchführt werden. Es muss zwingend jede Gasse befahren werden! Sofern nach der Blüte immer noch aktiver Mehltaubefall gefunden wird, so kann mit einer Waschung der Traubenzone ab ca. Schrotkorngröße mit weiteren Bicarbonatbehandlungen erfolgen.

Achtung: Die aktuellen Anwendungsbedingungen sind grundsätzlich als unkritisch zu betrachten. Besonders bei mehrmaligem Einsatz ohne zwischenzeitliche Niederschläge und hohen Temperaturen über 30 °C können Bicarbonate jedoch Verbrennungen hervorrufen. Die Ausbringung in den frühen Morgenoder späten Abendstunden kann in solchen Phasen das Risiko verringern.

Befallsfreie Anlagen

Im Mehltaufenster sollten ausnahmslos nur die potentesten Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Zur Vorbeugung gegen Resistenzen müssen die Mittelgruppen von Spritzung zu Spritzung konsequent gewechselt werden. Im aktuellen Stadium der Rebblüte bzw. der abgehenden Blüte sollten unter Berücksichtigung des Resistenzmanagementes bevorzugt die potenten SDHI-Fungizide aus der Wirkstoffgruppe „L“ (das heißt Sercadis, Luna Max oder Luna Experience) eingeplant werden. Um diese Behandlung herum kommen die Mittel wie Belanty, Dynali, Talendo, Prosper Tec oder Spirox zum Einsatz.

  • Prosper Tec/ Spirox und Luna Max (Produkte enthalten den Wirkstoff Spiroxamin) nicht hintereinander einsetzen!
  • Belanty, Dynali nicht vor Luna Experience einsetzen (Produkte enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der Azole)!
  • Keine Tankmischung von Profiler mit Luna Max oder Luna Experience!

Vorbeugender Schutz vor Botrytis, Trauben- und Essigfäule

Die Weinbauliche Verfahren stehen dabei grundsätzlich im Vordergrund. Dazu zählen beispielsweise eine lockere Traubenzone durch moderate „Entblätterung“, welche bestenfalls unmittelbar nach der Blüte erfolgen sollte. Hierdurch wird auch die Gefahr von Sonnenbrandschäden an den Trauben durch die Abhärtung der Beerenhaut verringert. Eine bessere Anlagerung der Pflanzenschutzmittel ist ebenfalls gegeben. Hierfür müssen die Laubwände jedoch hochgewachsen und fest geheftet sein. Eine Stickstoffdüngung sollte nach der Blüte nicht mehr erfolgen. Ebenfalls gilt dies für öffnende Bodenbearbeitungen.

Sofern noch über den Einsatz von Wachstumsregulatoren (zur Vollblüte) wie Gibb3, Berelex 40 SG oder Regalis Plus nachgedacht wird, so finden Sie weitere Informationen im Rebschutzhinweis der letzten Woche.

Umstrukturierung

Nach der Pflanzung oder nach der Installation von Tropfbewässerungsleitungen müssen die jeweiligen Rechnungen online in FIONA bis spätestens 15. Juli 2024 eingereicht werden. Das Einreichen der Rechnung löst die Vor-Ort-Kontrolle aus.

Die Tropfschläuche müssen ortsfest installiert sein. Hierfür müssen die Schläuche entweder im Drahtrahmen fixiert oder aber, wenn auf dem Boden liegend, mindestens zum Beispiel mit Kabelbinder oder einer Schnur am Zeilenende und Zeilenanfang fixiert sein. Der alleinige Anschluss an die eventuell vorhandene Querverteilung genügt nicht. Bei der Pflanzung gilt: Eine Installation des Drahtrahmens ist nicht mehr vorgeschrieben.

Damit es nicht zu Sanktionen kommt, ist für jede Fläche zu prüfen, ob die beantragte Flächengröße mit der tatsächlich gepflanzten Fläche (Standraum pro Stock x Anzahl gepflanzter Stöcke) übereinstimmt. Flächenkorrekturen können ebenfalls über FIONA bis zum 15. Juli 2024 vorgenommen werden. Eine Überbeantragung bis 30 % ist nicht förderschädlich. Ab 30 % Überbeantragung erfolgen schmerzliche Sanktionen.

Sonstiges

  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel – insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 19. Juni 2024.

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