
Naturland unterstützt Winzer
Klimawandel und Biodiversitätskrise stellen auch Bio-Winzer vor neue Herausforderungen. Zugleich sehen sich die Betriebe in einem schwieriger werdenden Weinmarkt gefordert, ihr Engagement für mehr Nachhaltigkeit zu dokumentieren und sichtbar zu machen. Wie man diese Herausforderungen in Chancen verwandeln kann, darum geht es bei zwei neuen, innovativen Angeboten, mit denen Naturland seine Mitgliedsbetriebe künftig unterstützen wird.
von Redaktion Quelle Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V. erschienen am 25.06.2025Mit dem „Naturland Leitfaden Biodiversität im Weinbau“ erhalten die Betriebe ein wirksames Werkzeug, um durch individuelle, standortgerechte Maßnahmen Lebensräume zu schaffen und so die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft Weinberg effektiv zu fördern. Zudem unterstützt das neue Nachhaltigkeitsprogramm „Naturland Regenerative“ Betriebe dabei, Nachhaltigkeit als betriebliche Entwicklungschance zu erkennen und zu nutzen.
Das Programm wird vom Weinbau-Spitzenverband VDP als Nachhaltigkeitsnachweis für seine Mitgliedsbetriebe anerkannt. Beide neuen Angebote wurden erstmals bei einer Veranstaltung auf dem Naturland- und VDP-Betrieb Weingut am Stein in Würzburg vorgestellt. Dessen Betriebsleiter Ludwig Knoll hat gemeinsam mit weiteren Naturland-Winzer aktiv an der Entwicklung des Leitfadens und des Programms mitgewirkt.
Zukunft gestalten – Ökologische und ökonomische Resilienz durch Innovation
„Es ist das Ziel der Naturland Nachhaltigkeitsstrategie, unsere Mitgliedsbetriebe ökologisch und ökonomisch resilienter zu machen“, sagte Sebastian Mittermaier, Naturland Geschäftsleiter Politik & Nachhaltigkeit, bei der Vorstellung: „Der Weinbau ist dabei ein besonders spannendes Feld, weil viele Herausforderungen, wie etwa die zunehmende Trockenheit, hier schon heute besonders stark zu spüren sind. Zugleich zeichnen sich gerade die Bio-Weinbaubetriebe durch ein besonders hohes Maß an Innovationsfreude aus. Das haben wir bei der gemeinsamen Entwicklung unseres Programms und des Leitfadens immer wieder erfahren dürfen.“

„Nachhaltigkeit im Weinbau bedeutet heute weit mehr als Verzicht auf chemisch-synthetische Mittel – sie heißt aktiv Zukunft gestalten“, betonte Prof. Dr. Moritz Wagner von der Hochschule Geisenheim University in einem Impulsvortrag: „Der neue Biodiversitätsleitfaden und das Programm ‚Naturland Regenerative‘ zeigen, wie Ökologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit zusammen gedacht werden können. Das ist ein wichtiger Impuls für eine resiliente und zukunftsfähige Weinwirtschaft.“
„Die Themen Nachhaltigkeit und Biodiversität sind bei uns auf dem Weingut am Stein längst in der betrieblichen Praxis angelangt“, unterstreicht Betriebsleiter Ludwig Knoll bei der Weinbergsführung: „Mit unserem nachhaltigen Wasser- und Energiemanagement sichern wir uns gegen zunehmende Trockenheit und schwankende Treibstoffkosten ab. Darüber hinaus ist es uns ein großes Anliegen, in unseren Weinbergen durch aktive Biodiversitätsförderung wertvolle Lebensräume für Flora, Fauna sowie den Menschen zu schaffen.“
Hintergrund I: Leitfaden Biodiversität mit Maßnahmen für den Weinbau
Der grundlegende Ansatz des Leitfadens Biodiversität liegt darin, Produktion und Artenschutz zusammenzudenken. Entwickelt in enger Kooperation mit dem Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und weiteren Experten sind inzwischen sechs Bände erschienen, mit Maßnahmen für verschiedene Bereiche und Produktionsrichtungen vom Ackerbau über die Grünlandwirtschaft bis zum Obstbau.
Der neue Band zum Weinbau versammelt auf insgesamt 58 reich bebilderten Seiten konkrete Maßnahmen und Tipps für die Praxis, von innovativen Konzepten im Begrünungsmanagement über die biodiversitätsfördernde Nutzung von Randbereichen und Spitzzeilen bis hin zu modernen Anbaukonzepten wie Vitiforst und Keyline-Design.
Matthias Luy, Landwirtschaftsreferent des LBV: „Mit Wildkräuter-Blühflächen, Trockenmauern und Lesesteinhaufen können Winzer kleine Naturparadiese schaffen – für Zauneidechsen, Schmetterlinge wie den Hauhechel-Bläuling, Steinhummeln und viele weitere Wildbienen-Arten. Vom Insektenreichtum profitieren dann auch Dorngrasmücken und Neuntöter.“
Der Leitfaden steht zum Download hier bereit.

Hintergrund II: „Naturland Regenerative“ – Nachhaltiger Wein mit VDP-Anerkennung
Das Programm baut auf der Naturland-Zertifizierung und den bereits dokumentierten Nachhaltigkeitsleistungen des Öko-Landbaus allgemein auf. Darüber hinaus geht es darum, Potenziale für mehr Nachhaltigkeit im Betrieb zu identifizieren und gezielt zu entwickeln. Das geschieht in vier praxisorientierten Modulen:
- Individuelles Nachhaltigkeitsmonitoring
- Nachhaltigkeitsberatung vor Ort
- Netzwerkbildung und „Peer-to-Peer“-Austausch mit anderen Weinbaubetrieben
- Kommunikation und Marketing
Durch die strukturierte Erfassung und Dokumentation können die in den Dimensionen Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kultur/Gesellschaft erbrachten Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar gemacht und nachgewiesen werden. Solche Nachweise werden im Handel oder auch im Export immer häufiger von den Betrieben gefordert. Auch der Weinbau-Spitzenverband VDP fordert einen solchen Nachweis von seinen Mitgliedsbetrieben und hat „Naturland Regenerative“ bereits dafür anerkannt.
Derzeit läuft die Pilotphase mit insgesamt 20 Weingütern im Testbetrieb. Ab 2026 soll das Programm dann für alle Naturland-Betriebe zugänglich sein.
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