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Württemberg | Rebschutzhinweis 14

Sonnenbrandgefahr beachten

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, weinbauliche Arbeiten, Pflanzenschutz, Fäulnis- und Botrytisvorsorge, Eisen- und Magnesiumdüngung, Umstrukturierung, Herbizidmaßnahmen, Traubenwickler sowie Sonstiges.

von LRA HN erschienen am 26.06.2024
Die Entwicklung der Reben geht aufgrund der sommerlichen Wärme aktuell zügig voran. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Die Entwicklung der Reben geht aufgrund der sommerlichen Wärme aktuell zügig voran. Die warmen Temperaturen bleiben uns bis zum Wochenende erhalten, bevor diese zu Beginn der nächsten Woche wieder auf Temperaturen zwischen 19 und 23 Grad abkühlen. Der Niederschlag am vergangenen Freitag und Samstag sowie der häufig lange Tau am Morgen sorgten für weitere mögliche Peronosporainfektionen. Auch die Bedingungen für Oidium sind weiterhin als sehr gut zu bezeichnen. Teilweise ist ein schlechtes „Putzen“ der Trauben festzustellen. In kompakten Sorten können diese Blütenreste bei feuchten Witterungsbedingungen einen idealen Nährboden für Botrytis sein.

Weinbauliche Arbeiten

Luftige Traubenzonen und Laubwände sind grundlegend für eine gute Applikationsqualität beim Pflanzenschutz. Entblätterungsmaßnahmen sollten weiter vorangetrieben werden, bei weißen Sorten und beim Trollinger wird empfohlen, lediglich einseitig auf der sonnenabgewandten Seite einzugreifen. Grundsätzlich muss beim Entblättern immer die Sonnenbrandgefahr ab dem Stadium Erbsengröße berücksichtigt werden.

In dichtlaubigen (teilweise frostgeschädigten) Weinbergen, die unzureichend ausgebrochen wurden, kann ebenfalls mithilfe des Entlaubers für eine bessere Durchlüftung der Traubenzone gesorgt werden. Gute Belichtung fördert die Holzreife und Augenfruchtbarkeit im Folgejahr. Wird von Hand ausgelichtet, können Geiztriebe in der Traubenzone mit entfernt werden. In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie zum Beispiel Bittersalz (dreiprozentig) oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Lebosol Magnesium 400 SC, Folicin Mg plus) eingesetzt werden. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.

Pflanzenschutz

Bis zum Stadium der Erbsengröße befinden sich die Trauben weiter in einer höchst anfälligen Phase. Aus diesem Grund sollte der Spritzabstand bei der aktuell hohen Infektionsgefahr nicht über zehn Tage ausgedehnt werden. Für die aktuell anstehenden Behandlungen wird die dreieinhalb bis vierfache Basisaufwandmenge empfohlen. Die Spritzbeläge sollten je nach Mittelwahl und Infektionsgeschehen nach acht bis zehn Tagen erneuert werden. Ein Hilfsmittel zur Einschätzung der eigenen Situation bietet auch das Wirkungsdauertool im Vitimeteo-System (Oidium beziehungsweise Peronospora auswählen – Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Peronospora

Die aktuelle Wetterlage lässt leider noch keine Entspannung zu. Eine Erneuerung des Spritzbelages ist vor den erwarteten Gewittern anzuraten, sofern die letzte Behandlung schon länger als acht Tage zurückliegt oder ein stärkerer Befall in den Anlagen vorliegt.

In Anlagen mit Befall sollte jede Gasse befahren werden, damit eine optimale Applikationsqualität gewährleistet werden kann. Es sollte ein Produkt mit einem verbesserten Schutz an den wachsenden Beeren zum Einsatz kommen. Hierzu zählen zum Beispiel Ampexio (Wirkstoffgruppe C/E), Enervin (Wirkstoffgruppe S; bei Enervin SC in Tankmischung mit einem Kontaktpräparat oder bei Enervin F mit dem Mischungspartner Vinifol SC). Wurde eine der genannten Wirkstoffgruppen bereits bei der letzten Spritzung eingesetzt, sollte bei der anstehenden Behandlung in Befallslagen auf ein Produkt mit anderem Resistenzbuchstaben ausgewichen werden.

Bei weitestgehend befallsfreien Anlagen reicht dagegen in aller Regel ein protektiver Einsatz mit einem Kontaktpräparat vor den nächsten Niederschlägen aus. Dazu zählen beispielsweise Folpan 80 WDG oder Delan WG.

Nur in frostgeschädigten Anlagen, die nicht unmittelbar nach der Behandlung gegipfelt werden, wird dann die Kombination mit einem Produkt auf Basis der Phosporigen Säure (zum Beispiel Veriphos, Rombiphos, Foshield oder Frutogard) empfohlen. Alternativ wäre in solchen Fällen der Einsatz der fertigen Mischung Delan Pro möglich.

Oidium

Vereinzelt erhalten wir Meldungen von Mehltaubefall an Blättern sowie auch von einem ersten Fund an Trauben beziehungsweise einzelner Beeren wurde berichtet. Beobachten Sie Ihre Rebanlagen daher sehr genau. Je früher Oidiumbefall festgestellt wird, desto größer sind die Chancen, diesen durch den Einsatz von Bicarbonate in Verbindung mit Netzschwefel zu stoppen.

Wer in den vergangenen Jahren Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte in der kritischen Phase speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren. Die optimierte Applikationsqualität in Verbindung mit den genannten Mitteln sollte als wesentliche Grundlage zur Verhinderung von Traubeninfektionen gesehen werden.

Bei vorhandenem Oidiumbefall: Dort wo Mehltau gefunden wurde, wird der Einsatz eines Kaliumhydrogencarbonats 5 Kg/ha zusammen mit Netzschwefel (zugelassene Menge je nach Präparat) als Zwischenspritzung mit 600-800 L/ha auf die gesamte Laubwand vor der nächsten organischen Behandlung empfohlen. Eine Anwendung sollte nicht in chlorotischen, schwachwüchsigen Anlagen, Jungfeldern oder bei hoher Sonneneinstrahlung durchgeführt werden. Grundsätzlich ist eine Behandlung in den späten Abendstunden und an Tagen mit moderaten Temperaturen zu bevorzugen. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Die Behandlung mit Bicarbonaten senkt den Infektionsdruck und kann bei Bedarf nach fünf bis sechs Tagen wiederholt werden, bevor mit synthetischen Fungiziden weiter behandelt wird. Überlegenswert ist auch, bei kritischen Anlagen (zum Beispiel Vorbefall im letzten Jahr) bei den folgenden Behandlungen vorbeugend ein Bicarbonat zuzugeben.

Befallsfreie Anlagen: Im aktuellen Entwicklungsstadium sollten weiterhin die potenten Wirkstoffgruppen unter Beachtung des Wirkstoffgruppenwechsels zum Einsatz kommen. Dies wären Belanty („G“), Dynali („R/G“), Talendo („J“) oder wo in dieser Saison noch nicht eingesetzt auch Prosper Tec (bis ES 75).

Anwendung: Prosper Tec nicht bei vorherigem Einsatz von Luna Max verwenden! Belanty und Dynali nicht nach Luna Experience!

Fäulnis- und Botrytisvorsorge

Lockere Trauben und eine luftige Traubenzone bieten bekanntermaßen den wirkungsvollsten Schutz gegen Traubenfäulnis. Ist der Einsatz eines Botrytizides angedacht, so ist die Behandlung kurz vor Traubenschluss die letztmalige Gelegenheit, das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigem, latenten Botrytisbefall zu schützen. Ob durch den Einsatz eine zusätzliche Wirkungsgradsteigerung erzielt werden kann, muss jeder Betrieb für sich entscheiden. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Switch oder Prolectus. Auch Kenja oder Cantus (beide „L-Gruppe“) stehen unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements zur Verfügung.

Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand um bis zu 50 % reduziert werden.

Hinweis: Beim Produkt Teldor ist die Zulassung für den Weinbau ausgelaufen, das Produkt darf in dieser Saison nicht mehr eingesetzt werden!

Eisen- und Magnesiumdüngung

Über die Rebblüte haben sich die Eisenmangelsymptome aufgrund der kühlen und teilweise wassergesättigten Böden in den gelb schimmernden Weinbergen nochmals verstärkt. Wärmere Temperaturen in Verbindung mit der verbesserten Nährstoffversorgung, der entsprechenden Sonneneinstrahlung sowie dem Laubschnitt können für entsprechende Linderung sorgen. Eisenhaltige Blattdünger könnten darüber hinaus zur Unterstützung nach Abschluss der Rebblüte nochmals eingesetzt werden. Insbesondere in den Rebsorten Lemberger, Regent und Sauvitage sind erste Symptome von Magnesiummangel erkennbar. Hier kann durch den Einsatz von Bittersalz oder sonstigen magnesiumhaltigen Blattdüngern im Nachblütebereich Abhilfe geschaffen werden.

Umstrukturierung

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

Herbizidmaßnahmen

Durch die feuchten und wüchsigen Bedingungen wird in diesem Jahr vielfach nochmals ein weiterer Herbizideinsatz notwendig werden. Bei einer geplanten Anwendung sind neben den Gebietseinschränkungen die entsprechenden Wartezeiten und möglichen Anwendungszeitpunkte aus der bekannten Übersicht zum Herbizideinsatz 2024 zu berücksichtigen.

Bitte beachten Sie darüber hinaus auch folgende Aspekte:

  • Aus aktuellem Anlass wird nochmal dringend darauf hingewiesen, dass in Flächen, die in Wasserschutz- bzw. Quellschutzgebieten (WSG/QSG) liegen, der Wirkstoff Glyphosat trotz der kommunizierten Wirkstoffverlängerung nicht mehr verwendet werden darf!
  • Tiefhängende Schnabeltriebe dürfen auf keinen Fall von Herbiziden getroffen werden, beim Einsatz glyphosat- oder wuchstoffhaltiger Produkte gilt dies auch für Stockausschläge!
  • Für das kurzzeitige Niederhalten von Problempflanzen wie Disteln oder Windenarten stehen die Abbrenner-Präparate Quickdown, Shark oder Beloukha im Rahmen einer Bekämpfung der Stockausschläge zur Verfügung. Die jeweiligen Sortenbeschränkungen sind zu beachten!
  • Alternativ kann in WSG/QSG zur nachhaltigen Winden- und Distelbekämpfung auch das wuchsstoffhaltige Produkt U46 M-fluid ab dem Stadium Erbsengröße unter Beachtung der Anwendungsbedingungen (Temperatur < 25 °C, niedrige Luftfeuchte, Thermik) eingesetzt werden.
  • Bei einem notwendigen Sommereinsatz eines Gräserprodukts in WSG und QSG kann in diesem Jahr genehmigungsbedingt nur Select 240 EC in Kombination mit Radiamix zum Einsatz kommen (Focus Ultra ist nur mit einmaliger Anwendung bis BBCH 60 zugelassen!). Für eine verbesserte Wirkung kann hier eine Phase mit höherer Luftfeuchtigkeit genutzt werden. Stockausschläge werden durch das Gräserprodukt nicht erfasst.

Traubenwickler

Der Flugbeginn der zweiten Generation des Traubenwicklers (Sauerwurm) steht unmittelbar bevor. Damit sollten die Fallen (auch in Pheromongebieten) wieder in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Ergebnisse einzelner Fallen sind in Vitimeteo unter „Monitoring“ einsehbar.

Sonstiges

  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Brenneseln jetzt stehen lassen. Überträgerzikaden werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanze (zum Beispiel Brennesseln) gezwungen, andere Pflanzen, zum Beispiel die Rebe anzufliegen.
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 03. Juli 2024.

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