Rebschutzhinweis Heilbronn: Oidiumdruck weiterhin sehr hoch
Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: Oidium, Peronospora, Botrytis, Laubarbeiten sowie über Sonstiges und die Mittelmenge.
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Allgemeine Situation
Die Temperaturen bleiben in dieser Woche etwas kühler und bewegen sich unter der 30-Grad-Marke. Zum Freitag sind leichte Niederschläge angekündigt.
Das Wachstum der Beeren schreitet weiter zügig voran und hat in den meisten Anlagen bereits das Stadium Schrotkorngröße erreicht. Auch erbsengroße Beeren sind zum Teil schon vorhanden. Zum Ende der letzten Woche gab es vereinzelt leichte Niederschläge. Wie schon zuvor lagen diese nur in einem niedrigen einstelligen Bereich, sodass die Wirkung mit einem Tropfen auf den heißen Stein vergleichbar ist und am Boden nach kurzer Zeit vom Niederschlag nichts mehr zu sehen war. Für die Peronospora hingegen können diese leichten Niederschläge zum Sporulieren ausgereicht haben. Weiterhin sehr hoch ist der Oidiumdruck, welcher vor allem in der aktuellen, noch empfindlichen Phase bis zu Erbsengröße genau im Auge behalten werden muss.
Die vorherrschende Trockenheit macht vor allem den zwei- und dreijährigen Anlagen zu schaffen, sodass hier zum Teil schon gelb gefärbte Blätter im basalen Bereich zu erkennen sind. Achten Sie daher auf die Anzeichen, wie das Stellen der Triebspitze, das Welken der Ranken oder auch das Verfärben der Blätter, um in diesen Anlagen mit der Wassergabe nicht zu spät zu beginnen. Die Verringerung der Assimilationsfläche zum Beispiel durch das Entfernen von Trieben bei anhaltender Trockenheit kann auch eine Alternative darstellen.
Erste Esca-Stöcke sind ebenfalls zu finden. Alle auffälligen Stöcke sollten genauso wie Rebstöcke mit Schwarzholzkrankheit im Verlauf der weiteren Vegetationsperiode markiert werden, um dann im nächsten Frühjahr einen neuen Stockaufbau mit Stammaustrieben zu versuchen.
Aufgrund der Trockenheit ist in diesem Jahr keine flächendeckende Sommeranwendung mit Herbiziden notwendig. Wo noch erlaubt, kann jedoch mit einem glyphosathaltigen Produkt eine Bekämpfung von Problempflanzen wie Ackerwinde, Quecke und Distelarten sinnvoll sein.
Innerhalb der Wasser- und Quellschutzgebiete in Baden-Württemberg kann frühestens ab dem Stadium Erbsengröße das wuchsstoffhaltige Produkt U-46 M-Fluid zur nachhaltigen Bekämpfung von zum Beispiel Winden oder Distelarten eingesetzt werden. Eine Anwendung ist aus unserer Sicht aktuell noch nicht sinnvoll und wird daher frühestens ab der kommenden Woche empfohlen. Die Anwendung sollte in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden stattfinden, um die hohe Abdriftgefahr, welche bei diesem Produkt besteht zu vermeiden.
Oidium
Der Oidiumdruck ist weiterhin sehr hoch und das Mehltaufenster noch bis zum Erreichen der Erbsengröße geöffnet. Insbesondere in gefährdeten Sorten und Lagen ist ein Befall an den stammnahen Blättern zu finden. Auch Meldungen über den Befall von Trauben haben uns bereits erreicht. Kontrollieren und beobachten Sie daher Ihre Flächen genau um zeitnah reagieren zu können. Auch die Applikationsqualität darf hier nicht außer Acht gelassen werden. Wer in empfindlichen Sorten (insbesondere Trollinger) und Lagen aus Zeitgründen nicht jede Gasse befahren kann, sollte zumindest die Fahrgeschwindigkeit und die Wassermenge entsprechend anpassen.
Da die Beeren aktuell zügig an Größe zulegen, sollte für einen lückenlosen Schutz der Spritzabstand vor allem in empfindlichen Sorten und Lagen, die zehn Tage nicht überschreiten. Aktuell finden die Mittel Belanty, Dynali oder Talendo je nach Antiresistenzstrategie ihre Anwendung.
In Anlagen mit Befall sollte, sofern noch nicht geschehen, eine Zwischenspritzung auf die gesamte Laubwand gefahren werden. Die Aufwandmenge hierfür liegt bei 5 kg/ha Vitisan bzw. Kumar + Netzschwefel (zugelassene Menge je nach Präparat). Über den Zusatz eines Bicarbonats (Vitisan + Netzmittel oder Kumar) zur Spritzbrühe kann bei gefährdeten Sorten und Lagen nachgedacht werden, sofern keine Zwischenspritzung gefahren wurde. Dies sollte jeder Betrieb nach einer intensiven Prüfung dieser Anlagen entscheiden.
Beachten Sie, dass die Anwendung von Bicarbonaten Verbrennungen hervorrufen kann. Ein mehrmaliger Einsatz ohne zwischenzeitliche Niederschläge sowie hohe Temperaturen über 30 °C verstärken diesen Effekt. Die Anwendung sollte daher, wenn möglich in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden stattfinden, da dies das Risiko verringert.
Peronospora
Je nach Gebiet hat der leichte Regen beziehungsweise der Tau am Morgen und die damit verbundene Blattnässe in der letzten Woche für eine oder sogar mehrere Sekundärinfektionen gereicht. Diese sind bereits zum Anfang der Woche ausgelaufen oder tun dies in dieser Woche noch. Der Einsatz von Kontaktfungiziden (zum Beispiel Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC, Delan WG) reicht in Anlagen, welche weitestgehend befallsfrei sind, weiterhin aus. Der Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes wird aktuell nach dem Gipfeln nicht mehr empfohlen. Sofern neuer Befall mit Peronospora zu finden ist, kann im Hinblick auf mögliche Niederschläge am Wochenende für einen verbesserten Schutz an den wachsenden Beeren entweder Enervin F (protektiv) oder Orvego (kurativ) eingesetzt werden. Wurde eines dieser beiden Produkte bereits bei der letzten Spritzung eingesetzt, muss bei der anstehenden Spritzung in Befallslagen auf ein geeignetes Produkt mit anderem Resistenzbuchstaben ausgewichen werden.
Botrytis
Im Vordergrund steht hier das Entblättern der Traubenzone sowie sämtliche Maßnahmen, welche für eine lockere Trauben- und Laubwandstruktur sorgen. Soll bei kompakten Sorten ein Spezialbotrytizid zum Einsatz kommen, so ist zwingend auf die Resistenz-Verwandtschaft der Mittel Cantus und Kenja zu achten. Diese tragen ebenso wie die Mittel Collis, Luna Max, Luna Experience und Sercadis den Buchstaben „L“. Der optimale Einsatzzeitpunkt eines solchen Mittels liegt kurz vor dem Traubenschluss.
Hinweis: Beim Produkt Teldor ist die Zulassung bereits ausgelaufen, im Rahmen der Aufbrauchfrist muss eine Anwendung von Restmengen noch vor dem 30.06.2023 erfolgen.
Laubarbeiten
Die Entblätterung der Traubenzone läuft aktuell auf Hochtouren. Bis zum Stadium der Erbsengröße kann diese ohne größere Gefahr von Sonnenbrand durchgeführt werden. Bei Weißweinsorten sollte aus Gründen der Traubenqualität die Sonnenseite (West / Südwest) etwas moderater Entblättert werden, dies fördert den Terpengehalt, welcher für das sortentypische Bukett beispielsweise beim Riesling, Gewürztraminer oder Muskateller verantwortlich ist.
Sonstiges und Mittelmenge
- Bei anstehenden Behandlungen ist der vierfache Basisaufwand bei der Ermittlung der Mittelmenge zugrunde zu legen.
- In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie zum Beispiel Bittersalz (dreiprozentig) oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Lebosol Magnesium 400 SC, Folicin Magnesium) eingesetzt werden. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
- Umstrukturierung: Die Rechnungen müssen bis spätestens 15.07.2023 eingereicht werden. Eine Drahtrahmenverpflichtung besteht nicht mehr. Die Tropfschläuche müsse Ortsfest installiert werden, d.h. zumindest mit einem Kabelbinder beziehungsweise einer Schnur am Zeilenanfang und –ende fixiert sein. Ein alleiniger Anschluss an die Querverteilung reicht nicht aus!
- Am 6. Juli 2023 um 14 Uhr findet am Schemelsberg in Weinsberg von der LVWO Weinsberg und dem Maschinenring Unterland eine Maschinenvorführung zum Thema „Bodenmanagement“ statt. Weitere Infos finden Sie hier.
- Die Fallen des Traubenwickler Mottenfluges sollten mit einem neuen Köder bestückt werden.
- Brennnesseln jetzt stehen lassen! Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanzen (zum Beispiel Brennnesseln) gezwungen, andere Pflanzen, zum Beispiel die Rebe anzufliegen.
- Erzeuger von Tafeltrauben müssen an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen später möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegrändern und Böschungen ist nicht zulässig.
- Gerätereinigung: Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen.
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