Grenzüberschreitender Austausch
Die Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und der Region Bourgogne-Franche-Comté besteht seit 1962 und ist damit die älteste Partnerschaft zwischen deutschen und französischen Regionen. Die langjährige Zusammenarbeit hat sich in verschiedenen Bereichen bewährt und wurde in den letzten zehn Jahren intensiviert, insbesondere im Bereich des ökologischen Weinbaus.
von Ecovin Bundesverband Ökologischer Weinbau e. V. erschienen am 01.08.2024Vom 16. bis 18. Juli war eine kleine Delegation aus Rheinland-Pfalz zu Gast in Chablis und Mâcon am Biocampus in Davayé (in der Region werden bereits 30 % der Flächen ökologisch bewirtschaftet). Die umfassenden Diskussionen und Vorträge drehten sich um die aktuellen Entwicklungen im ökologischen Weinbau, insbesondere um das Thema Pflanzenschutz in herausfordernden Jahren wie 2024, die Überwachung der Böden und ihrer Funktion, das Management der organischen Substanz sowie die Instrumente und Hebel zur Anpassung an den Klimawandel: Pflanzenmaterial, Agroforstwirtschaft, regenerativer Weinbau. Gerade beim Thema Pflanzenschutz wurde deutlich, dass deutsche und französische Winzer mit denselben Problemen und extremen Druckbedingungen zu kämpfen haben.
Vitifit-Projekt und Pflanzenschutz im Fokus
Dieses Thema konnte durch eine Vorstellung des Vitifit-Projektes hervorragend ergänzt werden. Die laufende Forschung zur Reduktion kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel und die Vorstellung laufender Projekte zur Kupferausbringung mit Cu-Caps oder der Gewinnung von Rebholzextrakt stießen auf offene Ohren.
In diesem Bereich konnte die deutsche Seite von über 20 Jahren positiver Erfahrung mit Kaliumphosphonat berichten. Seit nunmehr zehn Jahren steht dieses Mittel dem ökologischen Weinbau nicht mehr zur Verfügung. Die Frage nach einer Zulassung für den ökologischen Weinbau unter noch festzulegenden Bedingungen wird in Jahren wie 2024 mehr als deutlich. So betonten beide Seiten, dass ein zuverlässiger Pflanzenschutz im ökologischen Weinbau unerlässlich ist. Anwesend waren Vertreter des Umweltministeriums in Mainz sowie der Bioverbände Bioland, Naturland und Ecovin (Organisator des Austauschs auf deutscher Seite).
Der Empfang wurde von der GIP Bourgogne Vigne et Vin koordiniert und umfasste auf französischer Seite die Landwirtschaftskammern von Yonne und Saône-et-Loire, den Vinipôle Sud Bourgogne, das Comité Interprofessionnel des Vins du Jura, den Regionalrat von Bourgogne-Franche-Comté, die Université de Bourgogne und den Agro-Bio Campus Davayé.
Georg Forster, Bundesvorsitzender von Ecovin, fasst zusammen: „Uns verbindet die Leidenschaft für unsere Millionen Jahre alten Weinbergsböden, die unsere Weine mit ihren wunderbaren Nuancen und vielfältigen Facetten hervorbringen. Die deutsch-französische Weinkultur ist ein wichtiges Bindeglied zwischen unseren beiden Nationen.“
Dreitägiger Austausch
Florian Humbert, Direktor des GIP Bourgogne Vigne et Vin, erklärte seinerseits: „Wir freuen uns sehr, diese Zusammenarbeit reaktivieren zu können. Dieser zweitägige Austausch unterstreicht sowohl die Bedeutung der Herausforderungen im aktuellen Kontext für die regionalen Weinbaubranchen, die sich in einem Prozess tiefgreifender Veränderungen der Praktiken befinden, als auch die Dynamik der Akteure dieser Branchen, Erzeuger, Techniker und Forscher, die experimentieren und neue Erkenntnisse gewinnen wollen, um die ökologischen und wirtschaftlichen Ziele der anstehenden Übergänge und Anpassungen miteinander in Einklang zu bringen. Das aktuelle Weinjahr 2024 mit seinen vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen verdeutlicht die Gemeinsamkeit für die beiden Regionen und die Relevanz, sich über die technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen auszutauschen und gemeinsam voranzukommen.“
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