Sächsische Winzer erwarten hohe Erntemenge und gute Qualitäten
Die Weinlese in Sachsen neigt sich dem Ende entgegen. Laut dem Weinbauverband ist die Weinernte in den meisten Betrieben fast geschafft. Was jetzt noch hängen bleiben darf, könnte man als Sahnehäubchen bezeichnen. Nur noch ausgewählte Beeren für Auslesen dürfen die Herbstsonne tanken.
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Felix Hößelbarth vom Weinbauverband Sachsen teilte auf Anfrage mit, man erwarte in diesem Jahr im Anbaugebiet eine Weinerntemenge von etwa 28.500 Hektolitern. Das wäre gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von etwa zehn Prozent. „Sollten es 29.000 Hektoliter werden, wäre es die bisher größte Weinernte des Anbaugebietes“, so Hößelbarth.
Tatsächlich erwarten auch erfahrene Winzermeister - wenn auch mit einem gewissen Augenzwinkern - durchaus die größte Erntemenge seit der Reblaus. Vor dem ersten Auftreten des Schädlings um 1887 gab es in Sachsen erheblich mehr Rebfläche. Aktuell stehen mehr als 500 Hektar im Ertrag, die Rebfläche wird stetig leicht vergrößert. Weinbauingenier und Önologe Hößelbarth: „Vergleichbare Ernten gab es in Sachsen bisher 2008 mit 27.005 Hektolitern und 2016 mit 28.845 Hektolitern.“
Optimale Reifebedingungen
Die Ernte verlief recht entspannt - zumindest in den Weinbergen hatten die Winzer und ihre zahlreichen Helfer keinen Stress. Es war trocken und die Keltertrauben konnten gut reifen. Fäulnis war in Sachsen eher die Ausnahme. „Durch die gute Wasserversorgung in der sommerlichen Wachstumszeit und dem sonnigen und warnen Wetter seit Anfang September, das bis jetzt anhält, sind optimale Reifebedingungen gegeben“, konstatierte Felix Hößelbach. Somit seien teilweise "sehr hohe Mostgewichte von 95 Grad Oechsle und höher erzielt" worden. Der Weinbauverband erwartet deshalb einen hohen Anteil an Prädikatsweinen.
Die sächsischen Winzer seien dieses Jahr "witterungs- und schädlingsmäßig meist verschont" geblieben, hieß es. Lediglich im Juni und Juli habe es eine Phase mit sehr starkem Druck durch echten Mehltau gegeben. Der folgende starke Regen im August habe dann zu beginnender Traubenfäule geführt. Trockenheit und Wärme hätten das Problem aber schnell gestoppt, bevor nennenswerter Schaden entstehen konnten. Das gelte für alle Rebsorten. Auffällig sei gewesen, dass mittel- und spätreifende Sorten fast zeitgleich erntereif wurden. Das erfordert vor allem in der Kellerei gutes Management. Immerhin muss flexibel geplant werden, wie bei hohen Erntemengen die verfügbare Tank- und Fasskapazitäten optimal belegt werden kann, um ein ständiges Umpumpen des Mostes zu minimieren.
Steigende Kosten
Wie nahezu alle Branchen sehen sich auch die Winzer steigenden Produktions- und Personalkosten gegenüber. Das müsse aber nicht automatisch zu steigenden Weinpreisen führen. „Die große Erntemenge führt theoretisch zu sinkenden Stückkosten, da die Bewirtschaftung pro Hektar eigentlich genauso teuer ist“, erläutert Hößelbarth - egal, wie viele Trauben an den Rebstöcken hängen. „Sollten zehn bis 15 Prozent mehr geerntet werden, könnten so in diesem Bereich steigende Produktionskosten und Inflation kompensiert werden, ohne den Preis zu erhöhen.“
Laut Weinbauverband ist die Weinernte in den meisten Betrieben fast geschafft: Im Radebeuler Stadtweingut Hoflößnitz, in dem Felix Hößelbarth den Weinanbau und Weinausbau verantwortet, war am 30. September letzter Erntetag für den Jahrgang 2023. Das Prädikatsweingut Schloss Proschwitz hat für den 6. Oktober den Ernteabschluss angekündigt. Im Staatsweingut Schloss Wackerbarth sind laut Unternehmenssprecher Martin Junge 80 bis 90 Prozent der Keltertraubern schon abgepresst. Kommende Woche soll die Hauptlese beendet sein. Man wolle aber in ausgewählten Lagen einige Trauben für Beerenauslesen hängen lassen. Diese werden dann später für edelsüße Weine geerntet. Ob auch Trauben für Eiswein hängen bleiben sollen, die erst ab Temperaturen von minus sieben Grad Celsius geerntet werden dürfen, sei noch nicht abschließend entschieden, so Junge.
Der mit 48 Hektar Rebfläche viertgrößte Betrieb im Anbaugebiet, das Weinhandwerk Meißen, bestätigte die Aussagen der anderen Weingüter. Man sei mit Menge und Qualität zufrieden, so Geschäftsführer Karsten Lietz. Für den jungen Betrieb ist 2023 der fünfte Jahrgang. Die Ernte soll Mitte Oktober abgeschlossen sein. Dann seien auch die Tanks im Keller voll, so Lietz. Das Unternehmen verkauft etwas weniger als ein Fünftel der Keltertrauben an andere Weingüter. Das liege aber nicht an der hohen Erntemenge in diesem Jahr, sondern an langfristigen Vereinbarungen und der generellen Betriebsstruktur. Anfänglich wollte das Weinhandwerk Meißen unter dem Namen Weinbaugesellschaft Meißen gar keine eigenen Flaschenweine vermarkten, inzwischen hat sich mit neuer Unternehmensausrichtung als Weinhandwerk aber einen Namen gemacht - vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie.
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