
Laubschnitt und Entblättern an Witterung anpassen
Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, Herbizidmaßnahmen, Umstrukturierung und Umstellung (UuU) sowie Sonstiges.
von LRA HN erschienen am 18.07.2024Allgemeine Situation
Das aktuell sommerlich warme Wetter wird wie für das Jahr 2024 typisch zum Wochenende hin wieder vereinzelt von Regenschauern beziehungsweise Gewittern abgelöst. Es bleibt also wechselhaft, wobei lokal Gewitter auftreten können. Die zu Beginn der Woche gefallenen Niederschläge sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Vereinzelt gab es auch Hagelereignisse, der entstandene Schaden an den Reben hält sich jedoch in Grenzen. Bei dem aktuellen Entwicklungsstadium trocknen die verletzten Beeren in aller Regel gut ein und durch die beginnende Verholzung relativieren sich die sichtbaren Schäden an den Fruchtruten ebenso.
Die Entwicklung der Rebe schreitet stetig voran und befindet sich in den normal entwickelten Anlagen aktuell meist im Stadium des Traubenschlusses (BBCH 79). An heißen und strahlungsintensiven Tagen muss mit Sonnenbrandschäden gerechnet werden, da die Trauben in diesem Jahr vermutlich nicht so abgehärtet sind wie in den heißen Jahren zuvor. Der Laubschnitt und beabsichtigte Entblätterungsmaßnahmen sollten daher an die Witterungssituation angepasst werden.
Pflanzenschutz
Die Rebanlagen zeigen sich überwiegend in einem guten bis sehr guten Gesundheitszustand. Vereinzelt gibt es Ertragseinbußen aufgrund von Pilzkrankheiten. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein deutlich geringerer Oidiumbefall zu verzeichnen. Der intensive geführte Pflanzenschutz sowie die ordentlich durchgeführten Pflegearbeiten haben sich in diesem Jahr ausbezahlt. Weite Spritzabstände, mangelnde Laubarbeiten oder auch die falsche Mittelwahl führten dagegen zu deutlichem Traubenbefall.
Bei Peronospora ist die Spanne deutlich größer. Hier gibt es von unkritischen Anlagen bis zu nennenswertem Traubenbefall alles. Stellenweise ist in letzter Zeit auch nochmal deutlicher Spätbefall an den Trauben aufgetreten! Insbesondere in Anlagen mit zahlreichen stark sporulierenden Ölflecken im Gipfellaub ist das auch nicht weiter verwunderlich. In solchen Fällen kann Peronospora am effektivsten mit dem Laubschneider bekämpft werden. Die Spaltöffnungen der Beeren verkorken sich ab Erbsengröße und können dann vom Peronosporapilz nicht mehr direkt infiziert werden.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Befallsdruck durch Pilzkrankheiten aufgrund der Witterung im Jahr 2024 dem politischen Ziel zur Pflanzenschutzreduktion eindeutig entgegensteht, da kurze Spritzabstände sowie ein früher Beginn vonnöten waren.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird im Allgemeinen die vierfache Basisaufwandmenge empfohlen. Bei Produkten, die nach dem Laubwandflächenmodell (LWF) zugelassen sind, beachten Sie bitte die Hinweise aus dem Infoblatt der LVWO Weinsberg. Die Vorgaben der Absatzorganisationen hinsichtlich der Mittelwahl und Terminierung bei den verbleibenden Behandlungen sind verpflichtend einzuhalten.
Aufgrund der wechselhaften Witterungsbedingungen kann in Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen der vorbeugende Einsatz eines magnesiumhaltiger Blattdüngers wie zum Beispiel Bittersalz (dreiprozentig) oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Lebosol Magnesium 400 SC, Folicin Mg plus) sinnvoll sein. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
Peronospora
Um Resistenzen vorzubeugen, sollten gegen Ende der Pflanzenschutzsaison ausschließlich Kontaktmittel zum Einsatz kommen. Daher wird für die nächste anstehende Behandlung bevorzugt ein reines Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit wie zum Beispiel Folpan 80 WDG beziehungsweise Folpan 500SC empfohlen.
Auch in Anlagen mit sporulierendem Befall sollten entsprechende Produkte mit spezifischen Wirkmechanismus nur noch in absoluten Ausnahmefällen wie zum Beispiel nach Hagelschlag eingesetzt werden. Darunter fallen alle Kurativprodukte beziehungsweise auch die tiefenwirksamen Mittel. Auch Produkte auf Basis der phosphorigen Säure werden jetzt nicht mehr empfohlen.
Oidium
Damit sich der Befall nicht unbeobachtet weiter ausbreiten kann, ist in den Anlagen, in welchen bereits leichter Befall gefunden wurde, weiterhin eine gute Kontrolle anzuraten. Dies gilt auch für Anlagen, in welchen Stoppbehandlungen durchgeführt wurden. Die Infektionsanfälligkeit der Beeren nimmt bei der ersten Generation nun grundsätzlich ab.
Wo noch zwei organische Mehltaubehandlungen geplant sind, können unter Berücksichtigung des Resistenzmanagementes jetzt nochmals Belanty, Dynali oder Talendo zum Einsatz kommen, in unkritischen Anlagen auch Vivando oder Kusabi. Alternativ und vor allem, auch wenn die Möglichkeiten im Rahmen des Resistenzmanagementes ausgeschöpft sind, kann eine Behandlung mit Vitisan + Netzmittel beziehungsweise Kumar in Erwägung gezogen werden.
Sofern erlaubt kann zu den Backpulverpräparaten auch Netzschwefel Stulln (28 Tagen Wartezeit) zugegeben werden. Für die letzte Behandlung können in unkritischen Anlagen dann reine Azolpräparate wie Topas beziehungsweise Sarumo (nur bis Ende Traubenschluss BBCH 79) oder alternativ (insbesondere in kritischen Anlagen!) auch Vitisan + Netzmittel beziehungsweise Kumar eingeplant werden.
Wichtig: Beachten Sie bei Ihrer Mittelplanung, dass azolhaltige Produkte (Resistenzbuchstabe „G“) insgesamt maximal viermal pro Saison ausgebracht werden sollen!
Traubenwickler
Der Flug ist an den Fallenstandort weiterhin sehr verhalten. Auch die Fangzahlen gehen aktuell gegen null.
Herbizidmaßnahmen
Durch die feuchten und wüchsigen Bedingungen wird in diesem Jahr vielfach nochmals ein weiterer Herbizideinsatz notwendig werden. Bei einer geplanten Anwendung sind neben den Gebietseinschränkungen die entsprechenden Wartezeiten und möglichen Anwendungszeitpunkte aus der bekannten Übersicht zum Herbizideinsatz 2024 zu berücksichtigen. Herbizidmaßnahmen sollten bis Ende Juli abgeschlossen werden. Bitte beachten Sie weiterhin die ausführlichen Hinweise aus den letzten Mitteilungen.
Umstrukturierung und Umstellung (UuU)
Die Antragsformulare für die Umstrukturierung 2025 stehen nun zum Download bereit. Über den nachfolgenden Link gelangen Sie zum Antrag auf Umstrukturierung und Umstellung (UuU) 2025. Neben weiteren Informationen zum Antragsverfahren finden Sie dort auch die einzureichenden Antragsformulare. Bitte die Antragsfrist zum 31. August beachten! Alternativ finden Sie die Formulare auch in der angehängten PDF-Datei.
Sonstiges
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Brenneseln jetzt stehen lassen. Überträgerzikaden werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanze (zum Beispiel Brennnesseln) gezwungen, andere Pflanzen, zum Beispiel die Rebe anzufliegen.
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt am 24. Juli 2024.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.