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Württemberg | Rebschutzhinweis 11

Beginn der Rebblüte durch ausreichendes Wasserangebot

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, vorbeugender Schutz vor Botrytis, Trauben- und Essigfäule, Chlorose, Schwarzholzkrankheit und Sonstiges.

von LRA HN erschienen am 07.06.2024
In frühen Sorten und Lagen beginnt bereits die Blüte aufgrund der aktuellen Witterungsverhältnisse. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Selten waren die Böden zum Monatswechsel Mai/Juni so wassergesättigt wie in diesem Jahr. Die anhaltenden Niederschläge variierten regional sehr stark. Dies führte teilweise zu Überflutungen und Hochwasser, jedoch blieb der Weinbau in den meisten Gebieten, abgesehen von regionalen Erosionsschäden, weitgehend verschont. Laut aktueller Prognose muss zum kommenden Wochenende wieder mit Schauern und Gewittern gerechnet werden.

Bei der derzeit sehr guten Wasserversorgung und dem gesteigerten Energieangebot wird das Wachstum der Reben in dieser Woche wieder deutlicher sichtbar werden. In frühen Sorten und Lagen ist der Beginn der Rebblüte deutlich zu sehen, in anderen Lagen lässt die Blüte noch auf sich warten. Aufgrund der kühlen Temperaturen ist von einer etwas längeren Blühdauer als im Durchschnitt der Jahre auszugehen. Trotz einer phänologisch frühen Entwicklung wurde durch die kühle und unbeständige Witterung in der letzten Woche ein Teil des Vegetationsvorsprungs eingebüßt.

Halten Sie durch rechtzeitige Laubarbeiten ihre Anlagen für notwendige Pflanzenschutzbehandlungen im Hinblick auf eine gute Applikationsqualität befahrbar. Durch die ausreichend gefallenen Niederschläge können die Begrünungen aktuell auch mal höher wachsen. Auf Bodenbearbeitungsmaßnahmen sollte bei der derzeitigen Bodenfeuchte verzichtet werden.

Aus aktuellem Anlass hier nochmal der Hinweis aus der Vorwoche:Während der Fahrt durch den Landkreis nimmt man vermehrt Weinberge wahr, die nach den Frostereignissen vermutlich zur Rodung vorgesehen sind. Diese wurden auf den Kopf zurückgeschnitten oder die Stämme abgesägt. Teilweise wurde bereits die Drahtanlage entfernt, sodass vermutlich in diesen Flächen zukünftig keine Bewirtschaftung mehr stattfinden wird. Mittlerweile sind die Rebstöcke jedoch vielfach wieder stark ausgetrieben. Bitte denken Sie daran, in diesen Bereichen alle Wasserschosse zu entfernen, damit sie nicht zu "Sporenschleudern" werden. Sprechen Sie auch benachbarte Grundstückseigentümer bzw. Bewirtschafter auf mögliche Auswirkungen für die ordnungsgemäß bewirtschafteten Weinberge in der unmittelbaren Umgebung an!

Pflanzenschutz

Während der Rebblüte befinden sich die Reben in ihrer anfälligsten Phase! Deshalb ist es derzeit wichtig, kurze Behandlungsabstände einzuhalten und höchste Aufmerksamkeit auf eine bestmögliche Applikation zu legen. Bei der Planung der nächsten Behandlungsmaßnahmen sollten sowohl die gefallenen Niederschläge als auch die Verdünnungswirkung des Pflanzenschutzbelags durch das Wachstum berücksichtigt werden.

Für die aktuell anstehenden Behandlungen wird die 2,5- bis 3-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Unterschiedliche Entwicklungsstadien der einzelnen Sorten und Lagen können durch Zu- oder Abschalten eines zusätzlichen Düsenpaares berücksichtigt werden.

Auch wenn der Zuwachs im Vergleich zu den vergangenen Jahren eher gering erscheint, sollten die Spritzabstände je nach Mittelwahl und Infektionsgeschehen bei etwa 8 bis 10 Tage liegen. Ein Hilfsmittel zur Einschätzung der eigenen Situation bietet auch das Wirkungsdauertool im VitimeteoSystem (Oidium bzw. Peronospora auswählen – Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sollten über die Blüte hinweg ebenfalls zwei- bis dreimal mitbehandelt werden. Durch diese Behandlungen wird die Erhaltung der Widerstandsfähigkeit der Rebsorten besser gewährleistet.

Peronospora

Mittlerweile wurden im Beratungsgebiet weitere sporulierende Ölflecken gemeldet, in einzelnen Anlagen sind aufgrund von Behandlungslücken inzwischen aber auch verstärkt Befallsstellen an Blättern und Gescheinen zu erkennen. Durch die im Beratungsgebiet anhaltende Niederschläge und damit verbundenen sehr langen Blattnässezeiten waren die Infektionsbedingungen über den Monatswechsel nahezu ideal. Nach Ablauf der Inkubationszeiten von sieben bis acht Tagen werden in der Folge ab dem Wochenende möglicherweise neue Befallsstellen an Blättern und Gescheinen auftreten. Ein gutes Hilfsmittel für die genauere Einschätzung der regionalen Infektionslage bietet das Vitimeteo-System.

Kontrollieren Sie Ihre Anlagen daher in kurzen Abständen und kontaktieren Sie bei starkem Befall die Weinbauberatung!

Aufgrund der beginnenden Blüte und der weiterhin unsicheren Wetterlage wird aktuell bevorzugt der Einsatz tiefenwirksamer Produkte empfohlen. Dadurch ist im Vergleich zu reinen Kontaktmitteln insbesondere die Wirkung auf die blühenden Gescheine verbessert.

Bei den tiefenwirksamen Produkten Profiler (Mischreihenfolge beachten!) oder Zorvec Zelavin Bria bzw. Zorvec Vinabel wird zudem durch die systemische Wirkung der Neuzuwachs mit abgedeckt. Achtung: Es wird jeweils nur ein einmaliger Einsatz von Profiler bzw. des Zorvec-Wirkstoffs Oxathiapiprolin (hohe Resistenzgefahr!) in der Saison empfohlen!

Alternativ wären unter Berücksichtigung des Resistenzmanagementes die tiefenwirksamen Produkte Melody Combi oder Ampexio möglich. Zur Gruppe der tiefenwirksamen Produkte gehören auch die Dimethomorph-haltigen Mittel Orvego, Forum Gold oder Vino Star. ? Restmengen von Dimetomorphhaltigen Produkten sind in dieser Saison aufzubrauchen!

Bei Befallsfreiheit und kurzen Spritzintervallen kann auch ein Kontaktpräparat wie zum Beispiel Folpan 80 WDG oder Delan WG zum Einsatz kommen. Dies gilt insbesondere auch für frostgeschädigte Anlagen ohne nennenswerte Ertragserwartung. Allerdings wird dann die Kombination mit einem Produkt auf Basis der Phosphorigen Säure (z.B. Veriphos, Rombiphos, Foshield oder Frutogard) empfohlen. Ebenso wäre hier auch die fertige Mischung Delan Pro möglich.

Oidium

Mit Ausnahme von gemeldeten Zeigertrieben sind aktuell noch keine nennenswerten Blattbefälle im Beratungsgebiet bekannt. Durch die anhaltende Blattnässe über den Monatswechsel waren die Bedingungen für Neuinfektionen zudem nicht förderlich. Allerdings steigt jetzt der Mehltaudruck bei wärmerer Witterung in Kombination mit feuchten Böden und hohen Luftfeuchtewerten enorm an, deshalb sollten nur potente Mehltaufungizide zum Einsatz kommen. Dies gilt auch für stark frostgeschädigte Rebanlagen!

In die beginnende Rebblüte bieten sich unter Berücksichtigung des Resistenzmanagementes nach wie vor in erster Linie Produkte wie zum Beispiel Belanty, Dynali oder Talendo an. Für eine Behandlung in die Vollblüte bzw. zum Stadium abgehende Blüte sollte dann bevorzugt ein potentes SDHI-Fungizid aus der Wirkstoffgruppe „L“ (das heißt Sercadis, Luna Max oder Luna Experience) eingeplant werden. Der Einsatz von Bicarbonaten (Kumar, Vitisan) ist erst im Nachblütebereich sinnvoll.

Bitte beachten Sie daher im Hinblick auf das notwendige Resistenzmanagement die nachfolgenden Hinweise:

  • Prosper Tec/ Spirox und Luna Max (Produkte enthalten den Wirkstoff Spiroxamin) nicht hintereinander einsetzen!
  • Belanty oder Dynali nicht vor Luna Experience einsetzen (Produkte enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der Azole)!
  • Eingeschränkte Anwendung: Aufgrund angepasster Stämme gegenüber dem Mehltaupilz der Wirkstoffgruppe K (Vivando, Kusabi), wird der Einsatz mit nur einer Anwendung, bevorzugt außerhalb des Mehltaufensters, empfohlen. In kritischen Flächen wird der Einsatz erst nach dem Mehltaufenster und nur bei Befallsfreiheit empfohlen.
  • Wer vergangenes Jahr Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der Spritzung in die Blüte/ abgehende Blüte speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren. Für diese Spritzung wird empfohlen, eines der drei Produkte, Luna Experience oder Luna Max oder Sercadis, zu verwenden. Diese applikationstechnisch optimierte Behandlung zusammen mit einem der genannten Mittel sollte als wesentliche Grundlage zur Verhinderung von Traubeninfektionen gesehen werden.

Vorbeugender Schutz vor Botrytis, Trauben- und Essigfäule

Weinbauliche Verfahren stehen dabei grundsätzlich im Vordergrund, um Befall durch Botrytis und Essigfäule im Herbst vorzubeugen. Dazu zählen eine lockere Traubenzone durch moderate „Entblätterung“ unmittelbar nach der Blüte, der Verzicht auf Stickstoffdüngung nach der Blüte und die Vermeidung von öffnender Bodenbearbeitung ab der Blüte.

Hinsichtlich des zusätzlichen Einsatzes von Wuchsregulatoren erscheint eine Prognose des Blüteverlaufs in diesem Jahr aber besonders schwierig: Die Blühbedingungen sind zwar nicht optimal (das wären Temperaturen zwischen 25 und 30°C) aber auch nicht ungünstig. Von stärkeren natürlichen Verrieselungen ist aktuell nicht auszugehen. Sollte die üppige Wasserversorgung bis in die Zellteilungsphase anhalten, ist auch bei leichten Verrieselungen grundsätzlich mit großen Beeren und damit sehr kompakten Traubenstrukturen zu rechnen. Nicht zuletzt auch nach den Erfahrungen aus dem Herbst 2023 mit (massiven) Essigproblemen bei kompakten roten Burgundersorten ist daher der Einsatz von Biowachstumsregulatoren wie Gibb3, Berelex 40 SG oder Regalis Plus zur Förderung der Verrieselungsneigung und/oder Jungfernfrüchtigkeit zumindest in Teilflächen in Erwägung zu ziehen. Das Anwendungsfenster aller Präparate ist Vollblüte (das heißt 30 bis 50 % abgeworfener Käppchen), eine genaue Beobachtung der Bestände zur Festlegung des Termins ist unerlässlich. In den frühesten Lagen könnte je nach Blütefortschritt bereits eine Behandlung vor dem Wochenende notwendig werden. Mit den Präparaten darf nur eine Soloanwendung in die Traubenzone erfolgen, zur allseitigen Benetzung der Gescheine muss jede Reihe befahren werden. Achten Sie auf eine optimale Einstellung ihres Applikationsgerätes (Düsenverteilung, Einströmungswinkel in die Laubwand, geringe Luftleistung).

Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen. Bevorzugt wird empfohlen in den späten Abend- bzw. frühen Morgenstunden zu behandeln. Bei feuchten Bedingungen (ganztägig hohe Luftfeuchtigkeit > 70 %) sollte die Konzentration verringert werden. Vorsicht in schwachwüchsigen und zum Beispiel durch Chlorose gestressten Anlagen! Grundsätzlich kann der Einsatz von Wachstumsregulatoren auch zu einer deutlichen Ertragsreduktion führen, das ist in Frostjahren wie 2024 sicherlich nicht überall gewünscht. Fäulnisbefall im Herbst bringt jedoch bekanntermaßen einen höheren Leseaufwand mit sich und zwingt zum Verwerfen der Faulfraktion. Die Anwendung von Wachstumsregulatoren macht unter Abwägung aller Aspekte daher vor allem in Anlagen Sinn, welche regelmäßig zu Fäulnis durch Abdrücken der Beeren neigen.

Chlorose

Aktuell ist in einigen Flächen Chlorose zu finden. Dies kann auf die zum Teil enormen Niederschläge der vergangenen Wochen zurückgeführt werden. In den allermeisten Fällen wird sich der Schaden verwachsen. Von einer Applikation in die Blüte sollte abgesehen werden, da starke Verrieselungen entstehen können. Bei stärkerer Chlorose kann dort, wo die Blüte noch nicht begonnen hat oder dann im Anschluss an die Rebblüte, bei Bedarf ein Blattdünger mit Eisenchelaten eingesetzt werden. Bezüglich der Mischbarkeit eventuell auch mit anderen Blattdüngern sind grundsätzlich die Anwendungshinweise auf den Packungen zu beachten.

Schwarzholzkrankheit

Die Schwarzholz-Krankheit wird von der Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) übertragen. Während des Fluges der Glasflügelzikade sollen daher die Wirtspflanzen Brennnessel und Ackerwinde nicht bekämpft werden! Auch in Württemberg wurde der Ackerwinden-Typ in verschiedenen Gebieten nachgewiesen. Einen Überblick zur Prognose der Flugbereitschaft gibt hier: VitiMeteo.

Sonstiges

  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel – insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 12. Juni.

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