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Württemberg | Rebschutzhinweis 4

Gezielt und effizient ausbrechen

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz sowie Sonstiges.

von Redaktion Quelle LRA HN erschienen am 15.05.2025
In der vergangenen Woche sind meist nur ein bis zwei neue Blätter hinzugekommen. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Die derzeit gemäßigten Temperaturen in Kombination mit anhaltendem Ostwind führen nur zu einem langsamen Wachstum in den Rebanlagen. In der vergangenen Woche sind meist nur ein bis zwei neue Blätter hinzugekommen. Die Tagestemperaturen bewegen sich weiterhin um die 20 °C. Mit dem allmählichen Abklingen der „Eisheiligen“ steigen nun auch die Nachttemperaturen leicht an – ein kräftiger Wachstumsschub ist jedoch weiterhin nicht zu erwarten.

Das stabile Hochdruckwetter bringt in absehbarer Zeit keine nennenswerten Niederschläge. Deshalb sollte bereits jetzt auf eine wassersparende Bodenpflege geachtet werden. In neu bepflanzten Junganlagen, insbesondere in Hang- und Steillagen, ist ein effektiver Erosionsschutz unerlässlich.

Auffällig sind in diesem Jahr besonders viele Doppeltriebe, vor allem bei Burgundersorten. Zudem zeigt sich ein überdurchschnittlich starker Gescheinsansatz. Nutzen Sie die aktuell zur Verfügung stehenden Arbeitskapazitäten, um gezielt und effizient auszubrechen.

Pflanzenschutz

Aufgrund der Niederschläge in der vergangenen Woche kam es im Beratungsgebiet zu den ersten Primärinfektionen. Angesichts der weiterhin vorhergesagten trockenen Witterung und ausbleibender nennenswerter Niederschläge stellt derzeit Oidium (Echter Mehltau) die dominierende Leitkrankheit dar.

Bitte kontrollieren Sie insbesondere gefährdete sowie im Vorjahr geschädigte Anlagen sorgfältig. Zeigertriebe sind konsequent zu entfernen und aus der Anlage zu entfernen. Eine sofortige Behandlung mit einem Netzschwefelpräparat ist dringend empfohlen.

Im Zeitraum vor der Blüte sind die Behandlungsabstände kurzzuhalten und dem Zuwachs der Reben anzupassen. Für einen durchgehenden Schutz sollte deshalb der Spritzabstand 10 Tage nicht überschreiten. Sofern in den späteren Lagen noch keine Behandlung durchgeführt wurde, bietet sich ein Behandlungsstart zum Ende dieser Woche an. Insbesondere bei den ersten Pflanzenschutzmaßnahmen ist auf eine optimale Applikationstechnik in Bezug auf Abdrift zu achten. Die prognostizierten Windverhältnisse in den kommenden Tagen schränken die Behandlungsfenster entsprechend ein!

Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird die 1,5-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Unterschiedliche Entwicklungsstadien der Sorten und Lagen können durch das Zu- oder Abschalten eines zusätzlichen Düsenpaares berücksichtigt werden.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis) sollten zur Erhaltung ihrer Resistenz erstmals behandelt werden, sobald die Blüte absehbar ist. Aus aktueller Sicht kann bei diesen Sorten vorerst noch auf eine Behandlung verzichtet werden.

Oidium

Das Infektionsrisiko durch Oidium ist derzeit als mittel einzustufen. Eine hilfreiche Unterstützung zur Beurteilung der Situation bietet das Wirkungsdauertool im Vitimeteo-System (unter Oidium – Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Wie bereits im letzten Rundschreiben erwähnt, wurden in Problemanlagen Zeigertriebe sowie erste Blattinfektionen festgestellt. Achten Sie bei anstehenden Laubarbeiten verstärkt auf entsprechende Anzeichen – insbesondere auf Zeigertriebe oder beginnenden Befall auf der Blattunterseite. Besonders gefährdet sind Anlagen mit Vorjahresbefall sowie anfällige Rebsorten.

Bitte melden Sie entsprechende Beobachtungen an die Weinbauberatung, um eine gezielte Überwachung zu ermöglichen. Zur Unterstützung bietet die Hochschule Geisenheim auf ihrer Website hilfreiche Abbildungen unter dem Stichwort „Schadbilder im Weinbau“ an.

Für die aktuelle Behandlung sollten bevorzugt organische Präparate der Wikstoffgruppe „H“ eingesetzt werden, wie zum Beispiel Prosper Tec oder Spirox (sofern nicht bereits bei der letzten Maßnahme verwendet), alternativ Dynali oder Talendo. Beim Einsatz eines organischen Mehltaumittels können gewisse Nebenwirkung auf Schadmilben, Schildläuse und Phomopsis durch einen Schwefelzusatz ausgenutzt werden.

In Anlagen mit verzögerter Entwicklung und bei weniger empfindlichen Sorten kann – unter Berücksichtigung der Wirkungsdauer – auch nochmals Netzschwefel (Dosierung je nach Produkt: 3,6 bis 6 kg/ha) ausreichend wirksam sein. Neben dem vorbeugenden Oidiumschutz bringt Netzschwefel auch die oben beschriebenen positiven Nebenwirkungen mit sich.

Weitere Informationen zur Bekämpfungsstrategie sowie zur Abgrenzung zwischen Normal- und Befallslagen finden Sie auf der Homepage der LVWO Weinsberg.

Peronospora

Mit dem aktuellen Ende der Inkubationszeit kann nun mit dem Auftreten von Ölflecken in den Rebanlagen gerechnet werden. Wir bitten Sie, das Auftreten von Ölflecken zu beobachten und entsprechende Funde an die Weinbauberatung zu melden.

Aufgrund der aktuell vorhergesagten trockenen Witterung und fehlender nennenswerter Niederschläge sind in dieser Woche keine weiteren Infektionsereignisse zu erwarten. Für die anstehenden Behandlungen ist daher eine Grundabdeckung mit einem Kontaktfungizid ausreichend. Empfohlen werden beispielsweise Folpan 80 WDG / Folpan SC oder Delan WG (nur mit „alter“ Zulassung!). Der Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes wird aktuell nicht empfohlen.

Wichtig: Sollten Sie noch Restmengen von einem dimethomorphhaltigen Produkt wie zum Beispiel Orvego, Forum Gold oder VinoStar zu Hause haben, sollten die Reste (wenn auch fachlich nicht notwendig) mit der nächsten Spritzung aufgebraucht werden. Die Aufbrauchfrist endet am 20. Mai 25, Restmengen müssen danach beseitigt werden.

Tierische Schädlinge

Insbesondere bei der Rebsorte Riesling sind mitunter verstärkt Symptome der Pockenmilbe zu erkennen. Aus den vergangenen Jahren ist jedoch bekannt, dass hieraus in aller Regel kein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Es handelt sich fast ausschließlich um ein optisches Problem und ist in der Regel nicht Güte- oder Ertragsrelevant. Auch die Symptome der Roten Spinne und Kräuselmilben sind in einzelnen Weinbergen (vornehmlich Junganlagen) zu finden.

Die Kombination von Zuwachs und durch den Einsatz von Netzschwefel bei Oidiumbehandlungen wird sich der Milbenbefall überwiegend verwachsen. Verhältnismäßig früh sind in diesem Jahr Reblausgallen auf der Blattunterseite von Piwis und teilweise auch Europäerreben zu finden. Um den Befallsdruck möglichst niedrig zu halten, sollten befallene Blätter bei den Ausbrecharbeiten umgehend aus den Rebanlagen entfernt werden.

Sonstiges

  • Bei anstehenden Behandlungen ist der 1,5-fache Basisaufwand bei der Ermittlung der Mittelmenge zugrunde zu legen.
  • Pilzwiderstandsfähige Rebsorten müssen aktuell noch nicht mitbehandelt werden.
  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 21. Mai.

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