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Transatlantischer Handelsstreit

Deutsche Exporteure schlagen Alarm

Die EU plant Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Zölle und bringt damit europäische Weine ins Fadenkreuz. Der Verband Deutscher Weinexporteure kritisiert das Vorgehen scharf und warnt vor schweren Folgen für die Branche.

von Redaktion Quelle Verband Deutscher Weinexporteure e. V. erschienen am 26.03.2025
Die USA sind der bisher größte Exportmarkt für deutschen Wein. © Deutsches Weininstitut (DWI)
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Die angespannte handelspolitische Lage zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten spitzt sich weiter zu – und nun gerät ausgerechnet der europäische Wein ins Kreuzfeuer. Nachdem die EU-Kommission in einer Liste möglicher Vergeltungsmaßnahmen auch Weine mit geografischer Angabe aufführte, hat US-Präsident Donald Trump mit der Androhung von Strafzöllen in Höhe von 200 % auf europäische Weine reagiert.

Diese Entwicklung sorgt in der deutschen Weinbranche für erhebliche Unruhe. „Wir fordern, dass der Wein nicht in den laufenden Handelsstreit zwischen der EU und den USA über Stahl und Aluminium einbezogen wird,“ stellt Gerhard Brauer, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Weinexporteure, klar.

Der Verband zeigt sich tief besorgt über die möglichen Konsequenzen einer Eskalation. „Dies wird, so wurde es ja gestern auch schon von US-Präsident Trump kommentiert, eine Gegenreaktion zu Lasten der EU-Weinbranche provozieren. Wir halten es für falsch, dass die Weinbranche als Teil der unbeteiligten Landwirtschaft in einen Handelsstreit hineingezogen wird. Das Verhalten der EU-Kommission, Weine mit geografischen Angaben auf eine veröffentlichte Liste für Sanktionen zu schreiben, ist für uns nicht nachvollziehbar. Warum durch die EU die europäische Weinbranche in Gefahr gebracht wird, erschließt sich uns nicht“, erklärt Rechtsanwalt Christian Schwörer, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Weinexporteure.

Hintergrund des Konflikts ist die Entscheidung der US-Regierung vom 20. Februar 2025, die Importzölle auf Stahl und Aluminium von bisher 10 auf 25 % zu erhöhen und bestehende Ausnahmen – unter anderem für die EU – aufzuheben. Die Maßnahmen traten am 12. März in Kraft. Die EU reagierte am selben Tag mit einer Liste geplanter Gegenmaßnahmen, die nun auch den Weinhandel zu bedrohen scheinen.

Die Branche befürchtet nicht nur massive wirtschaftliche Einbußen, sondern auch langfristige Schäden für den Ruf europäischer Weine auf dem US-Markt. Ein klares Signal an die Politik ist gesetzt: Wein darf nicht zum Spielball geopolitischer Interessen werden.

Wichtige Fragen

Zur Bedeutung der angekündigten Strafzölle für die deutsche und europäische Weinbranche stellt der VDW-Geschäftsführer Christian Schwörer auf die wichtigsten Fragen folgendes vor:

Wie stark würden US-Strafzölle die deutsche Weinbranche treffen? Der Export in die USA ist für deutsche Weinerzeuger – trotz sinkender Tendenz – nach wie vor ein wichtiges Standbein der deutschen Weinwirtschaft im Export, mit 133.000 hl im Jahr 2024 und einem Exportwert von etwa 63 Mio. Euro. Strafzölle haben dabei die sinkende Tendenz bereits bewirkt. Ein Strafzoll von 200 % würde ziemlich sicher zu einem vollständigen Erliegen des Weinexports führen und damit der gesamten Weinbranche in Deutschland und der EU schaden, da es keinen Kompensationsmarkt gibt. Auch ein Strafzoll von „nur“ 25 % würde den Export erheblich beeinträchtigen. Unter US-Präsident Trump gab es schon einmal Strafzölle gegen die deutsche Weinbranche. Welche Auswirkungen bemerken wir heute noch davon und wie wirken sich neue Zölle aus? Der Weinabsatz in den USA schrumpft leider aktuell jährlich um circa 5 bis 8 %, obwohl die Strafzölle derzeit ausgesetzt sind. Eine Erholung auf die Werte aus den Jahren vor der Einführung der Strafzölle und somit des Marktes wurde nie erreicht. Wie neue Strafzölle sich auswirken werden, hängt von der Höhe der Zölle ab und gegen wen sie verhängt werden. Wenn wir davon ausgehen, dass die Strafzölle nur in vergleichbarer Höhe – 25 % – zu den damaligen Zöllen kommen, droht bereits ein erheblicher Einbruch mit erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen für deutsche und europäische Weinerzeuger. Ein Strafzoll von 200 % würde sicher zu einem vollständigen Erliegen des Weinexports führen. Welche Gegenmaßnahmen kann die deutsche Weinwirtschaft treffen? Gegenmaßnahmen von unserer Seite zu ergreifen, wird kaum möglich sein. Die Zölle können wir nicht an die Konsumenten weitergeben. Laut Informationen unserer Exporteure konnten seit Januar 2023 die Preise gehalten werden. Der Wechselkurs ist aktuell günstiger als in der Vergangenheit. Das kommt uns zumindest entgegen. Aber bspw. eine Erhöhung der Bestände kann nur in begrenztem Umfang erfolgen. Beispielsweise im Dezember haben die Exporteure Weine in die USA verladen, aber nur für die kommenden Monate. Das ist sonst zu teuer und zu risikoreich, unter anderem wegen der Lagerkosten in den USA. Auch ein Ersatzmarkt ist in gleichem Umfang kurzfristig nicht zu realisieren. Aktuell nehmen unsere Exporte nach China zu, und auch beim Export in die Niederlande verzeichnen wir ein Plus. Die Weinlieferungen in die Volksrepublik stiegen im Volumen im vergangenen Jahr um 8,3 %. Besonders beliebt ist bei den Chinesen aktuell der Riesling. Generell sind Weißweine am dortigen Markt auf dem Vormarsch. Es ist immer gut, seinen Fokus auf mehrere Exportmärkte zu setzen, um das Risiko zu minimieren. Wie stark werden die deutschen Anbaugebiete und insgesamt der europäische Wein betroffen sein? Derzeit stehen vor allem Weine mit geografischer Angabe zur Diskussion. Diese machen in Deutschland über 95 % der Weine aus und damit auch den erheblichen Teil im Export. Wir wären insoweit also stark betroffen – und zwar über alle Anbaugebiete hinweg. Es gibt aber traditionelle Unterschiede in den Anbaugebieten in Bezug auf Export. Es ist davon auszugehen, dass gerade die im Export starken Anbaugebiete, bspw. die Mosel, besonders betroffen sein könnten. Auch in den anderen EU-Staaten spielen Weine mit geografischer Angabe eine entscheidende Rolle. Demnach wird die gesamte europäische Weinbranche und gerade auch einzelne Betriebe immensen Herausforderungen ausgesetzt sein.
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