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Württemberg | Rebschutzhinweis 15

Pilzdruck minimieren

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, Fäulnis- und Botrytisvorsorge, Herbizidmaßnahmen, Umstrukturierung sowie Sonstiges.

von LRA HN erschienen am 03.07.2024
In frühen Lagen steht bei kompakten Sorten und Klonen das Stadium Traubenschluss kurz bevor oder ist bereits erreicht. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Die kurz anhaltende sommerliche Phase am vergangenen Samstag wird nun wieder, wie für das Jahr 2024 typisch, von wechselhaftem und kühlem Wetter abgelöst, das zunächst bis zum Wochenende anhält. Die zu Beginn der Woche gefallenen Niederschläge und die milden Temperaturen haben weiterhin den hohen Infektionsdruck für Oidium und Peronospora begünstigt.

Trotz enger Spritzintervalle konnten große Infektionen aufgrund des anhaltend hohen Infektionsdrucks nicht immer vermieden werden, sodass auch im Beratungsgebiet vermehrt Ölflecken gemeldet wurden. Bei unzureichender Applikationsqualität oder zu großen Spritzabständen ist teilweise auch ein massiver Blattbefall durch Peronospora zu beobachten. In Anlagen mit verstärktem Peronosporabefall kann durch verkürzte Laubschnittintervalle und Ausgeizen in der Traubenzone versucht werden, den Pilzdruck durch weinbauliche Maßnahmen zu reduzieren.

In den frühesten Lagen steht bei kompakten Sorten und Klonen das Stadium Traubenschluss kurz bevor oder ist bereits erreicht, ansonsten liegt die Beerenentwicklung meist zwischen Schrotkorn- und Erbsengröße. Bei Entlaubungsmaßnahmen ab dem Stadium Erbsengröße sollte die zunehmende Sonnenbrandgefahr beachtet werden.

Hinweise: Hohes Infektionsrisiko!

Im Landkreis nimmt man vermehrt Weinberge wahr, die vermutlich zur Rodung vorgesehen sind. Diese wurden auf den Kopf zurückgeschnitten oder die Stämme abgesägt. Teilweise wurde bereits die Drahtanlage entfernt, sodass vermutlich in diesen Flächen zukünftig keine Bewirtschaftung mehr stattfinden wird. Mittlerweile sind die Rebstöcke jedoch vielfach wieder stark ausgetrieben. Bitte denken Sie daran, in diesen Bereichen alle Wasserschosse zu entfernen, damit sie nicht zu „Sporenschleudern“ werden. Sprechen Sie auch benachbarte Grundstückseigentümer beziehungsweise Bewirtschafter auf mögliche Auswirkungen für die ordnungsgemäß bewirtschafteten Weinberge in der unmittelbaren Umgebung an!

Pflanzenschutz

Mindestens bis zum Stadium Erbsengröße/Beginn Traubenschluss (BBCH 75/77) befinden sich die Reben in der Phase der höchsten Anfälligkeit. In befallsfreien Anlagen kann der Spritzabstand im Bereich von zehn bis zwölf Tage liegen. Bei Befallsanlagen muss der Abstand entsprechend reduziert werden. Pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwi’s) sollten bis zum Traubenschluss mitbehandelt werden, denn auch hier liegen mittlerweile Meldungen von Peronosporabefall vor. Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird je nach Entwicklungsstand die dreieinhalb bis vierfache Basisaufwandmenge empfohlen.

Aufgrund der wechselhaften Witterungsbedingungen kann in Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen der vorbeugende Einsatz eines magnesiumhaltiger Blattdüngers wie zum Beispiel Bittersalz (dreiprozentig) oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Lebosol Magnesium 400 SC, Folicin Mg plus) sinnvoll sein. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.

Die Abschlussbehandlung, bevorzugt empfohlen als Kupferbehandlung, sollte aus heutiger Sicht in der KW 32 (spätestens zum 10. August 24) erfolgen. Die letzte organische Behandlung entsprechend etwa zehn Tage früher. Je nach Rebsorte und Produktionsziel (Federweißer, Saft, Sektgrundwein) sollten die Abschlussbehandlungen mitunter auch vorgezogen werden.

In frostgeschädigten Anlagen, mit nennenswertem Traubenertrag der zweiten Generation, muss die weitere Entwicklung zur Festlegung eines angepassten Abschlusstermins abgewartet werden.

Bitte beachten: Die Vorgaben der Absatzorganisationen hinsichtlich der Mittelwahl bei den verbleibenden Behandlungen sind verpflichtend einzuhalten.

Peronospora:

Die Grundlaubwand und auch die Trauben haben inzwischen einen mehrfachen Schutz erhalten. Für Neuinfektionen sind jetzt hauptsächlich die zuwachsenden Geiztriebblätter beziehungsweise im Gipfellaub empfindlich. Dort zeigen sich trotz meist enger Spritzintervalle vielerorts die Auswirkungen der Niederschläge aus der vorletzten Woche in Form von frischen Ölflecken. Mitunter können in den nächsten Tagen auch noch weitere Infektionsstellen aus den Niederschlägen über den Monatswechsel in Erscheinung treten.

Aktuell gilt es daher vor allem den starken Neuzuwachs, die schnell wachsenden Beeren und das Stielgerüst zu schützen. Aufgrund der Wirkungssicherheit sind insbesondere in Anlagen mit Befall tiefenwirksame Präparate nochmals zu bevorzugen. Hierbei kommen unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements vornehmlich die protektiv wirkenden Produkte wie Mildicut, Videryo F zum Einsatz. Sofern die Wirkstoffgruppe „S“ seither noch nicht angewendet wurde, kann für einen verbesserten Schutz an den wachsenden Beeren auch Enervin eingeplant werden (bei Enervin SC in Tankmischung mit einem Kontaktpräparat oder bei Enervin F mit dem Mischungspartner Vinifol SC). Kurativprodukte sollten nur noch verwendet werden, wenn unmittelbar nach einem starken Infektionsereignis behandelt wird. Es ist auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel zu achten! Aus Resistenzgründen sollten tiefenwirksame Mittel aus der gleichen Wirkstoffgruppe nicht zweimal nacheinander eingesetzt werden.

Besonders bei stärkerem Befall kann bei anhaltend unsicherer Witterung nochmals ein Produkt auf Basis der phosphorigen Säure (zum Beispiel Veriphos, Rombiphos, Foshield, Frutogard) zugesetzt werden. Da sich der Wirkstoff in die Triebspitzen verlagert und diese bei anstehenden Laubschnittarbeiten entfernt werden, bleibt der Haupteffekt in vielen Anlagen jedoch ungenutzt.

In unkritischen Beständen können reine Kontaktfungizide wie Delan WG (etwas regensicherer) oder Folpan 80 WDG beziehungsweise Folpan 500SC eingesetzt werden.

Oidium:

Witterungsbedingt bleibt der Befallsdruck hoch und die Beeren sind zudem immer noch anfällig für Infektionen. Darüber hinaus können zurückliegende Infektionen erst noch sichtbar werden und insbesondere in den späteren Lagen und frostgeschädigten Anlagen mit verzögerter Entwicklung kann die Befallssituation noch nicht endgültig beurteilt werden. Mittlerweile wurde auch in frostgeschädigten Anlagen mitunter verstärkter Blatt und auch Traubenbefall beobachtet! Bei anstehenden Laubarbeiten muss daher eine intensive Kontrolle auf Befall an Blättern und Trauben durchgeführt werden.

Bei festgestelltem Befall sollten umgehend Stoppmaßnahmen mit Bicarbonaten eventuell auch in Verbindung mit Netzschwefel* durchgeführt werden. Hierzu sollte die Traubenzone entblättert sein. Es bietet sich an, für Stoppmaßnahmen die aktuell kühlere Witterungsphase auszunutzen. Hat sich der Oidiumpilz bereits in der Anlage etabliert, ist eine Tilgung von Oidiumbefall kaum mehr möglich. Der Erfolg durchgeführter Stoppmaßnahmen ist unbedingt zu prüfen! Wurde der Befall gestoppt, sollte sich das Pilzmyzel auf der Beerenoberfläche verbräunen. Zeigt sich ein pudriger Belag, macht der Mehltau weiter und es sind dann weitere Behandlungen mit Bicarbonaten und Netzschwefel notwendig. Behandlungen mit organischen Produkten auf sichtbaren Befall müssen aus Gründen der Resistenzvorsorge unbedingt vermieden werden!

Unter Beachtung des Resistenzmanagementes kommt in befallsfreien Anlagen nach wie vor ein Präparat aus den potenten Wirkstoffgruppen zum Einsatz. Aktuell wird daher in erster Linie Belanty, Dynali oder Talendo empfohlen. Bis BBCH 75 (Erbsengröße) kann auch noch Prosper Tec eingesetzt werden, hierbei ist allerdings die höchstzulässige Wirkstoffmenge von 600 g/ha und Kalenderjahr zu beachten.

Gibt es aufgrund der Mittelverfügbarkeit oder der hohen Behandlungsanzahl in diesem Jahr Schwierigkeiten mit der Mittelwahl beziehungsweise dem Resistenzmanagement, kann unter Berücksichtigung der verkürzten Wirkungsdauer eine Zwischenbehandlung mit Bicarbonat plus Netzschwefel eingeschoben werden. Ein zweiter Einsatz der Wirkstoffgruppe „L“ (Luna Experience, Luna Max, Sercadis, Collis) wird von Seiten der Weinbauberatung im Allgemeinen nicht empfohlen! Für den Einsatz der Wirkstoffgruppe „K“ (Vivando, Kusabi) oder auch der reinen Azolprodukte der alten Generation (Sarumo, Galileo, Topas) ist es momentan noch zu früh!

* Hinweis: Ausschließlich beim Netzschwefelprodukt Stulln wurde die Wartezeit auf 28 Tage verkürzt. Alle anderen Produkte bleiben weiterhin bei 56 Tagen!

Fäulnis- und Botrytisvorsorge

Kompakte Trauben, in Kombination mit den in diesem Jahr auffällig vielen abgestorbenen Blüteresten und eventuellen Niederschläge erhöhen in der Reifeendphase das Risiko für Botrytis- und Essigfäulnis. Bekanntermaßen der wirkungsvollste Schutz gegen Traubenfäulnis sind lockere Trauben und eine luftige Traubenzone. Ob darüber hinaus durch den Einsatz eines Botrytizides zum Zeitpunkt „Kurz vor Traubenschluss“ eine zusätzliche Wirkungsgradsteigerung erzielt werden soll, muss jeder Betrieb für sich entscheiden. Die Behandlung kurz vor Traubenschluss bietet letztmalig die Gelegenheit, das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigem, latenten Botrytisbefall zu schützen. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Switch oder Prolectus. Auch Kenja oder Cantus (beide „L-Gruppe“) stehen unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements zur Verfügung. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand um bis zu 50 % reduziert werden.

Hinweis: Beim Produkt Teldor ist die Zulassung für den Weinbau ausgelaufen, das Produkt darf in dieser Saison nicht mehr eingesetzt werden!

Herbizidmaßnahmen

Durch die feuchten und wüchsigen Bedingungen wird in diesem Jahr vielfach nochmals ein weiterer Herbizideinsatz notwendig werden. Bei einer geplanten Anwendung sind neben den Gebietseinschränkungen die entsprechenden Wartezeiten und möglichen Anwendungszeitpunkte aus der bekannten Übersicht zum Herbizideinsatz 2024 zu berücksichtigen. Bitte beachten Sie bei einem geplanten Einsatz nach wie vor auch die weiterführenden Hinweise aus der Vorwoche.

Frist zur Einreichung des Verwendungsnachweises UuU 2024

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

Sonstiges

  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Brenneseln jetzt stehen lassen. Überträgerzikaden werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanze (zum Beispiel Brennesseln) gezwungen, andere Pflanzen, zum Beispiel die Rebe anzufliegen.
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt am 10. Juli 2024.

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