
Belüftung und Abtrocknen der Laubwand gewährleisten
Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, weinbauliche Arbeiten, Pflanzenschutz, Neuerung bei der Wiederbepflanzung, Asiatische Hornisse sowie Sonstiges.
von LRA HN erschienen am 22.05.2024Allgemeine Situation
Das Wetter bleibt in dieser Woche zunächst unbeständig mit Temperaturen um die 20 Grad. Die Niederschläge, welche am vergangenen Freitag und Samstag gefallen sind, erreichten insgesamt zwischen 40 und 100 Liter. Nach wie vor sind die Wettervorhersagen aufgrund der derzeit vorherrschenden Großwetterlage mit großer Unsicherheit behaftet. Einige sehr interessante Hintergründe hierzu und zur ungleichen Niederschlagsverteilung im Mai finden Sie auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2024/5/19.html
Durch die warmen Temperaturen über das Pfingstwochenende sowie die gute Wasserversorgung ging das Wachstum der Reben weiter sichtlich voran. Die meisten Rebanlagen haben derzeit etwa neun Blätter entwickelt. In frühen Anlagen sind bereits schon mehr als zehn Blätter entwickelt. Hier ist die volle Entwicklung der Gescheine bereits erreicht. Somit sind wir im Vergleich zum langjährigen Mittel in der aktuellen Vegetation circa eine Woche im Vorsprung. Nach heutiger Sicht ist in Rebanlagen ohne Frostschäden mit dem allgemeinen Blühbeginn circa ab Anfang Juni zu rechnen.
Weinbauliche Arbeiten
In vielen Betrieben sind die Ausbrecharbeiten noch nicht beendet. Gleichzeitig beginnen nun auch die Heftarbeiten. Im Vordergrund stehen hier windbruchgefährdete Rebsorten. Auch bei Flachbögen steht mitunter der erste Heftgang an.
Achten Sie hierbei auf eine gleichmäßige Verteilung der Triebe im Drahtrahmen, um eine bessere Belüftung und Abtrocknung der Laubwand zu ermöglichen. Auch für den Pflanzenschutz hat dies einen enormen Vorteil, da hierdurch eine optimale Applikation gewährleistet wird.
Pflanzenschutz
Ab einer Trieblänge von zehn bis 15 cm sollten Anlagen, welche stärkere Frostschäden erlitten haben, mit dem Basisaufwand eines preisgünstigen Kontaktmittels gegen Peronospora und Netzschwefel gegen Oidium in die Pflanzenschutzbehandlungen mit aufgenommen werden.
Die unten folgenden Empfehlungen zum Pflanzenschutz beziehen sich auf teilgeschädigte und nicht geschädigte Rebanlagen.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird die zweifache Basisaufwandmenge empfohlen. In frühen und weit entwickelten Anlagen kann in der nächsten Woche auch zum Teil schon die zweieinhalbfache Basisaufwandmenge nötig sein. Auf unterschiedliche Entwicklungsstadien der einzelnen Sorten und Lagen kann durch Zu- bzw. Abschalten eines zusätzlichen Düsenpaares reagiert werden.
Das aktuelle Entwicklungsstadium erfordert einen möglichst lückenlosen Schutz gegen Oidium und insbesondere bei Gewittergefahr und eventuell vorhandener Ölflecken auch gegen Peronospora. Daher sollten die Spritzabstände bei vorausgegangenem Netzschwefeleinsatz bei maximal acht Tagen liegen, auch bei organischen Mehltaufungiziden sollte der Behandlungsabstand zehn Tage nicht wesentlich überschreiten.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sollten während der anfälligen Entwicklungsphase (circa BBCH-ES 55-75) ebenfalls zwei- bis dreimal mitbehandelt werden, um die Widerstandsfähigkeit der Rebsorte besser zu gewährleisten.
Oidium
Das Infektionsrisiko durch Oidium bleibt weiterhin hoch. Vor allem in frühen Lagen und weit entwickelten Sorten befinden wir uns zudem bereits im Mehltaufenster. In dieser Zeit von kurz vor der Rebblüte bis Erbsengröße ist das Infektionsrisiko gerade für die Gescheine am größten. Achten Sie bei anstehend Stockarbeiten weiterhin auf entsprechende Auffälligkeiten (Zeigertriebe, beginnender Befall auf der Blattunterseite), insbesondere bei Anlagen mit Vorjahresbefall sowie bei gefährdeten Rebsorten. Bitte melden Sie entsprechende Funde auch an die Weinbauberatung. Zum Einsatz kommen nun bevorzugt organische Mittel wie beispielsweise Belanty, Dynali oder Talendo. Sofern in dieser Saison noch nicht eingesetzt, kann auch Prosper Tec beziehungsweise Spirox verwendet werden. Weitere Hinweise zur Bekämpfungsstrategie und zur Differenzierung zwischen Normal- und Befallslagen finden Sie auf der Homepage der LVWO Weinsberg.
Peronospora
Die ersten drei Meldungen zum Fund von Ölflecken liegen seit Beginn dieser Woche vor. Auch von einem ersten Gescheinsbefall wird berichtet. Die Niederschläge der vergangenen Woche in Verbindung mit den langen Blattnässezeiten legten optimale Bedingungen für Bodeninfektionen wie auch bei eventuell vorhandenen Ölflecken für eine Sekundärinfektion. Da auch in dieser Woche wieder Inkubationszeiten auslaufen, sollten Sie ihre Anlagen weiterhin kontrollieren. Melden Sie einen Ölfleckenfund sowie den Befall von Gescheinen, bitte weiterhin der Weinbauberatung.
Bei einer vorbeugenden Pflanzenschutzstrategie wurden vermutlich die meisten Flächen an den vergangenen Tagen (Sonntag / Montag) aufgrund der unbeständigen Wettervorhersage behandelt. Ist dies der Fall, so ist auch weiterhin ein Kontaktpräparat wie Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC oder Delan WG ausreichend. Der Zusatz eines phosphonathaltigen Produkts wie zum Beispiel Veriphos, Rombiphos, Foshield oder Frutogard wird aufgrund der anhaltend unbeständigen Witterung und dem erwartenden Zuwachs weiterhin empfohlen. Alternativ kann auch Delan Pro ausgebracht werden, welches eine fertige Mischung aus Kontaktmittel und Phosphonat ist.
Kurativ wirkende beziehungsweise tiefenwirksame Mittel haben dann ihre Berechtigung, wenn bei anhaltend unbeständiger Wetterlage unmittelbar nach größeren Niederschlägen eine Behandlung ansteht. Restmengen von Dimetomorph-haltigen Produkten wie zum Beispiel Forum Gold, Orvego, Vinostar können in solchen Wettersituationen sinnvoll aufgebraucht werden. An dieser Stelle wird im Hinblick auf den Widerruf der Zulassung des Wirkstoffs Dimetomorph und die damit verbundene mögliche Rückstandsproblematik nochmals an die Empfehlung für ein zeitnahes Aufbrauchen bis zur abgehenden Blüte (BBCH 68) erinnert. Die Pflanzenschutzmittel, welche eine kurative Wirkung haben, sind mit einem „k“ in der Pflanzenschutzbroschüre der LVWO Weinsberg versehen.
Neuerung bei der Wiederbepflanzung
Ab sofort ist die Pflanzgenehmigung nun bis zu acht Jahren gültig, sofern eine Wiederbepflanzung ohne Flurstückswechsel stattfindet. Hierzu muss jedoch ein „Antrag auf Genehmigung einer Wiederbepflanzung von Rebflächen“ bis zum Ende des zweiten auf die Rodung folgenden Weinwirtschaftsjahres (31. Juli) beim Regierungspräsidium gestellt sein.
Weitere Informationen können Sie der Webseite des Regierungspräsidiums entnehmen: https://rp.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/RP-Internet/Themenportal/Landwirtschaft_und_Fischerei/Weinbau/Documents/Antrag-Uebertragung-oder-Verlaengerung-Pflanzgenehmigung.pdf
Asiatische Hornisse
Die Asiatische Hornisse ist eine invasive gebietsfremde Art aus Südostasien. Diese verursacht Fraßschäden an Obst- und Weinbau. Insekten (unter anderem Honigbienen) werden zur Fütterung ihrer Larven benötigt. Sollten Sie eine Asiatische Hornisse sichten, so melden Sie diese bitte unter folgendem Link: https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/asiatische-hornisse#:~:text=Die%20Arbeiterinnen%20der%20Asiatischen%20Hornisse,Beine%20sind%20schwarz%2Dgelb%20gef%C3%A4rbt
Sonstiges
- Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt am 29. Mai 2024.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.