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Württemberg

Rebschutzhinweis Heilbronn: Entblätterungsmaßnahmen

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: Oidium, Peronospora, Botrytis, Laubarbeiten sowie über Sonstiges und die Mittelmenge.

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Es sollte so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln gewartet werden. Ein zu frühes Gipfeln fördert das Entstehen kompakter Trauben.
Es sollte so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln gewartet werden. Ein zu frühes Gipfeln fördert das Entstehen kompakter Trauben.Krampfl
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Allgemeine Situation

In den meisten Anlagen ist die Rebblüte abgeschlossen und die Beerchen ziehen teilweise kräftig an bzw. erreichen in frühen Lagen das Schrotkornstadium. Für die Beurteilung ob stärkere Verrieslungen stattgefunden haben ist es aktuell noch zu früh. Es haben sich zum Teil sehr große Traubengerüste entwickelt. Dies in Kombination mit dem guten Traubenansatz machen eine Ertragskorrektur in manchen Anlagen (zum Beispiel Lemberger, Trollinger) heute schon ersichtlich. Chlorotische Triebspitzen sind teilweise zu finden. Die anhaltende Trockenheit verstärkt diese Symptome noch. Bei Bedarf kann nach der Blüte bei anstehenden Behandlungen der Einsatz von eisenchelathaltigen Blattdünger Abhilfe schaffen. Bezüglich der Mischbarkeit eventuell auch mit anderen Blattdüngern sind grundsätzlich die Anwendungshinweise auf den Packungen zu beachten. Die leichten Niederschläge der vergangenen Tage bewegten sich im niedrigen einstelligen Bereich. Teilweise hat dies für eine Sporulation vorhandener Ölflecken gereicht. Der Oidiumdruck ist aktuell sehr hoch und die Reben befinden sich noch immer in einer sehr empfindlichen Phase. Für die Wasserversorgung waren die Niederschläge kein nennenswerter Beitrag. Junganlagen im Auge behalten.

Das Einsatzfenster für die pneumatische Entblätterung (Druckluftentblätterung) ist jetzt geöffnet. Der empfohlene Spritzabstand liegt bei acht bis zehn Tagen.

Oidium

Achtung: Mehltau vor allem an stammnahen Blättern ist auf vielen Flächen und in vielen Gemarkungen zu finden!

Wie stark sich dies auf einen möglichen Befall an den Trauben auswirkt wird sich in den nächsten ein bis zwei Wochen zeigen. Auf jeden Fall sollte dieser frühe Befall die Winzerinnen und Winzer sehr wachsam sein lassen. In den nächsten ein bis zwei Wochen ist mit einer starken Vergrößerung der Beerenoberfläche zu rechnen. Hierdurch reißt der Spritzbelag auf und die aktuelle Witterung ist für Mehltauinfektionen sehr förderlich. Im Nachblütebereich kommen nun die Mittel Belanty, Talendo, Dynaly oder wo bisher noch nicht eigensetzt, Prosper Tec/Spirox zum Einsatz. In späten Lagen und sofern noch nicht geschehen kann der Einsatz der „L“-Gruppe (Luna Max, Luna Experience, Sercadis) auch bei der aktuell anstehenden Behandlung erfolgen.

Um das vorhandene Sporenpotential nach unten zu bringen wird eine Behandlung mit Bicarbonat (Vitisan + Netzmittel oder Kumar), sofern noch nicht geschehen, empfohlen.

  • Befallsflächen: Vor allem in Flächen mit vorhandenem Blattbefall wird eine zeitnahe Zwischenspritzung zusammen mit Netzschwefel auf die gesamte Laubwand empfohlen. Aufwandmenge liegt bei 5kg/ha Vitisan beziehungsweise Kumar + Netzschwefel (zugelassene Menge je nach Präparat) mit etwas erhöhter Wassermenge (keine Waschung!).
  • Gefährdete Sorten und Lagen: Sollte nach intensiver Prüfung kein Befall in der Anlage gefunden worden sein, wird aufgrund des Lagen- und Gemarkungsweise hohen Sporenangebots der Zusatz eines Bicarbonats (Vitisan + Netzmittel oder Kumar) zur regulären Spritzung empfohlen.

Blattmehltau: helle Punkte auf der Blattoberseite. © LRA HN

Blattmehltau: Verbräunungen auf der Blattunterseite. © LRA HN

Bei frühen Gegenmaßnahmen mit Bicarbonat kann erster Mehltaubefall noch mit gutem Erfolg bekämpft werden. Je später Befall gefunden wird umso unsicherer sind die Ergebnisse der Stoppmaßnahen. Hierbei jede Gasse fahren.

Vor allem in gefährdeten Sorten (insbesondere der Trollinger) und Lagen ist für eine gute Anlagerung des Spritzbelages auf der Beere Entblätterungsmaßnahmen notwendig. Vor allem beim Trollinger ist dies so gut wie Alternativlos.

Hinweis: Bicarbonate können Verbrennungen hervorrufen. Besonders bei mehrmaligem Einsatz ohne zwischenzeitliche Niederschläge und hohen Temperaturen über 30 °C. Die Ausbringung in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden kann das Risiko verringern.

Peronospora

In weitestgehend befallsfreien Anlagen reicht in aller Regel ein Kontaktfungizid (zum Beispiel Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC, Delan WG) aus. Der Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes (zum Beispiel Veriphos, Foshield, Rombiphos, Phosfik) macht nur in Anlagen Sinn, die nicht unmittelbar nach dem Behandlungstermin gegipfelt werden. Insbesondere in Anlagen mit stärkerem Grundbefall gibt bei aktuell anstehenden Behandlungen ein Produkt mit einem verbesserten Schutz an den wachsenden Beeren (zum Beispiel Enervin F, Orvego (kurativ)) etwas mehr Sicherheit. Bei Behandlungen 24 bis 48 Stunden nach kräftigen Niederschlagsereignissen wird der Einsatz eines kurativ wirkenden Produktes (siehe Produktmerkblatt der LVWO) empfohlen.

Botrytis

Innerhalb der nächsten zwei Wochen ist mit dem Rebstadium Traubenschluss bei dichtbeerigen Sorten zu rechnen. Dort wo ausreichend Wasser verfügbar ist, kann mit einem starken Beerenwachstum in den nächsten Tagen gerechnet werden. Für kompakte Traubensorten kann vor Traubenschluss ein Spezialbotrytismittel eingesetzt werden. Bei den Botrytismitteln Cantus und Kenja ist darauf zu achten, dass hier eine Resistenz-Verwandtschaft zu Oidiumpräparaten mit dem Buchstaben „L“ (Collis, Luna Max, Luna Experience, Sercadis) besteht. Bei lockerbeerigen Sorten kann auf Spezialbotrytizide verzichtet werden.

Laubarbeiten

Bis zum Stadium Erbsengröße bewegen wir uns nun in einem optimalen Zeitraum zur frühen maschinellen Entblätterung. In wüchsigen und gut gehefteten Beständen kann mit der Entblätterung begonnen werden, trotz der aktuell heißen Temperaturen besteht im derzeitigen Entwicklungsstadium noch keine Sonnenbrandgefahr. Bei späteren Maßnahmen ab circa Erbsengröße steigt die Gefahr deutlich an. Eine frühe Entblätterung verbessert die Anlagerung der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel. In dichtlaubigen Weinbergen, die unzureichend ausgebrochen wurden, kann ebenfalls mithilfe des Entlaubers für eine bessere Durchlüftung der Traubenzone gesorgt werden. Gute Belichtung fördert die Holzreife und Augenfruchtbarkeit im Folgejahr. Wird von Hand ausgelichtet, können Geiztriebe in der Traubenzone mit entfernt werden.

Grundsätzlich sollte so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln gewartet werden. Ein zu frühes Gipfeln fördert das Entstehen kompakter Trauben. Bevor jedoch die Gefahr besteht, dass die Rebtriebe abkippen und brechen, ist abzuschneiden.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Bei anstehenden Behandlungen ist der vierfache Basisaufwand bei der Ermittlung der Mittelmenge zugrunde zu legen.
  • Die Fallen des Traubenwickler Mottenfluges sollten mit einem neuen Köder bestückt werden.
  • Brennesseln jetzt stehen lassen! Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanzen(zum Beispiel Brennesseln) gezwungen, andere Pflanzen, beispielsweise die Rebe anzufliegen.
  • Erzeuger von Tafeltrauben müssen an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen später möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegrändern und Böschungen ist nicht zulässig.
  • Gerätereinigung: Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen.
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