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Baden | Rebveredlertag

Neues aus der Rebveredlung

Am 23. Februar 2024 fand der Badische Rebveredlertag in Rust statt. Nach der ordentlichen Mitgliederversammlung wurde in acht verschiedenen Vorträgen über aktuelle Branchenthemen informiert.

von Christoph Presser erschienen am 21.03.2024
Die Gehhrten (v. l.): Alois Huber, Prof. Joachim Schmid, Edwin Schrank, Petra Steinmann-Gronau, Wolfgang Krapp und Prof. Reinhard Töpfer. © Alois Huber
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Traditionell gab es zu Beginn des Tages die ordentliche Mitgliederversammlung des Verbandes der Deutschen Rebenpflanzguterzeuger e. V. unter der Leitung des Vorsitzenden Edwin Schrank. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden fünf Mitglieder des Vorstandes verabschiedet: Alois Huber, Prof. Joachim Schmid, Edwin Schrank, Petra Steinmann-Gronau, Wolfgang Krapp und Prof. Reinhard Töpfer. Alle erhielten ein Weinpräsent mit Weinen aus den Mitgliedsregionen. Ein Weinpräsentkorb erhielt ebenfalls Edwin Schrank anlässlich seines 75. Geburtstages.

Im Anschluss eröffnete der Vorsitzende des Verbandes Badischer Rebenpflanzguterzeuger Alois Huber den Badischen Rebveredlertag. Die Referenten berichteten über: Untersuchungen zur Heißwasserbehandlung von Rebenpflanzgut, Rebschulen und Reben-Junganlagen-Strategien von heute und Herausforderungen von morgen, alternative Vortreibmethoden, Erfahrungen aus Südtirol mit Rebunterlagen unter Trockenstress und zum Einfluss unterschiedlicher Unterlagen auf verschiedene Parameter der Sorte Blauer Spätburgunder, das INRAE ResDur-Programm, kommende Rebsorten vom Geilweilerhof und die Anpassung von Prognosemodellen und Pflanzenschutz an pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwis).

Untersuchungen zur Heißwasserbehandlung von Rebenpflanzgut

Eröffnet wurden die Vortragsveranstaltung von Dorottya Agnes Simon vom DLR-Rheinpfalz mit dem Thema: „Untersuchungen zur Heißwasserbehandlung von Rebenpflanzgut“. Nach der Vorstellung der Einzelergebnisse resümierte sie zu den Auswirkungen der Heißwasserbehandlung (HWB) und Entwicklung, dass die Sorten Chardonnay, Scheurebe, Silvaner und Riesling höhere Sensitivität zeigen, dass die HWB bei 45 Grad mildere Entwicklungsverzögerungen zeigt, eine kürzere Behandlungsdauer bei 50 Grad den Ausfall durch verminderte Kallusbildung verringert, sowie der Austrieb von Veredlungen durch die HWB behandelte Unterlagen nicht beeinflusst.

Bezüglich der Eliminierung von Boris Noir konnte festgestellt werden, dass krankes Pflanzmaterial während der Vermehrungsphase nach der HWB ausfällt. Bezüglich der Verbreitung von GTD Erregern kann bilanziert werden, dass auch symptomfreie Pflanzen bereits mit den Erregern (BOT und Pmi) infiziert sind und dass auf die Verwendung von den untersten zwei Internodien beider Veredlung verzichtet werden sollte.

Rebschulen und Reben-Junganlagen-Strategien von heute, Herausforderungen von morgen

Matthias Zink vom DLR-Rheinpfalz berichtet aufgrund seiner Beratungstätigkeit im letzten Jahr über die Themen: Rebschulen und Reben-Junganlagen-Strategien von heute und Herausforderungen von morgen. Zum Bereich Rebschulen stellt er verschiedene Versuche zu neuen Sorten und traditionellen Sorten auf das Laubwandbezogene System dar. Hierbei berichtete Zink, dass die berechnete Spritzbrühmenge weder für die Kurzstamm- noch Hochstammreben ausreichend ist. Eine ausreichende Behandlung in der Rebschule hat sich als sehr wichtig dargestellt, da die Ausfälle in den Jungfeldern sonst wesentlich höher sind. Für die Applikationstechnik bei Tischanlagen gilt derselbe Sachverhalt.

Die Kombination von einem Düsengestänge zur Oberflächenbehandlung und einem mit einer Düse und geführten Luftstrom (Rohr) umgebauten Nachläufer hat auch gute Erfolge im Unterblattbereich gezeigt. Das System muss weiter verfeinert werden. In jedem Falle stellte sich die Technik als sehr wirkungsvoll dar. In Rebschulen zeigt sich bei hohen Temperaturen und ständigem Wind, dass sich ein Luftpolster unter und über der Folie bildet. Durch die Reflexion der Folie sind Temperaturen von 45 Grad keine Seltenheit mehr und in diesem Bereich des Polsters konnte bei Schnitten festgestellt werden, dass das Gewerbe abstirbt und somit die gesamte Rebe abstirbt.

Die Tropfbewässerung ist nicht ausreichend für die Kühlung. Es benötigt entweder Überkronenberegnung mittels Sprinkler oder Regner oder den Einsatz von Mikrosprenglern. In Junganlagen kommt es auch zu großen Ausfällen, wenn dieselbe Situation von Hitze und trockenen Böden gegeben ist. Auch hier entstehen von > 30 Grad und in der Sonne > 50 Grad. Dass die absterbe Erscheinungen mit dem Paraffin zusammenhängen konnte ausgeschlossen werden, da die angeführten möglichen Ölgehalte einen höheren Schmelzpunkt haben. Das Mikroklima kann in Verbindung mit der Trockenheit über 37 Grad liegen, auch hier kommt es zu Leitbahnschäden. Dieses Phänomen kann man sowohl bei Kurz- und Hochstammreben in Junganlagen, sowie bei Nachpflanzung im Bestand feststellen. Die Winzer müssen hier sensibilisiert werden und auch versuchen, kühlende Maßnahme zu ergreifen.

Zum Thema Heißwasserbehandlung berichtete Zink, dass die Versuche gezeigt haben, dass die Temperaturverteilung in dem Tauchbottich gleichmäßig verteilt ist und dass die Heißwasserbehandlung etwa zwei Monate vor der Pflanzung erfolgen sollte, denn hier waren die geringsten Ausfälle zu verzeichnen. Die unterschiedlichen Ausfälle bei den verschiedenen Sorten müssen über weitere Versuche eruiert werden. Durch GPS gelegte Folie in Rebsorten (auch bei unterschiedlichen Abständen) hat gezeigt, dass hier eine vierte Verwendung der Fläche unter dem Gesichtspunkt der Rebenmüdigkeit möglich ist.

Anstatt der Verwendung von Betanol werden alternative Substanzen getestet. Hierzu gibt es jetzt einige erfolgversprechende Testversuche mit Baxero und Ozon, wobei die Zulassung der Substanzen noch offen ist. Es bedarf hier weiterer Versuche, ob dies als alternatives Verfahren zur Anwendung kommen kann. In jedem Falle sind die Kosten höher als bei der Verwendung von Betanol.

Alternative Vortreibmethoden

Christian Strubel von der Rebschule Strubel gab ein Statement zu alternativen Vortreibmethoden ab. Das Ziel der alternativen Vortreibmethoden ist der Verzicht auf Perlite, Sägemehl oder Torf. Es soll nur mit Wasser vorgetrieben werden. Der Ablauf des Vortreibens ist analog der traditionellen Methode, hat jedoch die Vorteile eines schnelleren Zeitfensters und einem energiesparenderem Verfahren. Es werden zusätzlich Kosten für die Packstoffe und durch Zeitersparnisse auch Arbeitskosten gespart. Der Bedarf des Lagerplatzes bis zum Stecken in der Rebschule ist ebenfalls geringer. Auch das Handling mit den Kisten ist einfacher und nach dem Ablassen des Mediums kann ein Bewurzelungshormon direkt eingesetzt werden.

Die Kallusbildung und die Trieblängenentwicklung ist bei den optimalen Bedingungen anlog des herkömmlichen Verfahrens. Als Nachteile berichtete Strubel von einem hohen Kontrollaufwand von der Wasserstands- und Temperaturführung, einer höheren Bortrytisanfälligkeit, einer schlechteren Kallusbildung an den Kistenrändern, dass Unterlagen und Rebsorten unterschiedlich stark auf die Veränderungen reagieren, dass ein zügiges Auspacken bei dem Vortreibsende nötig ist und ein langes stehen lassen nach dem Auspacken schwierig ist. Zusätzlich muss bei der Umstellung auf die Kosten der Beschaffung von wasserdichten Kisten und die notwendigen Ablasshähne für die Kisten hingewiesen werden.

Rebunterlagen unter Trockenstress

Josef Terleth vom Versuchszentrum Laimburg berichtet über seine Erfahrungen aus Südtirol mit Rebunterlagen unter Trockenstress. Hierbei ist es schwierig, die nach der Trockenheitsverträglichkeit der Unterlagen zu beantworten, da die Angaben in der Fachliteratur von den Ergebnissen der Versuche teilweise abweichen. In zwei unterschiedlichen Regionen sollte in Langzeitversuchen mit fünf verschiedenen Unterlagen, veredelt mit der Sorte Weißburgunder, hinterfragt werden. Es kamen die Unterlagen SO4, 1103 Paulsen, 140 Ruggeri,  420 A und Börner zur Anpflanzung.

Der erste Standort war eine Hanglage in Montan. Weder in der Ertragsleistung noch in der Wuchsstärke unterscheiden sich die Unterlagen in diesem Versuch signifikant. Um Hinweise zu erhalten, wie gut die einzelnen Unterlagen Trockenstress bewältigen können, wurden zwischen 2006 und 2021 in Trockenphasen wiederholt Messungen des Stammwasserpotentials durchgeführt. Signifikante Unterschiede zwischen den Unterlagen wurden bei den Messungen nicht gefunden. Bildet man aber den Durchschnitt aller gemessenen Werte, so zeigt sich eine Tendenz. Die Unterlagen 1103 Paulsen und 140 Ruggeri wiesen eine leicht bessere Wasserversorgung als SO4, 420 A und auch Börner auf. Auch die Weinqualität, weder als Jungwein noch im gereiften Zustand, brachte kein eindeutiges Ergebnis. Alle Weine wurden durchwegs positiv beschrieben und waren kaum unterscheidbar.

Am zweiten Standort in Kaltern, mit den Unterlagen SO4, Börner, 5C und 8B mit der Sorte Edelvernatsch veredelt, erbrachte hingegen Unterschiede. In diesem Versuch war die SO4 stets kräftiger und robuster als die Unterlage Börner. Die beiden Teleki-Unterlagen 5C und 8B lagen jeweils im Mittelfeld. In beiden Versuchen konnte kein Verhalten bei Trockenstress festgestellt werden. Dies könnte auf die skelettreichen Böden Südtirols zurückzuführen sein. In diesen scheint auch die Unterlage SO4 ausreichend gut den Boden zu durchwurzeln und sich einen entsprechenden Bodenraum erschließen zu können.

Bodenunterschiede treten im Südtiroler Weinbaugebiet allerdings selbst kleinräumig häufig auf. Die hier aufgezeigten Ergebnisse sind daher nur als Richtwerte zu verstehen.1103 Paulsen und 140 Ruggeri sind zwar tendenziell etwas trockenheitsverträglicher, vermitteln der Edelsorte bei entsprechend guten Bodenverhältnissen aber auch ein sehr kräftiges Wachstum. Sie können daher nicht in jedem Falle empfohlen werden.

Einfluss verschiedener Unterlagen auf verschiedene Parameter der Sorte Blauer Spätburgunder Gm 20-19

Alexander Bernd vom Weingut mit Rebveredlung berichtete über das Thema „Einfluss verschiedener Unterlagen auf verschiedene Parameter der Sorte Blauer Spätburgunder Gm 20-19“. Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, den Einfluss der in diesem Versuch verwendeten Unterlagen auf den kleinbeerigen Spätburgunder-Klon unter Berücksichtigung der besonderen Witterungsbedingungen und des Standortes zu untersuchen. Dabei wurde das Augenmerk besonders auf bestimmte Blattinhaltsstoffe und die Phenolgehalte in den Beerenhäuten gelegt.

Die untersuchte Adaptionsanlage befand sich in Geisenheim und zeichnete sich durch einen kalkhaltigen Lössboden aus. Die Witterungsbedingungen des Jahres 2018 waren gekennzeichnet durch überdurchschnittlich warme Temperaturen und einen sehr niederschlagsarmen Sommer. Als Unterlagen wurden verwendet: 125 AA, SO4, Börner, 3309 C, Fercal, Gm 9230-3 (Vinto), Gm 9228-45 (Libero) und Gm 9330-28. Die Blattmessungen wurden im Zeitraum der abgehenden Blüte (8. Juni 2018) bis zur Veraison der Trauben (15. August 2018) durchgeführt, worauf unmittelbar die Messungen der Trauben bis zur Lese (12. September 2018) folgten. Die Untersuchungen wurden mithilfe eines handgehaltenen Feldfluorometers (Multiplex 3.6) angestellt, der durch Fluoreszenztechnik den Gehalt an Chlorophyll, Anthocyanen und Flavonolen ermittelt.

Zusätzlich zu den Untersuchungen an Blatt und Traube wurden vegetative Merkmale wie Wuchskraft, Laubwanddichte und Chloroseneigung, generative Merkmale wie Ertrag und Reifeparameter sowie relevante Mostinhaltsstoffe, zu denen die wichtigsten Mineralstoffe und der hefeverwertbare Stickstoff gehören, untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen deutliche Unterschiede der Spätburgunderreben auf den verschiedenen Unterlagen als Reaktion der vorherrschenden Standortbedingungen und des Witterungsverlaufes in der Vegetationsperiode.

Generell kann man sagen, dass die bestehenden Kategorisierungen für die Wuchskraft und die Chloroseneigung auf einem Kalkstandort für die Unterlagssorten SO 4, Fercal 125 AA, Börner und 3309 C bestätigt wurden. Die Unterlagen aus dem verwendeten Neuzüchtungsprogramm zeigten gute Ergebnisse in ihrem Wuchsverhalten und eine geringere Chloroseneigung als die Unterlage Börner. Des Weiteren wurde ein Zusammenhang zwischen den Reifeparametern und dem Anthocyangehalt in den Beerenschalen festgestellt, der sich unter anderem durch Fluoreszenztechnik ermitteln ließ.

INRAE ResDur-Programm

Guillaume Arnold vom INRAE Colmar, stellte das ResDur-Programm der INRAE vor und berichtete über die Fortschritte der letzten Jahre. Mit dem ResDur-Programm startete Frankreich im Jahr 2000 die Piwi-Züchtung erneut. Ziel ist es, mit den neuen Sorten die Nachhaltigkeit zu steigern und langfristig das Qualitätsniveau der traditionellen Rebsorten zu erreichen. Durch Kreuzungszüchtung wird versucht, die Resistenzgene vieler amerikanischer und asiatischer Vitisarten in die Sämlinge einzubringen, um neue Rebsorten mit polygener Resistenz auszustatten und damit die Widerstandskraft deutlich zu verbessern.

Viele Resistenzgene sind mittlerweile identifiziert. Dies ermöglicht mit DNA-Analysen eine schnelle Vorselektion. Bereits vorhandene Piwi-Sorten vom JKI und WBI aus Deutschland sowie der Schweiz (Agroscope) dienten als Kreuzungsgrundlage. Nach der Keimung der Sämlinge können Proben entnommen werden und es werden die vorhandenen Resistenzgene festgestellt. Nur Sämlinge mit mehrfachen Resistenzen gegen echten und falschen Mehltau werden weiter vermehrt. Dies reduziert sehr schnell die Zahl der Kandidaten und spart Zeit und Kosten.

Langfristig ist es das Ziel, gebietstypische Sorten mit hoher Resistenz zu schaffen. Dafür wird mit zwölf französischen Weinbaugebieten zusammengearbeitet und Sortentypen wurden festgelegt. Für das Elsass ist es zum Beispiel die Sorte Riesling und für die Champagne sind es die Sorten Weißburgunder und Chardonnay. Mittlerweile sind 2600 neue resistente Rebsorten in der Prüfung. Diese müssen jetzt neben der Resistenz auch die gebietstypischen Aromen aufweisen. Zurzeit stehen schon einige Rebsorten für den Anbau zur Verfügung (Floreal, Voltis und Vidoc). Ein Verschnitt bis 10 % ist dann bei Vin de Pays möglich, oder bis zu 5 % Pflanzung in der Fläche. Auch Frankreich öffnet sich vorsichtig den neuen Rebsorten.

Quo vadis Calardis? - Kommende Rebsorten vom Geilweilerhof

Dr. Oliver Trapp vom Julius Kühn-Institut in Siebeldingen referierte zum Thema „Quo vadis Calardis? - Kommende Rebsorten vom Geilweilerhof“. Zu Beginn seines Vortrages erläuterte Trapp, was hinter dem Begriff „Calardis“ steht. Dieser leitete sich aus einer Bezeichnung aus der Geschichte ab, die für den Geilweilerhof verwendet wurde. Man nannte es früher „clardiswilre“.

Die Zuchtziele des JKI sind Widerstandsfähigkeit gegen echten und falschen Mehltau, Botrytis und Schwarzfäule sowie Witterungsanpassung bezüglich, Sonnenbrand, Spätfrost und Blütetermin, mit dem Ziel der Verschiebung des Lesetermins. Es werden molekular Marker gesucht, damit eine darauf gestützte Selektion erfolgen kann. Derzeit sind acht Resistenzen gegen falschen Mehltau und fünf Resistenzen gegen den echten Mehltau bekannt. Gesucht wird nach Marker von Botrytis, Ertrag und Phänologie. Ein weiteres Kriterium ist der abiotische Stress. Auch wird vorbeugend die Pierce’sche Krankheit in der Züchtung im Auge behalten. Die Krankheit schädigt bereits massiv Olivenbestände, aber im Jahr 2023 ist sie erstmals in Portugal bei Weinreben festgestellt worden. Ausgelöst wird sie durch das Feuerbakterium Xylella fastidiosa. Diese Erkrankung ist ein Quarantäneschadorganismus mit verheerenden Auswirkungen auf die Bestände.

Eine neue Sorte ist immer ist ein Kompromiss, da alle Parameter nicht zu 100 % in einer neuen Pflanze enthalten sein können. So berichtet Trapp über die Sorte Calardis blanc, die mittel bis spät reift und eine langsame Zuckerakkumulation hat. Dies bewirkt leichtere Weine, die im Trend sind. Auch ist die Widerstandsfähigkeit gegen den Sonnenbrand höher. Somit ist sie Widerstandsfähiger und hat auch ein Einsparpotential bezüglich der Fungizide. Aus einem Versuch berichtete er, dass die Trauben viermal in der Vegetation gespritzt wurden gegenüber der Vergleichsparzelle einem Riesling, der im gleichen Vegetationszyklus vierzehnmal gespritzt werden muss. Im Blatt war der Vergleich noch stärker, hier steht es zwei zu vierzehn für den calardis blanc. Dies stellt eine Ersparnis von 2/3 des Pflanzenschutzmittelbedarfs dar. Bezüglich des Schadbildes Oidium zeigt Calardis blanc eine 100-prozentige Residenz, aber eine reduzierte Behandlung ist trotzdem zu empfehlen, da sich die Pathogene entwickeln können. Die Weinqualität ist vergleichbar mit den traditionellen Sorten, teilweise in Blindverkostungen sogar besser eingestuft. Lediglich die Holzreife ist nicht ganz optimal.

Trapp stellte zudem zwei neue Sorten, die sehr vielversprechend sind und bereits klassifiziert wurden, zum ersten Mal vor. Bei beiden Sorten sind sehr hohe Residenzen vorhanden. Die weiße Sorte trägt die Zuchtnummer Gf.2010-011-0048 und die Rote Sorte Gf.2004-043-0010. Der Lesezeitpunkt der weißen Sorte ähnelt dem Müller-Thurgau und bei der roten Sorte liegt er etwas vor dem Regent. Die Weinbeschreibung der weißen Sorte wird als harmonischer, vollmundiger Wein mit spritziger Säure beschrieben. Feine Fruchtaromen von Mirabellen, Aprikosen, Ananas, reifem Apfel und im Abgang würzig, mit zarten Noten von der Limette geschmeckt werden. Die Weinbeschreibung der roten Sorte stellt einen kräftigen Rotwein mit sehr intensivem Körper dar. Die Aromen wie Brombeere, Holunderbeere und dunklen Kirschen geben ihm eine fruchtige Note, die von Aromen wie Tabak und Nelke begleitet werden.

Pflanzenschutzmaßnahmen bei Piwis

Dr. Stefan Schumacher vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg verdeutlichte in seinem Vortrag die Notwendigkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen bei Piwis. Ein wichtiges Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Anpassung einzelner Populationen von Rebenperonospora oder Oidium an die eingekreuzten Resistenzen zu vermeiden, beziehungsweise zu verlangsamen. Darüber hinaus können die genannten Schaderreger je nach Rebsorte, Standort und Witterung auch in Piwi-Flächen zu erheblichen Ertragsausfällen führen. Zum Schutz der Resistenz und des Traubenmaterials werden daher einige gezielte, an die vorliegenden Bedingungen angepassten, Pflanzenschutzbehandlungen empfohlen.

In diesem Zusammenhang stellte Schumacher Ergebnisse aus dem VITIFIT-Projekt vor. Im Laufe des Projekts wurden in einem vierjährigen Versuch am WBI die Resistenzunterschiede verschiedener Piwis in Abhängigkeit derer phänologischen Entwicklung ermittelt. Die Erkenntnisse werden anschließend genutzt, um das Prognosemodell für den Falschen Mehltau der Weinrebe, VitiMeteo Plasmopara, um die besondere Anforderung von Piwi-Rebsorten zu erweitern.

Ab 2024 steht die Erweiterung „VitiMeteo-Piwi“ für das Infektionsrisiko mit der Rebenperonospora an Piwis allen Winzern in Baden-Württemberg auf www.vitimeteo.de zur Verfügung.

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