
Sekt soll Kunden glücklich machen
Sie heißen „Hide and Sekt“, „Drilling“, „Reiner Chardy“ und „Ursprung #PetNat“. Es sind einzigartige Produkte mit Seltenheitswert. Drei Sekte und einen Perlwein haben die Schüler der Weinbautechnikerklasse 2 in vier Teams seit Beginn ihrer zweijährigen Ausbildung an der Weinbauschule der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau produziert. Von 2023 bis 2025 stellten die angehenden Weinbautechniker rund 800 Flaschen des prickelnden Kulturguts im traditionellen Flaschengärungsverfahren her.
von Gustav Döttling Quelle Gustav Döttling erschienen am 16.06.2025„Sekt ist durch seine prickelnde Spritzigkeit Emotion pur“, betont der Leiter der Weinbauschule Dr. Oliver Schmidt. Diese Emotion(en) sollen die angehenden Weinbautechniker in Kooperation mit Schülern des Berufskollegs für Grafik und Design der Kolpingschule Reutlingen potenziellen Kunden durch ein entsprechendes Marketingkonzept und das Design der Flaschenetiketten vermitteln.
Gemeinschaftsprojekt
„Nur Sekt machen reicht nicht, man muss sich von anderen Produkten abheben, daher schaffen wir Sektkunst“, erläutert Schmidt das Ausbildungskonzept. Er ergänzt: „Sekt soll unsere Kunden glücklich machen.“
„Die Aufgabe unserer Schülerinnen und Schüler ist es, gemeinsam mit den Weinbautechnikern ein Flaschenetikett zu entwickeln, das mit Grafik, Farbe und Stimmung die Sekt-Idee transportiert“, erklärt Jutta Heitz. Das sei sehr gelungen, meint Heitz, die als Lehrerin für das Berufskolleg für Grafik und Design der Kolping Schulen Reutlingen das Gemeinschaftsprojekt betreut.
Mit der Präsentation der Sekte, der betriebswirtschaftlichen Kalkulation sowie dem Marketingkonzept und den von den Schülern produzierten Werbevideos im Festsaal der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) endete Mitte Mai, das zweijährige Projekt. Schüler, Schülerinnen, Lehrende und Mitarbeitende der LVWO und des Berufskollegs für Grafik und Design verfolgten gespannt die Beiträge und sparten nicht mit Applaus.
Fünf verschiedene Produkte
„Unsere Sekt-Idee war es, einen sortenreinen, prickelnden Sekt aus Chardonnay-Trauben zu kreieren“, berichten die Schüler Carlo Clauß (Baden), Ann-Katrin Ark (Rheinhessen), Michael Lott (Baden) und Harry Kindhauser (Schweiz). „Auf ihrem Etikett symbolisieren die Farben Blau den Rhein und Goldgelb die Farbe des Weins.“
„Es war super, wir haben sehr viel gelernt“, erzählte Harry Kindhauser. Am schwierigsten sei der Projektstart gewesen. „Man musst sich erst mal kennenlernen“, berichtete Ann-Katrin Ark. Sie habe vorher noch nie selbst Sekt gemacht. „Es war toll, dass ich nun den ganzen Prozess erleben und mitgestalten konnte“, sagte die angehende Weinbautechnikerin.
Gelungen sind die Präsentationen der Gruppe „Drilling“, die ein Sekt-Cuvée aus den drei Rebsorten Riesling, Muskateller und Kerner kreiert hat, und der „Piraten“ mit ihrem originellen „Hide and Sekt“. Sie stellten sich selbst, Etikett und Werbematerial im karibischen Piratenlook vor.
„Die Story von den Piraten grafisch für ein Etikett umzusetzen, war spannend, besonderen Spaß hat mir die Zusammenarbeit im Team mit den Winzern gemacht“, berichtete Grafikschülerin Joanna Breidt aus Reutlingen. Die Zusammenarbeit mit einer anderen Berufsgruppe sei für sie eine wichtige Erfahrung.
Das fachkundige Publikum überzeugte Jacopo Alliata. Als Spätstarter und „Einzelkämpfer“ stellte er aus der Sauvitage-Traube 100 Flaschen seines erfrischenden, leicht trüben Perlweins „Ursprung #PetNat“ mit nur einer Gärung her. „Obwohl ich erst im zweiten Jahr als Quereinsteiger dazugekommen bin, hat mich die ganze Klasse super aufgenommen“, erzählte Jacopo Alliata, warum er das Sektprojekt allein bewältigte.
Alle sind Gewinner
„Ich finde die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Charaktere, die sich erst finden müssen, sehr spannend“, stellte Projektleiterin Vanessa Hauert von der LVWO fest. „Bei diesem Projekt sind alle Gewinner. Ich bin mit allen Projektergebnissen sehr zufrieden“, lobte Schmidt seine „Sektfabrikanten“. Die Bewertung des Sektprojekts fließt in die Note des Fachs Önologie ein.
Ihre Sekte wollen die Weinbauschüler teilen und nach ihrem Abschluss mit ihren Freunden und Familien genießen.
2002 hat Dr. Oliver Schmidt, der heutige Leiter der Weinbauschule, das Sektprojekt in der Ausbildung der Weinbautechniker eingeführt. Gleich zu Beginn des Lehrgangs werden die Schüler zufällig in Gruppen gelost. Ihre Aufgabe: In den zwei Jahren ihrer Ausbildung einen hochwertigen Sekt in traditioneller Flaschengärung herzustellen.
Sie bewältigen dabei selbstständig alle Produktionsstufen – vom Kauf der Trauben und Flaschen bis zur Abfüllung. Die Schüler entwickeln ein verkaufsfertiges Produkt samt Vermarktungskonzept, Produkt-Story sowie einen Image-Film. Kurz vor Projektende unterstützen Schüler des Berufskollegs für Grafik und Design aus Reutlingen in einem gemeinsamen Projektschritt die Weinbautechniker beim Entwurf von Etiketten und Werbematerialien.
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