
Tagung in Weinsberg
Für den 9. April hatte das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) die Württembergischen Rebschutzwarte zur jährlichen Tagung an die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg eingeladen. 25 Rebschutzwarte folgten dieser Einladung.
von Karl Bleyer, Johannes Wolf erschienen am 02.05.2024Johannes Wolf, Referatsleiter für Weinbau und Rebschutz an der LVWO, begrüßte die Gäste. Er ging kurz auf die allgemeine Situation im Weinbau und Rebschutz ein und betonte die Wichtigkeit der Rebschutzwarte als Bindeglied zwischen den Landesanstalten und der Weinbaupraxis.
Auf Schwarzfleckenkrankheit und Esca achten
Karl Bleyer von der LVWO Weinsberg ging in seinem Vortrag auf die „Pilzkrankheiten 2023 mit Brennpunkt Oidium“ ein. Er betonte, dass bei einer anderen Wetterlage, mit zwei weiteren Infektionen, die Peronospora noch viel mehr Schäden hätte anrichten können, als dies der Fall war. 2023 spielte auch die Schwarzfleckenkrankheit (Phomopsis) eine Rolle, da es bei den anfälligen Sorten durch die Nässeperiode beim Austrieb sehr viele Schwarzfleckeninfektionen gegeben hatte. Die Weingärtner sollten deshalb auch 2024 ein Auge auf diese Krankheit haben.
Auch die Krankheit „Esca" ist weiter auf dem Vormarsch und wird den Weinbaubetrieben noch viele Sorgen bereiten. Bleyer stellte laufende Versuchsarbeiten und Möglichkeiten der Bekämpfung vor. Die Essigfäule war 2023 durch die Niederschläge im August und die Wärme im September gerade bei kompakten Rebsorten ein großes Problem. Bleyer verdeutlicht, dass hier nach wie vor die weinbaulichen Maßnahmen in Verbindung mit der Entblätterung und der Ausblastechnik sowie die Behandlung mit Wachstumsregulatoren die besten Gegenmaßnahmen darstellen.
Am Ende des Vortrages stand der Echte Mehltau (Oidium) im Mittelpunkt. Referent Bleyer ging hierbei auf Versuchsergebnisse ein und stellte die neue Bekämpfungsstrategie gegen Oidium vor. Ab diesem Jahr wird seitens der Landesanstalten im Risikomodell „Vitimeteo Oidium“ der Zuwachs der Blätter und Trauben mehr Beachtung finden und in die Wirkungsdauer mit eingebracht werden.
Oidium und Nacherntebehandlung
Im zweiten Vortrag setzte Dr. René Fuchs vom Weinbauinstitut Freiburg (WBI) das Thema „Oidium im Jahr 2023“ fort. Er stellte erste Ergebnisse von Umfragen an die Winzer in Baden-Württemberg über die Behandlungen gegen den Echten Mehltau vor, die vom WBI Freiburg ausgewertet wurden. Eine abschließende Bewertung beurteilte er jedoch als sehr schwierig.
Im Sommer 2023 wurden in insgesamt 35 Rebflächen in Baden-Württemberg vom WBI und von der LVWO in Zusammenarbeit mit den Weinbauberatern Blattproben mit Oidium entnommen und auf Resistenzbildung des Pilzes gegenüber verschiedenen Wirkstoffen und untersucht. Schwerpunkt nahm hierbei die Wirkstoffgruppe der SDHI-Fungizide ein. Fuchs ging hier auf erste Ergebnisse ein, zeigte auf, dass es teilweise Resistenzen gibt, betonte aber, dass diese sich nicht zwingend auf die Wirkung einer Spritzfolge mit verschieden Wirkstoffgruppen auswirken. Resistenzen treten teilweise auch regional auf. Genauere Ergebnisse werden noch an anderer Stelle publiziert.
Fuchs berichtet auch über das Thema Nacherntebehandlung. Nach weltweiten Anfragen bei vielen Wissenschaftlern wurde deutlich, dass eine solche Behandlung sehr aufwendig ist und bisher kein Erfolg nachgewiesen wurde. Der Referent verdeutlichte nochmals die einhellige Meinung, dass eine gute Bekämpfung während der Saison die günstigste und beste Methode der wirksamen Oidiumbekämpfung ist. Wirkstoffe, die für eine Nacherntebehandlung eine Zulassung haben, gibt es in Deutschland und den meisten Ländern nicht.
Peronospora nicht vergessen
Den Abschluss machte Heiner Hofmann von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim mit seinem Vortrag „Peronospora – nach wie vor aktuell“. Er stellte Versuchsergebnisse aus seinen Versuchen an der LWG vor und machte deutlich, dass man trotz der Oidiumproblematik der vergangenen Jahre die Peronospora nicht vergessen darf.
Hofmann zeigte nochmals deutlich, wie wichtig grundsätzliche Dinge wie die Terminierung der Spritzungen vor Niederschlägen und die Beachtung des ungeschützten Blattzuwachses ist. Dabei verwies er auch auf die Hilfestellungen in Vitimeteo. Ein bis zwei falsch gesetzte Behandlungen können verheerende Folgen mit starkem Ertragsverlust nach sich ziehen. Hofmann betonte, dass auch im Fränkischen Weinbau die LWG Veitshöchheim eng mit den Rebschutzwarten zusammenarbeitet und jeder seinen Nutzen hat.
Wolf beendete nach einer kurzen allgemeinen Aussprache die Tagung. Er lud die Rebschutzwarte zu einem Sommertermin auf Burg Wildeck ein, um die Umstellung der Flächen auf ökologische Bewirtschaftung zu zeigen.
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