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Württemberg | Rebschutzhinweis 16

Traubenentwicklung schreitet voran

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, Herbizidmaßnahmen, Versuchstag der LVWO Weinsberg, Umstrukturierung sowie Sonstiges.

von LRA HN erschienen am 10.07.2024
In den meisten Lagen beginnt aktuell der Traubenschluss. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Nach den Gewitterniederschlägem am vergangenen Samstag mit Niederschlagsmengen zwischen fünf und 30 Litern begann diese Woche mit warmen Temperaturen zwischen 25 und 32 Grad. Für die restliche Woche sind Temperaturen zwischen 21 und 25 Grad angekündigt. Vereinzelt können Gewitter und Schauer auftreten. Die Entwicklung der Reben wird daher aktuell vermutlich flott vorangehen. In den meisten Lagen beginnt nun der Traubenschluss. Durch das gute Wasserangebot zur Zellteilungsphase ist mit einer überdurchschnittlichen Beerengröße beziehungsweise mit einer kompakten Traubenstruktur zu rechnen. Esca-Stöcke werden zunehmend sichtbar. Alle auffälligen Stöcke sollten genauso wie Rebstöcke mit Schwarzholzkrankheit im Verlauf der weiteren Vegetationsperiode markiert werden, um dann im nächsten Frühjahr, sofern dies möglich ist, einen neuen Stockaufbau mit Stammaustrieben zu versuchen.

Die Vorgaben der Absatzorganisation hinsichtlich der noch einsetzbaren Pflanzenschutzmittel sind zwingend zu beachten.

Pflanzenschutz

In befallsfreien Anlagen kann der Spritzabstand im Bereich von zehn bis zwölf Tage liegen. Bei Befallsanlagen muss der Abstand entsprechend reduziert werden. Pilzwiderstandsfähige Sorten (PiWis) sollten bis zum Traubenschluss mitbehandelt werden, denn auch hier liegen mittlerweile Meldungen von Peronosporabefall vor. Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird die vierfache Basisaufwandmenge empfohlen. Aufgrund der wechselhaften Witterungsbedingungen kann in Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen der vorbeugende Einsatz eines magnesiumhaltigen Blattdüngers wie zum Beispiel Bittersalz (3-prozentig) oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Lebosol Magnesium 400 SC, Folicin Mg plus) sinnvoll sein. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.

Peronospora

Die Grundlaubwand und auch die Trauben haben inzwischen einen mehrfachen Schutz erhalten. Anfällig für Neuinfektionen sind daher hauptsächlich die zugewachsenen Geiztriebblätter beziehungsweise das Gipfellaub. Ab dem Stadium Traubenschluss kann an den Trauben nur noch das Stielgerüst infiziert werden.

Bei den anstehenden Behandlungen genügt aufgrund der Resistenzvorbeugung im Regelfall ein reines Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit wie Folpan 80 WDG beziehungsweise Folpan 500SC oder Delan WG (etwas regensicherer). Um Resistenzen vorzubeugen, sollten gegen Ende der Pflanzenschutzsaison auch in Anlagen mit sporulierendem Befall nur noch in absoluten Ausnahmefällen Produkte mit spezifischen Wirkmechanismus (Kurativprodukte beziehungsweise tiefenwirksame Mittel) eingesetzt werden. Auch Produkte auf Basis der phosphorigen Säure werden jetzt nicht mehr empfohlen.

Oidium

Vereinzelt wird nun über den Befall an Beeren berichtet. Bedenken Sie, dass zurückliegende Infektionen erst noch sichtbar werden können. Bei anstehenden Laubarbeiten muss daher eine intensive Kontrolle auf Befall an Blättern und Trauben durchgeführt werden.

Wo aktuell in weit entwickelten beziehungsweise nicht frostgeschädigten Anlagen nach intensiver Begutachtung kein Befall festgestellt wird, ist auch keine explosionsartige Ausbreitung mehr zu erwarten. Sofern jedoch Einzelbeeren gefunden werden, so muss nach Erfahrungen aus den vergangenen Jahren mit einem weiter steigenden Befallsaufbau gerechnet werden. In diesem Fall sollte umgehend eine Stoppmaßnahme mit Bicarbonaten eventuell auch in Verbindung mit Netzschwefel* durchgeführt werden. Auf den Einsatz von organischen Produkten sollte für den Rest der Saison verzichtet werden, sofern ihre Anlage stark befallen ist. In solchen Fällen werden in Abständen von etwa acht Tagen weitere Bicarbonatbehandlungen mit Netzschwefelzusatz (sofern erlaubt) empfohlen.

Vorsicht: Wenn es zwischen dem mehrfachen Einsatz von Bicarbonaten nicht regnet und bei voller Sonne auf schwächer wüchsige Anlagen behandelt wird, kann es zu Wasserentzug an den Blättern und dadurch zu braunen Blatträndern kommen.

In befallsfreien Anlagen kommt nach wie vor ein Präparat aus den potenten Wirkstoffgruppen zum Einsatz. Aktuell wird daher in erster Linie Talendo, Dynali oder Belanty empfohlen. Dies gilt insbesondere auch für frostgeschädigte Anlagen mit verzögerter Rebentwicklung. In unkritischen Beständen kann bei den noch ausstehenden Behandlungen auch der einmalige Einsatz der Wirkstoffgruppe „K“ mit Vivando oder Kusabi eingeplant werden.

Aus Gründen der Resistenzvorsorge werden die Produkte aus der „L-Gruppe“ nun nicht mehr empfohlen. Reine Azol-Produkte wie Topas oder Sarumo (nur bis BBCH 79) können dann unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements in unkritischen Anlagen für die letzten ein bis maximal zwei Behandlungen eingeplant werden. Alternativ wäre hier ein Einsatz von Bicarbonaten möglich.

* Hinweis: Ausschließlich beim Netzschwefelprodukt Stulln wurde die Wartezeit auf 28 Tage verkürzt. Alle anderen Produkte bleiben weiterhin bei 56 Tagen!

Schadbilder

Bei der Hochschule Geisenheim können Sie sich über die Schadbilder des echten Mehltaus (Oidium) und falschen Mehltaus (Peronospora) informieren. Die Bilder zeigen die Unterscheidung anhand der Beeren. Im aktuellen Stadium verfärben sich die von Peronospora befallenen Trauben zudem schon bräunlich.

Traubenwickler

Die Fangzahlen sind aktuell sehr gering und gehen nahezu gegen null. Aus diesem Grund kann in erster Linie bei lockerbeerigen Trauben aus heutiger Sicht das Risiko eingegangen und auf eine Behandlung komplett verzichtet werden. Für kompakte Rebsorten ist eine allgemeingültige Aussage beziehungsweise eine Bekämpfungsempfehlung aufgrund der geringen Fangzahlen nicht möglich. Eine notwendige Bekämpfung außerhalb der Pheromonflächen muss daher immer unter Berücksichtigung der örtlichen Flugzahlen kurz vor dem Larvenschlupf abgewogen werden. Im Allgemeinen liegt der ideale Bekämpfungstermin etwa acht Tage nach dem Flughöhepunkt. Bevorzugt sollten dann B4-Mittel wie Coragen, Mimic oder Bacillus thuringiensis-Präparate zum Einsatz kommen. Ein bienengefährliches Produkt wie zum Beispiel SpinTor ist, wenn möglich zu vermeiden, da unkritische Ersatzmittel zur Verfügung stehen. Eine Behandlung der Traubenzone mit entsprechendem reduziertem Aufwand ist ausreichend.

Herbizidmaßnahmen

Aufgrund der feuchten und wüchsigen Bedingungen wird in diesem Jahr vielfach nochmals ein weiterer Herbizideinsatz notwendig. Bei einer geplanten Anwendung sind neben den Gebietseinschränkungen die entsprechenden Wartezeiten und möglichen Anwendungszeitpunkte aus der bekannten Übersicht zum Herbizideinsatz 2024 zu berücksichtigen. Herbizidmaßnahmen sollten bis Ende Juli abgeschlossen werden. Bitte beachten Sie darüber hinaus auch folgende Aspekte:

  • Tief hängende Schnabeltriebe dürfen auf keinen Fall von Herbiziden getroffen werden, beim Einsatz glyphosat- oder wuchstoffhaltiger Produkte gilt dies auch für Stockausschläge!
  • Für das kurzzeitige Niederhalten von Problempflanzen wie Disteln oder Windenarten stehen die Abbrenner-Präparate Quickdown, Shark oder Beloukha im Rahmen einer Bekämpfung der Stockausschläge zur Verfügung. Die jeweiligen Sortenbeschränkungen sind zu beachten!
  • Alternativ kann in WSG/QSG zur nachhaltigen Winden- und Distelbekämpfung auch das wuchsstoffhaltige Produkt U46 M-fluid ab dem Stadium Erbsengröße unter Beachtung der Anwendungsbedingungen (Temperatur < 25 °C, niedrige Luftfeuchte, Thermik) eingesetzt werden.
  • Bei einem notwendigen Sommereinsatz eines Gräserprodukts in WSG und QSG kann ausschließlich Select 240 EC in Kombination mit Radiamix zum Einsatz kommen (Focus Ultra ist nur mit einmaliger Anwendung bis BBCH 60 zugelassen!). Stockausschläge werden durch das Gräserprodukt nicht erfasst.
  • Kein Einsatz von glyphosathaltigen Produkten auf Flächen in Wasserschutz- beziehungsweise Quellschutzgebieten (WSG/QSG)!

Versuchstag der LVWO Weinsberg

Am 02. August 2024 findet der Pflanzenschutzversuchstag der LVWO Weinsberg statt. Von 10 bis 16 Uhr haben Fachbesucher sowie die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich am Versuchsstandort „Grabenäcker“ über die aktuellen Versuchstätigkeiten des Referats Weinbau und Rebschutz der LVWO Weinsberg zu informieren. Praxisrelevante Themen wie beispielsweise Versuche im Pflanzenschutz, zur Mittelreduktion, zur Applikationstechnik oder auch zum Thema Spätfrost werden vorgestellt. Eine Vorführung der Spritzdrohne wird es zudem auch geben. Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage der LVWO Weinsberg.

Frist zur Einreichung des Verwendungsnachweises UuU 2024

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

Sonstiges

  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Brenneseln jetzt stehen lassen. Überträgerzikaden werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanze (zum Beispiel Brennesseln) gezwungen, andere Pflanzen, zum Beispiel die Rebe anzufliegen.
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 17. Juli 2024.

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