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Württemberg | Rebschutzhinweis 9

Deutliche Unterschiede im Entwicklungsstand

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, Fäulnis- und Botrytisvorsorge, Laubarbeiten und Entblättern, Eisen- und Magnesium-Blattdüngung sowie Sonstiges.

von Redaktion erschienen am 18.06.2025
In vielen Lagen ist die Blüte abgeschlossen und das Wachstum der Beeren setzt sichtbar ein. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Nach einer längeren Phase frühsommerlich warmer bis heißer Temperaturen hat sich über weiten Teilen Mitteleuropas eine stabile Hochdrucklage eingestellt. Diese sorgt derzeit für überwiegend sonniges, trockenes und zunehmend wärmeres Wetter. Am vergangenen Wochenende traten gebietsweise Gewitter auf, die lokal zu unterschiedlich hohen Niederschlagsmengen von fünf und 20 Litern führten.

In den kommenden Tagen bleibt es meist klar bei 26 bis 28?°C am Tag und 11 bis 14?°C in der Nacht. Ab Freitag steigt mit mehr Feuchtigkeit die Gewittergefahr leicht an. Insgesamt bleibt jedoch das sommerliche Wetter bestehen. Zum Wochenende hin ist ein weiterer Temperaturanstieg zu erwarten, am Sonntag und Montag sind lokal bis 33?°C möglich. Es bleibt vorerst sonnig und trocken, ab nächster Woche sind vermehrt Wärmegewitter möglich.

Mit dem gestiegenen Temperaturanstieg schreitet die Entwicklung der Reben deutlich voran. In vielen Lagen ist die Blüte abgeschlossen und das Wachstum der Beeren setzt sichtbar ein. Inwiefern es zu Verrieselungserscheinungen aufgrund der mitunter doch niedrigen Nachttemperaturen in der vergangenen Woche kommen wird, kann aktuell noch nicht abschließend beurteilt werden.

Durch die überdurchschnittlich großen Stielgerüste bei meist ordentlicher Traubenanzahl könnte eine leichte Verrieselung sich sogar als Vorteil erweisen. Insgesamt zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede im Entwicklungsstand der Anlagen, diese sind abhängig von Sorte, Lage und Standortbedingungen.

Pflanzenschutz

Im Bereich nach der Blüte befinden sich die Reben weiterhin in einer Phase erhöhter Anfälligkeit für Pilzkrankheiten. Aufgrund des anhaltend starken Wachstums kommt es zu einer Verdünnung der vorhandenen Spritzbeläge, was das Infektionsrisiko, insbesondere durch Oidium, deutlich erhöht. Ein konsequenter Pflanzenschutz ist daher unerlässlich.

Besonders gefährdet sind unbehandelte oder ungeschützte Blätter und Beeren. Die Spritzabstände sollten acht bis maximal zehn Tage nicht überschreiten. Zur besseren Einschätzung der regionalen Befallssituation kann das Wirkungsdauertool im VitiMeteo-System genutzt werden (Oidium beziehungsweise Peronospora – Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Für aktuell anstehende Behandlungen wird der Einsatz der 3- bis 3,5-fachen Basisaufwandmenge empfohlen. Bei weiter fortschreitender Beerenentwicklung kann, insbesondere in frühen Lagen, ab kommender Woche auch die 4-fache Aufwandmenge erforderlich sein. Unterschiedliche Entwicklungsstände in Sorten und Lagen lassen sich durch gezieltes Zu- oder Abschalten zusätzlicher Düsenpaare anpassen.

In diesem Jahr gepflanzte Junganlagen sind ab circa 20 cm Wuchshöhe ebenfalls mit einem Schutzbelag gegen die Pilzkrankheiten zu behandeln. Hier genügt ein Kontaktfungizid gegen Peronospora zusammen mit 0,2 % Netzschwefel. Vorzugsweise Mittel sparend mit der Rückenspritze behandeln (einfach konzentrierte Brühe genügt hier). Ebenso sollten pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwis) bis zum Traubenschluss nochmals mitbehandelt werden.

Oidium

Infolge der Kombination aus Wärme, ausbleibendem Niederschlag und anhaltendem Wind bleibt der Infektionsdruck durch Oidium hoch. Es werden weiterhin befallene Blätter gemeldet, vereinzelt auch erste Meldungen über befallene Beeren.

Kontrollieren Sie insbesondere kritische Lagen und Sorten regelmäßig auf Befallsstellen an den Blättern, am Stielgerüst und an den Beeren. Oidiumbefall kann nur effektiv durch den Einsatz von Bicarbonaten gestoppt werden, wenn er frühzeitig entdeckt wird!

Sollten neue Befallsstellen auftreten, melden Sie diese bitte umgehend an die Weinbauberatung!

Zur Unterstützung bei der Diagnose stellt die Hochschule Geisenheim unter dem Stichwort „Schadbilder im Weinbau“ anschauliches Bildmaterial auf ihrer Webseite zur Verfügung.

Strategie für Befallsanlagen

Bei festgestellten Befall sollte möglichst umgehend der (zweimalige) Einsatz eines Bicarbonatproduktes in Kombination mit Netzschwefel (3,5 kg/ha) reagiert werden, um die organischen Fungizide zu schonen. Weitere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte dem Rebschutzhinweis Nr. 8 vom 11. Juni 2025. Die aktuellen Anwendungsbedingungen für Bicarbonate sind grundsätzlich als kritisch zu betrachten. Bei mehrmaligem Einsatz ohne zwischenzeitliche Niederschläge und hohen Temperaturen über 30 °C können Bicarbonate Verbrennungen hervorrufen. Die Ausbringung in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden kann in solchen Phasen das Risiko verringern.

Befallsfreie Anlagen

In den meisten Anlagen kam bei der letzten Behandlung zur abgehenden Blüte ein Wirkstoff aus der SDHI-Gruppe zum Einsatz. In späteren Lagen oder dort, wo diese Maßnahme bislang noch nicht d urchgeführt wurde, kann ein entsprechendes Präparat auch zur aktuell anstehenden Behandlung eingesetzt werden. Wurde bereits bei der letzten Spritzung ein Mittel aus der „L-Gruppe“ (Sercadis, Luna Max oder Luna Experience) verwendet, ist jetzt unbedingt ein Wirkstoffwechsel erforderlich. Für die aktuelle Behandlung stehen in diesem Fall verschiedene Alternativen zur Verfügung, darunter Belanty (Gruppe „G“), Dynali (Kombination „R/G“), Talendo („J“) sowie auch ein zweiter Einsatz von Prosper Tec (bis einschließlich BBCH 75) oder Spirox (bis einschließlich BBCH 71).

Hinweis:

  • Wer in der Vergangenheit Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der anstehenden Spritzung speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren. Dies gilt auch für Anlagen mit Zeigertrieben oder vereinzelt festgestelltem Blattbefall in diesem Jahr. Die optimierte Applikationsqualität in Verbindung mit den genannten Produkten sollte als wesentliche Grundlage zur Verhinderung von Traubeninfektionen gesehen werden.
  • Im Mehltaufenster sollte keine Wirkstoffgruppe zweimalig verwendet werden!
  • Prosper Tec und Spirox dürfen nicht eingesetzt werden, wenn zuvor Luna Max verwendet wurde.
  • Belanty und Dynali dürfen nicht direkt auf eine Behandlung mit Luna Experience folgen.
  • Wenn möglich, sollte die Wirkstoffgruppe „L“ nur einmalig pro Saison eingesetzt werden!

Peronospora

Im Beratungsgebiet wurden vereinzelt Ölflecken in einzelnen Rebanlagen gemeldet, welche auf die Niederschläge Anfang Juni zurückzuführen sind. Stärkere Befälle sind bislang jedoch nicht bekannt. In Regionen mit höheren Niederschlagsmengen am vergangenen Wochenende könnten weitere Infektionen erfolgt sein. Insgesamt ist das Risiko für Neuinfektionen aufgrund der derzeit trockenen Witterung jedoch als gering einzuschätzen.

Bei trockener Witterung ist deshalb der Einsatz eines Kontaktmittels wie zum Beispiel Delan WG, Folpan 80 WDG oder Folpan 500 SC ausreichen.

Obwohl in einigen Lagen die Reben noch nicht vollständig hochgewachsen sind, erscheint die Zugabe eines phosphonathaltigen Produkts (zum Beispiel Veriphos, Rombiphos, Foshield oder Phosfik) zum Kontaktmittel beziehungsweise der Einsatz der Kombiproduktion Delan Pro derzeit nur dann sinnvoll, wenn sich die Wetterprognose in Richtung Regen oder erhöhte Gewitterneigung verändert. In einem solchen Fall könnten alternativ auch tiefenwirksame Präparate zur Verbesserung des Schutzes in Betracht gezogen werden. Aktuell würden sich dann aufgrund der Vorteile an den wachsenden Beeren in erster Linie Produkte wie Enervin SC (plus Kontaktmittel) oder auch Restmengen von Ampexio (Aufbrauchfrist 30. März 2026) anbieten.

Fäulnis- und Botrytisvorsorge

Die aktuell wüchsigen Bedingungen begünstigen ein zügiges Wachstum, weshalb die weitere Entwicklung der Reben, insbesondere in Richtung Traubenschluss, aufmerksam beobachtet werden sollte. Auch wenn der Traubenschluss noch nicht unmittelbar bevorsteht, ist es sinnvoll, sich frühzeitig mit möglichen Maßnahmen zur Botrytisvorsorge auseinanderzusetzen.

Für Anlagen, in denen eine vorbeugende Behandlung mit einem Botrytizid eingeplant ist, bietet sich kurz vor dem Traubenschluss ein optimaler Zeitpunkt. In diesem Stadium lässt sich das Traubengerüst sowie die Ansatzstellen der Beeren gezielt schützen, um einem latenten Botrytisbefall frühzeitig entgegenzuwirken.

Ob eine Behandlung in diesem Stadium zusätzlich einen erhöhten Wirkungsgrad bringt, hängt von der individuellen Befallsprognose und betrieblichen Strategie ab. In Betracht gezogen werden können unter anderem Switch, Scala sowie unter Beachtung des Resistenzmanagements Kenja und Cantus (beide aus der „L-Gruppe“). Die bestmögliche Wirkung wird bei dem Befahren jeder Gasse in Kombination mit einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Erfolgt die Applikation ausschließlich in der Traubenzone, kann der Mittelaufwand in der Regel um bis zu 50?% reduziert werden.

Laubarbeiten und Entblättern

Die frühe Entblätterung der Traubenzone, direkt nach der Blüte bis spätestens zum Stadium „Erbsengröße“, ist ein zentraler Baustein zur Förderung der Traubengesundheit. In diesem Zeitraum ist das Risiko für Sonnenbrandschäden an den Beeren auch bei hohen Temperaturen noch gering. Erfolgt die Maßnahme hingegen später, steigt insbesondere bei starker Sonneneinstrahlung die Gefahr von Schäden deutlich an.

In wüchsigen, gut gehefteten Beständen kann die maschinelle Entblätterung bereits jetzt durchgeführt werden. In Anlagen mit vielen Kurztrieben sollte jedoch je nach eingesetzter Technik noch abgewartet werden. Eine rechtzeitige Entblätterung verbessert nicht nur die Durchlüftung der Traubenzone, sondern sorgt auch für eine bessere Benetzung und Wirkstoffverteilung bei Pflanzenschutzmaßnahmen. Zudem kann es zu einer leichten Verrieselung kommen, was die spätere Traubenlockerheit begünstigt.

In dichtlaubigen Weinbergen, die unzureichend ausgebrochen wurden, kann der Entlauber ebenfalls helfen, die Traubenzone zu öffnen. Bei der händischen Entblätterung empfiehlt sich, auch Geiztriebe im Traubenbereich zu entfernen, um die Rebenstruktur zu optimieren und die Belichtung zusätzlich zu verbessern. Eine gute Lichtführung fördert langfristig die Holzreife und die Bildung fruchtbarer Augen für das folgende Jahr.

Im Gegensatz zur Entblätterung sollte mit dem ersten Gipfelschnitt möglichst lange gewartet werden, da ein verfrühter Laubschnitt die Traubenkompaktheit erhöht und damit das Krankheitsrisiko steigern kann.

Eisen- und Magnesium-Blattdüngung

In den gelblich verfärbten Weinbergen haben sich die Eisenmangelsymptome über die Rebblüte hinweg teils weiter verschärft. In Lagen, in denen bislang kaum nennenswerte Niederschläge gefallen sind, bleibt die Nährstoffversorgung weiterhin erschwert. Eine gewisse Entlastung kann hier der anstehende Laubschnitt bringen, da er das Verhältnis von Blattmasse zur Wurzelversorgung verbessert.

Zusätzlich kann nach Abschluss der Rebblüte der gezielte Einsatz eisenhaltiger Blattdünger in stärker betroffenen Anlagen unterstützend wirken. Erste Anzeichen von Magnesiummangel zeigen sich derzeit, insbesondere bei den Sorten Lemberger, Regent und Sauvitage. Hier lässt sich durch die Applikation von Bittersalz oder anderen magnesiumhaltigen Blattdüngern wirksam entgegensteuern.

Sonstiges

  • Bei anstehenden Behandlungen ist der 3- bis 3,5- fache Basisaufwand bei der Ermittlung der Mittelmenge zugrunde zu legen.
  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 25. Juni.

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