Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Württemberg | Rebschutzhinweis 13

Auf Mehltau achten

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, Fäulnis- und Botrytisvorsorge, Laubarbeiten und Entblättern, Glyphosat, Umstrukturierung sowie Sonstiges.

von LRA HN erschienen am 20.06.2024
Das Entblättern der Traubenzone direkt nach der Blüte ist ein wichtiger Baustein für die Traubengesundheit. Eine frühe Entblätterung verbessert die Anlagerung der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel. © Natalie Krampfl
Artikel teilen:

Allgemeine Situation

Die Niederschläge, welche gegen Ende der letzten Woche am Freitag oder überwiegend am Samstag gefallen sind, lagen meist im einstelligen Bereich. Für die Peronospora reichen diese leichten Niederschläge zum Sporulieren jedoch aus. Auch für den Verlauf dieser Woche sind weitere Niederschläge und zum Teil auch Gewitter angekündigt und somit gute Bedingungen für die Sporenbildung, als auch für Neuinfektionen gegeben. Für Oidium ist die Wetterlage gerade ebenfalls als günstig zu bezeichnen. Die Blüte ist in den meisten Anlagen nun abgeschlossen und die Beeren ziehen bereits an, sodass in einigen Anlagen die Schrotkorngröße bereits erreicht ist.

Hinweis: Im Beratungsgebiet sind vermehrt Weinberge zu sehen, welche auf den Kopf zurückgeschnitten, beziehungsweise die Stämme abgesägt wurden. Teilweise wurde bereits die Drahtanlage entfernt, sodass vermutlich in diesen Flächen zukünftig keine Bewirtschaftung mehr stattfinden wird. Mittlerweile sind die Rebstöcke jedoch vielfach wieder stark ausgetrieben. Bitte denken Sie daran, in diesen Anlagen alle Wasserschosse zu entfernen, damit sie nicht zu "Sporenschleudern" werden und so den umliegenden Bewirtschaftern die Arbeit immens erschweren.

Pflanzenschutz

Für die aktuell anstehenden Behandlungen wird die dreieinhalb- bis vierfache Basisaufwandmenge empfohlen. Die Spritzbeläge sollten je nach Mittelwahl und Infektionsgeschehen nach acht bis zehn 10 Tagen erneuert werden. Ein Hilfsmittel zur Einschätzung der eigenen Situation bietet auch das Wirkungsdauertool im Vitimeteo-System (Oidium beziehungsweise Peronospora auswählen – Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sollten zur Resistenzerhaltung über die Blüte hinweg ebenfalls zwei- bis dreimal mitbehandelt werden.

Peronospora

Immer wieder werden frische Ölflecken und auch Gescheins- beziehungsweise Traubenbefall in unterschiedlicher Intensität gemeldet. Im aktuell kritischen Entwicklungsstadium besteht insbesondere in Anlagen mit einem vorhandenen Grundbefall die Gefahr für entsprechende ertragsrelevante Neuinfektionen.

In Anlagen mit entsprechendem Grundbefall sollte bei der nun folgenden Behandlung ein Produkt mit einem verbesserten Schutz an den wachsenden jungen Beeren verwendet werden. Hierzu zählen zum Beispiel Ampexio, Enervin (bei Enervin SC in Tankmischung mit einem Kontaktpräparat oder bei Enervin F mit dem Mischungspartner Vinifol SC) oder auch Restmengen von Orvego. Sofern in dieser Saison noch nicht eingesetzt kann alternativ auch Zorvec Zelavin Bria beziehungsweise Zorvec Vinabel eingesetzt werden. Bei mehrfachem Einsatz resistenzgefährdeter Produkte ist auf den entsprechenden Wirkstoffgruppenwechsel zu achten!

Achtung: Es wird jeweils nur ein einmaliger Einsatz von Profiler beziehungsweise des Zorvec-Wirkstoffs Oxathiapiprolin (hohe Resistenzgefahr!) in der Saison empfohlen! Zudem sollten diese Mittel in Anlagen mit starkem Befall nicht gespritzt werden.

Bei weitestgehend befallsfreien Anlagen reicht dagegen in aller Regel ein protektiver Einsatz mit einem Kontaktpräparat vor den nächsten Niederschlägen aus. Dazu zählen beispielsweise Folpan 80 WDG oder Delan WG. In (frostgeschädigten) Anlagen, welche nicht unmittelbar gegipfelt werden, wird der Einsatz eines Produktes auf Basis der Phosphorigen Säure (zum Beispiel Veriphos, Rombiphos, Foshield oder Frutogard) empfohlen. Alternativ wäre in solchen Fällen der Einsatz der fertigen Mischung Delan Pro möglich.

Oidium

Bei vorhandenem Oidiumbefall:

Dort wo aktuell bereits Mehltau gefunden wurde, wird der Einsatz eines Kaliumhydrogencarbonats 5 Kg/ha zusammen mit Netzschwefel 3 bis 4 Kg/ha als Zwischenspritzung auf die gesamte Laubwand vor der nächsten organischen Behandlung empfohlen. Es muss zwingend jede Gasse befahren werden! Sofern aktiver Mehltaubefall ab circa Schrotkorngröße gefunden wird, kann eine Waschung der Traubenzone mit Bicarbonaten erfolgen.

Achtung: Die aktuellen Anwendungsbedingungen für Bicarbonate sind grundsätzlich als unkritisch zu betrachten. Bei mehrmaligem Einsatz ohne zwischenzeitliche Niederschläge und hohen Temperaturen über 30 °C können Bicarbonate jedoch Verbrennungen hervorrufen. Die Ausbringung in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden kann in solchen Phasen das Risiko verringern.

Befallsfreie Anlagen:

Überwiegend kam bei der letzten Spritzung zu abgehenden Blüte die SDHI-Gruppe zum Einsatz. In späten Lagen oder sofern noch nicht geschehen, kann der Einsatz eines der genannten Produkte auch bei der aktuell anstehenden Behandlung erfolgen. Wer die „L-Gruppe“ bereits bei der letzten Behandlung verwendet hat, muss jetzt zwingend einen Wechsel auf Belanty („G“), Dynali („R/G“), Talendo („J“) oder wo in dieser Saison noch nicht eingesetzt auch Prosper Tec (bis ES 75) / Spirox (bis ES 71) vornehmen. Prosper Tec und Spirox nicht bei vorherigem Einsatz von Luna Max verwenden! Belanty und Dynali nicht nach Luna Experience!

Fäulnis- und Botrytisvorsorge

Aufgrund des aktuell wüchsigen Wetters sollten die Anlagen beobachtet werden um den Zeitpunkt des Traubenschlusses nicht zu verpassen, sofern die Behandlung mit einem Botrytizid geplant ist. Die Behandlung kurz vor Traubenschluss bietet letztmalig die Gelegenheit, das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigem, latenten Botrytisbefall zu schützen. Ob durch den Einsatz eine zusätzliche Wirkungsgradsteigerung erzielt werden kann, muss jeder Betrieb für sich entscheiden. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Switch oder Prolectus. Auch Kenja oder Cantus (beide „L-Gruppe“) stehen unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements zur Verfügung. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand um bis zu 50 % reduziert werden.

Laubarbeiten und Entblättern

Das Entblättern der Traubenzone direkt nach der Blüte ist ein wichtiger Baustein für die Traubengesundheit. Bis zum Stadium Erbsengröße bewegen wir uns in einem optimalen Zeitraum zur frühen maschinellen Entblätterung. Bei späteren Maßnahmen ab circa Erbsengröße steigt die Gefahr von Sonnenbrandschäden deutlich an. Eine frühe Entblätterung verbessert die Anlagerung der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel. Eine gute Belichtung fördert zudem die Holzreife und die Augenfruchtbarkeit im Folgejahr. Wird von Hand ausgelichtet, können Geiztriebe in der Traubenzone mit entfernt werden.

Glyphosat: Anwendungsbeschränkungen bleiben bestehen

Glyphosathaltige Herbizide dürfen nach dem Beschluss des Bundesrates am vergangenen Freitag grundsätzlich auch über den 30. Juni 2024 hinaus auf landwirtschaftlichen Flächen eingesetzt werden. Die bisher bereits in der Pflanzenschutzanwendungsverordnung verankerten Einschränkungen bleiben allerdings bestehen und sind entsprechend zu beachten. Hierzu gehört unter anderem das für den Weinbau relevante Anwendungsverbot in Wasser- und Heilquellenschutzgebieten.

Umstrukturierung

Frist zur Einreichung des Verwendungsnachweises UuU 2024: Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

Sonstiges

  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel – insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Brenneseln jetzt stehen lassen. Überträgerzikaden werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanze (zum Beispiel Brennesseln) gezwungen, andere Pflanzen, zum Beispiel die Rebe anzufliegen.
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 26. Juni 2024.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren