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Württemberg

Turbo-Weinlese erwartet

Der Weinbauverband Württemberg veranstaltete am 11. September die Herbstpressekonferenz 2023. Bei den Fellbacher Weingärtnern informierte Präsident Hermann Hohl zusammen mit dem Landwirtschaftsminister Peter Hauk über das Weinjahr.

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Bei der traditionellen Oechslemessung (v.l.) Präsident Hermann Hohl, Weinprinzessin Birthe Meseke, Landwirtschaftsminister Peter Hauk und der Vorstand der Fellbacher Weingärtner Thomas Seibold.
Bei der traditionellen Oechslemessung (v.l.) Präsident Hermann Hohl, Weinprinzessin Birthe Meseke, Landwirtschaftsminister Peter Hauk und der Vorstand der Fellbacher Weingärtner Thomas Seibold.Krampfl
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Die Weinlese startet in diesem Jahr früher als gedacht. Rebsorten wie zum Beispiel Acolon, Dornfelder oder Schwarzriesling werden in dieser Woche bereits geerntet, so auch bei den Fellbacher Weingärtnern. Vorstand Thomas Seibold sagte: „Wir freuen uns auf die Hauptlese und einen guten Jahrgang.“

Jahrgang 2023

Der Austrieb im Frühjahr erfolgte dieses Jahr etwas später. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt ausreichenden Winterfeuchte in den Böden, waren die Rebstöcke mit ausreichenden Nährstoffen und Wasser versorgt. Durch das feuchtwarme Wetter im Frühjahr, war frühzeitig mit Pilzbefall zu rechnen. Dieser trat in Form von Peronospora ein und verursachte einzelne Ertragsausfälle. „Der Mehltau schafft zunehmend größere Probleme“, so Hermann Hohl, Präsident des Weinbauverbands Württemberg. „Nicht nur in Württemberg, sondern in ganz Europa.“ Zu einer effektiven Mehltau-Bekämpfung zählen laut Hohl intensive Laubarbeiten, wie zum Beispiel Entblätterungsmaßnahmen in der Traubenzone.

In diesem Jahr gab es bislang hohe Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen. Auf einen trockenen Frühsommer folgte eine recht zügige Weinblüte und viel Regen im Spätsommer. Es gab vereinzelt größere Trockenschäden und der Echte Mehltau (Oidium) hatte sehr gute Infektionsbedingungen. Der Regen kurz vor dem Herbst hatte vor allem auf die Burgundersorten Auswirkungen. Die Beeren saugten sich mit Wasser voll und sind teilweise abgedrückt. Dies führt langfristig zu Fäulnis, deshalb empfiehlt der Präsident eine zeitnahe Ernte. Von Problemen wie Spätfrösten oder Hagelschäden wurden die Winzer in diesem Jahr verschont. Schädlinge wie die Kirschessigfliege (KEF) sind vorhanden, stellen aber keine große Gefahr dar. Hohl erklärte, dass die KEF aufgrund der frühen Lese nicht mehr die Zeit hat, um größere Schäden anzurichten.

Die diesjährige Weinlese wird laut dem Präsidenten eine Turbo-Weinlese, denn die Trauben weisen aktuell im Durchschnitt einen gleichen Reifestand auf. Der Weinbauverband Württemberg verspricht sich in der Menge und Qualität einen Durchschnittsjahrgang. Geschätzt wird eine Durchschnittsmenge von etwa 90 bis 100 Millionen Liter, etwas weniger als im Vorjahr. Die kommenden kühlen Nächte werden noch etwas mehr Aromen in die Beeren bringen. „Das Endergebnis werden sehr ausgeprägte, fruchtige und wenn wir zügig ernten auch spritzige Weine sein“, so Hohl.

Weinkonsum und Weintourismus

Präsident Hohl und Landwirtschaftsminister Hauk sind sich einig, dass der Weinkonsum in Deutschland weiterhin rückläufig ist. Als Gründe nannte Hohl die hohe Inflation sowie die verstärkte Unsicherheit in der Bevölkerung. Zudem greifen Verbraucher tendenziell zu sehr günstige Weinen, die vermehrt aus dem Ausland kommen. Minister Hauk forderte eine aktivere Vermarktung, um den Kunden den Mehrwert der Weine näherzubringen. Außerdem schlägt Hauk vor, neue Weinmärkte zu erschließen und die baden-württembergischen Weine zu exportieren. Er sieht ein hohes Potenzial auf Märkten außerhalb der EU. Hauk sagte: „Die Märkte liegen teilweise vor der Haustüre, wie zum Beispiel die Schweiz.“

Auch den Weintourismus sieht der Minister als treibende Kraft, um den Absatz für die heimischen Weine anzukurbeln. „Der Weintourismus ist ein Entwicklungszweig, der nach wie vor sehr viel Entwicklungspotenzial birgt“, erklärte Hauk. Bestehende Weintourismus-Aktivitäten sollen stärker genutzt und die Weinberge für die Bevölkerung erlebbar gemacht werden. Für die Profilierung und Markenbildung der Anbauregion benötigt es mehr weintouristische Angebote. Hauk rät zu einer Kräftebündelung: Winzer sollten die Unterstützung des Landes, der Kommunen und der Gesellschaft erhalten. Auch die baden-württembergischen Weinerlebnisführer können unterstützen.

Fördermöglichkeiten

Für die Weinbaubetriebe gibt es verschiedene Fördermaßnahmen zur Risikovorsorge gegen die Folgen des Klimawandels. Das Projekt „Förderung von Ertragsversicherungen im Obst- und Weinbau gegen die Risiken Starkfrost, Sturm und Starkregen“ wird nach der vierjährigen Pilotphase weitergeführt. „Einzelbetriebliche Investitionen wie Bewässerungs- und Frostschutzanlagen können über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) gefördert werden“, erklärte Hauk. Um Brachlagen zu vermeiden und den Steillagenweinbau zu unterstützen, soll dieser vermehrt gefördert werden. Der jährliche Wirtschaftszuschuss für die Handarbeitslagen soll ab dem Jahr 2024 auf 5000 Euro pro ha erhöht werden. Aktuell muss die EU diesem Vorschlag noch zustimmen.

Tröpfchenbewässerungsanlagen können zum Beispiel über das Programm „Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen“ (UuU) gefördert werden. Zudem werden in dem Programm die Fördersätze ab 2024 erhöht. Unterstützt wird mit höheren Zuschüssen, gestaffelt nach Hangneigungsklassen. Dadurch sollen die enormen Kostensteigerungen bei der Wiederbepflanzung von Weinbergen abgefedert werden. Für die Pflanzung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (Piwis) wird ebenfalls ein zusätzlicher Zuschuss gewährt.

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