Rebschutzhinweis Heilbronn: Infektionsdruck nimmt zu
Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: Peronospora, Oidium, Pilzwiderstandsfähige Rebsorten, Stockaustriebe sowie über Sonstiges und die Mittelmenge.
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Allgemeine Situation
Die zurückliegenden warmen Tage mit Temperaturen bis zur 30 Grad Marke, haben die Entwicklung etwas in Schwung gebracht. In weitentwickelten Trollingeranlagen ist der erste Heftgang bereits schon in Sichtweite. Die Gewitter vom Montag haben glücklicherweise im Beratungsgebiets keine Hagelschäden verursacht. Weiter südlich kam es wohl zu einzelnen Hagelereignissen.
Aktuell werden vermehrt Ölflecken infolge der zurückliegenden Bodeninfektionen vom 05. bis 12. Mai 2023 aus dem gesamten Beratungsgebiet gemeldet. Teilweise sind mehrere Ölflecke am Stock und auch am Blatt zu finden. Aufgrund der günstigen Witterungsbedingungen für die Sporenreife im April konnte sich Peronospora nun so früh und auch flächig etablieren. Abhängig von der Lage hat es teilweise auch für die Sporulation gereicht. In dieser Intensität sind die diesjährigen Primärinfektionen sicher ungewöhnlich. Für eine endgültige Beurteilung in welchem Umfang Gescheine betroffen sind, ist es noch etwas zu früh. Das Wetter scheint es aber in den weiteren Aussichten gut zu meinen und sollte es weiterhin wie gemeldet trocken bleiben, wirkt sich dies günstig auf den weiteren Infektionsverlauf aus.
Es treffen aber auch noch Meldungen zu Zeigertrieben ein. Vor allem Anlagen mit Vorjahresbefall sollten nun intensiv beobachtet werden. Zeigertriebe aus der Anlage entfernen! Erste Stöcke mit Virussymptomen sind zu finden und vor allem beim Lemberger in Verbindung mit Virusbefall zeigen sich bereits Wuchsschwierigkeiten. Aufgrund des Zuwachses und der Wirkungsdauer von Netzschwefel sollte der Spritzabstand von zehn Tagen nicht wesentlich überschritten werden.
Peronospora
Peronospora ist nach dieser ersten Infektionswelle vorhanden und muss zumindest die nächsten vier bis fünf Wochen sehr ernst genommen werden. Das bedeutet, dass ab sofort darauf geachtet werden sollte, keine weitere Infektionswelle mehr zuzulassen. Behandlungen nach entsprechendem Zuwachs vor angekündigten Niederschlägen sind entscheidend.
Für die meisten Betriebe stand oder steht die zweite Behandlung im Laufe der Woche vor dem verlängerten Pfingstwochenende an. Dort wo zum Wochenende der Spritzabstand bei acht Tagen liegt, kann aus Peronospora-Sicht bei günstigen Wetterbedingungen auch über Pfingsten gezogen werden. Hier Wettervorhersage zum Wochenende beachten. Bei anstehenden Behandlungen protektiv vor den nächsten Niederschlägen genügt ein Kontaktfungizid wie zum Beispiel Delan WG, Folpan 80 WDG / Folpan 500 SC oder Polyram WG. Der Zusatz eines Mittels mit Zuwachsschutz (diverse Produkte mit dem Wirkstoff Kaliumphosphonat) in Verbindung mit einem Kontaktfungizid oder Delan Pro (Kaliumphosphonat bereits enthalten) gibt bei dem aktuellen Infektionspotential und dem erwarteten Neuzuwachs mehr Sicherheit. Der Einsatz eines Kurativmittels macht nur Sinn, wenn innerhalb 24-48 Stunden nach Regenfällen behandelt wird.
Oidium
Der Infektionsdruck nimmt aktuell stark zu. Spritzabstände mit mehr als zehn Tagen erhöhen das Infektionsrisiko. Wurde bei der letzten Behandlung Netzschwefel eingesetzt, liegt der Spritzabstand beim aktuellen Oidiumindex in empfindlichen Sorten und kritischen Anlagen mit Vorjahresbefall bei circa acht Tagen. Beim Einsatz eines organischen Oidiummittels kann der Spritzabstand dann auch bei zehn Tagen liegen. Vor allem in empfindlichen Sorten (insbesondere Trollinger) und kritischen Lagen wird für die anstehende Behandlung der Einsatz eines organischen Mehltaumittels mit etwas längerer Dauerwirkung empfohlen. Zum Einsatz kommen nun bevorzugt die Mittel Prosper Tec/ Spirox oder alternativ Belanty, Dynali oder Talendo. Beim nun ansteigenden Oidiumdruck kann nur in unempfindlichen und unkritischen Sorten und Lagen der Solo- Einsatz von Netzschwefel noch einmal erwogen werden.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten können bei der anstehenden Behandlung noch einmal ausgespart werden und bei der nächsten oder übernächsten Behandlung einen ersten Schutz erhalten. Dies ist auch etwas von der weiteren Entwicklung des Infektionsdruckes abhängig.
Stockaustriebe
In vielen Flächen ist der optimale Zeitpunkt für die chemische Entfernung der Stockaustriebe nun vorbei. Die Triebe sollten nicht länger als 15- 20 cm sein, um sicher entfernt zu werden. Das Entfernen der Stockaustriebe ist auch für die Peronospora- Vorsorge sinnvoll, da diese gerne als Sprungbrett für Bodeninfektionen dienen.
Sonstiges und Mittelmenge
- Bei anstehenden Behandlungen ist der eineinhalb- bis zweifache Basisaufwand bei der Ermittlung der Mittelmenge zugrunde zu legen. Durch zu- bzw. abschalten von Düsenpaaren kann auf Entwicklungsunterschiede je nach Lage und Sorte reagiert werden.
- Durch den Einsatz von Netzschwefel zur Brühe kann die Aktivität der Schadmilben etwas gehemmt werden.
- Erosion bei offenen Böden: Zur Verhinderung von Abschwemmungen bei Starkregen sollten besonders unbegrünte Anlagen, überwiegend betrifft dies Junganlagen, mit einer Strohschicht versehen werden.
- Gewässerabstand: Die Auflagen in Bezug auf die einzuhaltenden Abstände zu Gewässern sind zu beachten.
- Gerätereinigung: Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen.
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