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67. Veitshöchheimer Weinbautage

Weinvermarktung, Digitalisierung und Zukunftsweine

Vielfältige Aspekte der Weinvermarktung, Herausforderungen im Pflanzenschutz und Digitalisierungsmöglichkeiten standen im Fokus der Fränkischen Weinwirtschaftstage in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim. Die Themenblöcke wurden durch eine Lehrweinprobe mit Zukunftsweinen sowie eine Fachausstellung im Foyer und im Außenbereich ergänzt. Hier bestand unter anderem die Möglichkeit zu Probefahrten mit einem E-Traktor.

von Gabriele Brendel erschienen am 20.03.2025
Vielfältige Aspekte der Weinvermarktung, Herausforderungen im Pflanzenschutz und Digitalisierungsmöglichkeiten standen im Fokus der Fränkischen Weinwirtschaftstage. © Gabriele Brendel
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Der erste Veranstaltungstag stand voll und ganz unter dem Thema „Werben und Verkaufen“. Es wurde aufgezeigt, wie wichtig es für die Weingüter in der heutigen Zeit ist, ihre Marketingstrategien anzupassen, um im zunehmend wettbewerbsintensiven Markt erfolgreich zu sein.

Im Statement des Fränkischen Weinbauverbands ging Präsident Artur Steinmann auf die aktuelle Situation in Franken ein. Er empfahl den Betrieben, genau zu überlegen, ob es vielleicht sinnvoller sei, Flächen aufzugeben und dafür in Marketing zu investieren. „Es ist viel teurer, einen Weinberg zwei bis drei Jahre zu bewirtschaften und den Wein im Keller liegen zu haben, als diese Fläche aufzugeben und mehr in Marketing zu investieren“, sagte Steinmann.

Wow-Effekte

Dr. Uwe Lebok, Geschäftsführer von K&A Brandresearch, eröffnete das Fachprogramm mit einer umfassenden Analyse des aktuellen Marktes und der Veränderungen im Verbraucherverhalten. „Besonders jüngere Generationen – allen voran die Gen Z – trinken bewusster, greifen häufiger zu alkoholfreien Alternativen und erwarten von Getränken mehr als nur Genuss. Regionalität, Natürlichkeit und funktionale Vorteile wie gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe gewinnen an Bedeutung“, berichtete Lebok.

Dr. Uwe Lebok eröffnete das Fachprogramm mit einer umfassenden Analyse des aktuellen Marktes und der Veränderungen im Verbraucherverhalten.
Dr. Uwe Lebok eröffnete das Fachprogramm mit einer umfassenden Analyse des aktuellen Marktes und der Veränderungen im Verbraucherverhalten. © Gabriele Brendel

Storytelling, Food Pairing, Social Media und Influencer-Marketing sind seiner Meinung nach Instrumente, um Wein für jüngere Zielgruppen ansprechend zu inszenieren. Er geht sogar noch weiter und fordert Wow-Effekte. Produkte, die überraschen, auffallen und Emotionen wecken, haben eine größere Chance, sich am Markt durchzusetzen. Kreativität und Mut zum Anderssein werden zum Schlüssel, um im Wettbewerbsumfeld sichtbar zu bleiben. „Wer langfristig erfolgreich sein will, muss bereit sein, über den Tellerrand hinauszublicken und Innovationen mutig voranzutreiben. Frankenwein hat das Potenzial, sich neu zu erfinden – nicht trotz, sondern gerade wegen der aktuellen Herausforderungen. Die Zukunft gehört denjenigen, die es schaffen, Tradition und Innovation in eine neue Balance zu bringen.“

Aktiver Verkauf

Sascha Bartnitzki, IPT – Innovatives Personaltraining (Karlsruhe), gab den Winzerinnen und Winzern den Rat, aktiver zu verkaufen. Nach seinen Worten wird in Deutschland dabei viel zu viel über das Produkt gesprochen. Stattdessen sollten hier die Wie-Faktoren (Mimik, Gestik, Kommunikation, Zuhören) mehr zum Einsatz kommen. „In einem guten Verkaufsgespräch sollte man zwei Drittel der Zeit zuhören und nur ein Drittel selber sprechen, um die Bedürfnisse des Kunden besser zu verstehen“, so Bartnitzki.

Abgerundet wurde der erste Tag mit einer praktischen Einheit: Maggi Schauner erklärte in ihrem Vortrag sehr anschaulich, wie Instagram als Marketingtool für Winzer und Weingüter genutzt werden kann. Dabei ging sie auf die meistgestellten Fragen rund um Instagram ein. Eine wichtige Basis für den Social-Media-Auftritt ist ein vollständig ausgefülltes Profil, das den Leuten Lust macht, auf „folgen“ zu klicken. Ob Foto-Post/Karussell-Post, Reels, Stories oder Highlights – all diese Beitragsarten können eingesetzt werden, um Wein zu verkaufen.

Maggi Schauner erklärte in ihrem Vortrag sehr anschaulich, wie Instagram als Marketingtool für Winzer und Weingüter genutzt werden kann.
Maggi Schauner erklärte in ihrem Vortrag sehr anschaulich, wie Instagram als Marketingtool für Winzer und Weingüter genutzt werden kann. © Gabriele Brendel

Fachgerechte Rebenerziehung

Am zweiten Tag standen Herausforderungen im Pflanzenschutz und Digitalisierungspotenziale auf dem Programm. Heinrich Hofmann von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) ging den Ursachen für Kümmerwuchs auf den Grund. Diese können biotischer Herkunft sein und durch Viren, Bakterien, Thripse, Mäuse oder auch Wurzelpilze hervorgerufen werden. Hinzu kommen abiotische Ursachen wie die Bodenstruktur, Bewirtschaftungsfehler sowie Trockenheit oder Starkniederschlag. Hofmann empfahl, bei der Pflanzung unbedingt auf guten Bodenschluss zu achten und die Junganlage wie eine gärtnerische Kultur zu pflegen.

Florian Sinn vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau berichtete über Möglichkeiten der Esca-Bekämpfung. Eine wichtige Rolle spiele dabei, dass beim Rebschnitt nur wenige und kleine Wunden entstehen. Dafür müsse bereits bei den Laubarbeiten eine korrekte Vorarbeit geleistet werden. Die Erhebungen des Südtiroler Beratungsrings belegen, dass eine fachgerechte Rebenerziehung die Anzahl an symptomatischen Esca-Stöcken deutlich reduziert.

Erfolgreich ist auch die Rebchirurgie, bei der der Rebstamm mit einer kleinen Kettensäge geöffnet wird und von Esca befallene Rebenteile und Ansammlungen von Totholz entfernt werden. Die Ergebnisse aus der Weinbaupraxis zeigen, dass im Durchschnitt rund 90 % der behandelten Rebstöcke den Eingriff überleben und in den Folgejahren lediglich eine Rückfallquote von drei Prozent besteht.

Digitale Helfer

Einen Überblick über digitale Helfer, angefangen im Weinberg, über Keller, Vermarktung, Handel bis hin zum Endkunden, gaben Marcel Sambale-Lergenmüller (Vineyard Cloud) und Christian Händel (Vinou). Richtig eingesetzt, kann mit diesen Helfern sehr viel Zeit eingespart werden. „All-in-one-Lösungen für den Weinmarkt stoßen allerdings schnell an ihre Grenzen. Denken Sie an einen Werkzeugkasten aus den besten Tools“, empfahl Händel.

Bei der abschließenden Fachweinprobe hieß es: „Mit alternativen Rebsorten in die Zukunft?!“ Dabei wurden nicht nur Piwis/Zukunftsweine verkostet, sondern auch deren Anbaueignung und besondere Eigenschaften vorgestellt. Neben den Referenten vor Ort war dafür auch die Mitbegründerin der Bewegung Zukunftsweine, Eva Vollmer, aus ihrem Weingut in Rheinhessen zugeschaltet.

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